In München ging am Sonntag das Oktoberfest zu Ende. Traditionell besuchte die Mannschaft des FC Bayern München zum Abschluss die Wiesn - nach Feiern ist dem deutschen Rekordmeister derzeit allerdings nicht zumute. Nach vier sieglosen Spielen in Serie und der 0:3-Heimklatsche gegen Borussia Mönchengladbach steckt der Verein in einer waschechten Krise. Die Schuld daran ist nicht allein beim Trainer zu suchen.

Gesichter, wie die der FC Bayern-Spieler nach dem 0:3-Heimdebakel gegen Borussia Mönchengladbach, hat man in der Allianz-Arena lange nicht gesehen. Fassungslos und ungläubig trotteten die sonst so erfolgsverwöhnten Spieler in die Kabine, vom zur Halbzeit ausgewechselten Thomas Müller waren nach Spielende harsche Worte in Richtung seiner Mannschaftskollegen zu hören: „Es ist eine Mischung aus Fehlern, Unvermögen und einem gewissen Antilauf.“ Herzlich ungelegen kam den Profis tags darauf der alljährliche Oktoberfestbesuch, bei dem die meisten gute Miene zum bösen Spiel machten. Das Treiben erinnerte an den ebenfalls trostlosen Besuch im Vorjahr - wenige Tage später musste der damalige Trainer Carlo Ancelotti gehen. So dramatisch ist die aktuelle Lage bei weitem nicht, im Vergleich der letzten zehn Wiesn-Jahre fällt Kovac allerdings deutlich ab. Die Gründe für die Negativ-Serie sind in allen Teilen des Vereins zu finden.


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Kovac auf der Suche nach der Balance

Allen voran steht natürlich Niko Kovac in der Verantwortung. Nach einem fulminanten Saisonstart mit sieben Siegen aus sieben Spielen liefen die letzten zwei Wochen alles andere als rund für die Münchner. Zwei Unentschieden und zwei Niederlagen stehen aus den letzten vier Spielen zu Buche - das Ergebnis ist Bundesliga-Tabellenplatz 5. In der Länderspielpause muss Niko Kovac nun ein Rezept finden, um die Balance im Team wiederherzustellen. Der Mannschaft haben die teilweise heftigen Rotationen Probleme bereit, gerade in der Defensive wollte sich zuletzt keine Routine einstellen. Gegen Mönchengladbach resultierten die frühen Gegentore aus individuellen Fehlern in der Abwehr. Die ideenlos wirkenden Offensivreihen versäumten es hingegen, gefährliche Torszenen zu kreieren. Stellenweise erinnerte das Spiel an das Auftreten der deutschen Nationalmannschaft bei der WM in Russland.

Haben sich die Bosse im Sommer verzockt?

Die sportliche Krise ist jedoch nicht allein auf den Trainer und die Mannschaft zurückzuführen. Auch die Klubführung muss sich fragen, ob sie im Sommer die richtigen Schlüsse aus der Vorsaison zog. Auf dem Transfermarkt verzichteten die Klubbosse auf fast jegliche Aktivität, mit Leon Goretzka kam nur ein echter Neuzugang zum FC Bayern. Statt den lange beschworenen Umbruch einzuleiten, verlängerten die Bayern die Verträge mit ihren Alt-Stars Arjen Robben und Franck Ribéry um ein weiteres Jahr. Die Quittung dafür erhält der Rekordmeister nun schneller als erhofft: Besonders auf den offensiven Flügelpositionen fehlte zuletzt die Durchschlagskraft, Robben musste gegen Mönchengladbach bereits nach 45 Minuten das Feld verlassen. Auch der dafür eingewechselte Ribéry konnte keine entscheidenden Akzente mehr setzen - Kingsley Coman fällt seit Beginn der Saison verletzt aus.

Als Folge dürfte der längst benötigte Umbruch spätestens im nächsten Sommer stattfinden. Das berühmte bayerische Festgeldkonto sollte ohnehin bestens gefüllt sein, verkündet der Klubs doch nahezu jedes Jahr neue Rekordzahlen. Statt einzig auf den wirtschaftlichen Erfolg bedacht zu sein, sollten sich die Bosse also endlich der sportlichen Zukunftsfähigkeit des Kaders widmen.