Führende Politiker haben sich der Kritik an dem Treffen der deutschen Fußball-Nationalspieler Ilkay Gündogan und Mesut Özil mit dem türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan angeschlossen. Bundestagsvizepräsident Hans-Peter Friedrich (CSU) sagte der Bild-Zeitung, es sei befremdlich, sich "vor den Wahlkampfkarren eines ausländischen Politikers spannen zu lassen, der sich vor Kurzem noch abfällig über Deutschland geäußert hat". Jetzt Fußballreise buchen!

Annette Widmann-Mauz, Staatsministerin für Integration im Bundeskanzleramt, nannte das Treffen in London via Twitter "eine schiefe Verbeugung", die für das Gegenteil dessen stehe, was der Deutsche Fußball-Bund (DFB) in seiner Kampagne für Respekt und Toleranz vertrete. Auf diese Diskrepanz hatte DFB-Präsident Reinhard Grindel bereits energisch hingewiesen.

Die CSU twitterte: "Wer das Trikot der Nationalmannschaft trägt, sollte sich zu den Werten unseres Landes bekennen und nicht Wahlkampf für Despoten machen, die die Pressefreiheit und Menschenrechte einschränken." Einen Schritt weiter ging die rechtspopulistische AfD, deren Fraktionsvorsitzende Alice Weidel mit Blick auf die WM in Russland forderte: "Özil und Gündogan zu Hause lassen."

Die beiden Mittelfeldstars hatten Erdogan am Sonntag in einem Hotel in London getroffen und signierte Trikots ihrer Vereine überreicht. Gündogan erklärte dies mit einer Geste der Höflichkeit. Am Dienstag werden beide im Dortmunder Fußball-Museum höchstwahrscheinlich von Bundestrainer Joachim Löw in den WM-Kader der Nationalmannschaft berufen.

Cem Özdemir, langjähriger Bundesvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen und wie Özil und Gündogan türkischstämmig, hatte dem SID am Montag gesagt: "Der Bundespräsident eines deutschen Nationalspielers heißt Frank-Walter Steinmeier, die Bundeskanzlerin Angela Merkel und das Parlament heißt Deutscher Bundestag. Anstatt Erdogan diese geschmacklose Wahlkampfhilfe zu leisten, wünsche ich mir von den Spielern, dass sie sich aufs Fußballspielen konzentrieren." Er riet Özil und Gündogan, "noch einmal die Begriffe Rechtsstaatlichkeit und Demokratie nachzuschlagen".

 

SID