Willi Brüggemann war irritiert. "Stampfende Spieler mit blau-weißer Bluse und schwarzer Kniehose und Bergsteiger-Schuhen", die mit den Füßen einen Ball traten, sah er. Als er dieses ungewöhnliche Schauspiel an einem Sonntag im Jahr 1905 auf einer Wiese an der Bielefelder Oelmühlenstraße beobachtete, hätte Brüggemann wohl nie gedacht, dass er wenig später der Torwart dieser sogenannten Fußballmannschaft werden würde.
Die Bielefelder Alm: Heute Heimat der Arminia

Die Bielefelder Alm: Heute Heimat der Arminia

"Das war etwas ganz Neues, das war in Bielefeld noch nicht da gewesen", sagte Brüggemann einige Jahre später. Zunächst hatte er das Geschehen noch mit einer gehörigen Portion Skepsis betrachtet.

In England, ja, da gab es schon seit einigen Jahren eine professionelle Fußballliga. Auch in einigen Regionen Deutschlands war der neue Sport auf dem Vormarsch. Doch in der ostwestfälischen Provinz, da kannte man ihn bis dato noch nicht.

Doch die Gestalten, die Brüggemann beobachtete, waren tatsächlich Spieler des "Ersten Bielefelder Fußballclubs Arminia", der gerade erst gegründet worden war. Zwei Gesellschaftsvereine der Stadt, der VfB 03 Bielefeld und die Arminia hatten den Versuch unternommen, eine Fußballabteilung anzugliedern.

Die beiden Mitglieder der Vereine, Alwin Bohlen und Jonny Henningsen scheiterten zunächst, doch dann trafen sie sich mit Emil Schröder, dem Vorsitzenden des Arminia-Vorgängers Terpsichore, einem Tanz- und Vergnügungsverein. Obwohl in den meisten Gesellschaftsschichten viel lieber getanzt wurde und der Fußball zum Teil nicht nur unbekannt, sondern sogar verpönt war, war Schröder von der ostwestfälischen Idee begeistert.

Also suchten Schröder, Bohlen und Henningsen über Zeitungsannoncen nach Mitstreitern. Am 14. April 1905 versammelten sich schließlich vierzehn Männer im Restaurant Modersohn im Keller des alten Bielefelder Rathauses und bereiteten die Gründung eines Fußballklubs vor. Etwas mehr als zwei Wochen später, am 3. Mai, fand an gleicher Stelle die Gründungsversammlung statt.

Schon weitere zwei Wochen später stand das erste Spiel gegen eine Osnabrücker Mannschaft an. Doch in der Kürze der Zeit konnte die Arminia keine ausreichende Zahl an Hemden beschaffen.

Improvisationskunst war gefragt. Der niederländische Mitgründer Bohlen organisierte kurzerhand einen orangefarbenen Satz Shirts. Noch heute spielt die Arminia deshalb gelegentlich in orangenen Trikots - so auch in dieser Spielzeit, in der ein Ausweichtrikot daran angelehnt ist.

"Das war etwas ganz Neues, das war in Bielefeld noch nicht da gewesen." Dass seine Arminia 116 Jahre später in der 1. Fußball-Bundesliga spielen würde, hätte Willi Brüggemann an jenem Sonntag auf einer Bielefelder Wiese wohl kaum für möglich gehalten.

 

SID