Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke hat die Philosophie des Fußball-Bundesligisten Borussia Dortmund verteidigt. "Dazu gibt es keine Alternative. Wir entwickeln uns wirtschaftlich sehr gut, doch das Wettbewerbsumfeld hat sich verschärft", sagte Watzke im Spiegel-Interview.
Watzke sieht keinen anderen Weg für den BVB (Foto: SID)

Watzke sieht keinen anderen Weg für den BVB (Foto: SID)

Seit Jahren entwickelt der BVB europäische Top-Talente weiter, um sie dann zu verkaufen. "Es ist der Sisyphuseffekt, der aber für 98 Prozent aller Klubs weltweit gilt", so Watzke.

Der BVB-Boss verwies aber auch auf Spieler wie Robert Lewandowski, Ilkay Gündogan oder Pierre-Emerick Aubameyang, die eine längere Zeit geblieben sind. "Aber es stimmt schon, wenn wir den Felsbrocken mal den Berg hoch geschafft haben, rollt er mitunter auch wieder runter", sagte der 62-Jährige.

Einen Abgang von Sturmjuwel Erling Haaland noch in der Transferperiode bis zum 31. Januar schloss er aber aus. "Wer gibt denn einen der besten Stürmer Europas in der Winterpause ab, wenn er nicht muss? Borussia Dortmund ist noch in drei Wettbewerben vertreten – und in denen möchten wir mit der bestmöglichen Mannschaft antreten", sagte Watzke.

Im Sommer kann der Norweger den BVB aber dank einer Ausstiegsklausel für kolportierte 75 Millionen Euro verlassen. "Es wird natürlich schwierig, ihn zu halten. Trotzdem wollen und werden wir es versuchen", betonte der neue Aufsichtsratschef der Deutschen Fußball Liga (DFL).

Watzke sieht den DFB-Pokalsieger gegenüber den Konkurrenten im Nachteil. "Bayern München stammt aus einem Bundesland, in dem elf von 40 Dax-Unternehmen sitzen, und saugt die Sponsorengelder förmlich an. Auf internationaler Ebene konkurrieren wir mit Klubs, hinter denen Emirate wie Katar oder Abu Dhabi stehen. Oder Oligarchen. Wie sollen wir da finanziell mithalten?", so Watzke.

Trotz einer möglichen zehnten Meisterschaft des FC Bayern in Serie sieht Watzke aber keine Langeweile in der Liga. Die Liga lasse sich nicht auf die Meisterfrage reduzieren, sagte Watzke. Für die sportliche Attraktivität sei die Dominanz aber nicht gut: "Aber was sollen wir machen? Was sollen die Bayern denn machen? Sie haben sich diesen Status erarbeitet. Sie machen es gut. Sollen alle Klubs beschließen, dass die Bayern jetzt mit minus 15 Punkten in die Saison starten?" Es gebe "einfach keinen Hebel, diese Dominanz schnell abzustellen".

Der Erfolg der Münchner fuße "auf jahrzehntelanger guter Arbeit und einem wirtschaftlich außergewöhnlichen Umfeld". Am Ende liege es "am Materialeinsatz".

Der BVB mache "sicher nichts viel schlechter als Bayern München". Aber wenn die Bayern "pro Jahr 130 bis 150 Millionen Euro mehr für Gehälter ausgeben können als wir, dann ist das ein Wettbewerbsvorteil, den es in England und Spanien, selbst in Italien so ausgeprägt eben nicht gibt". Watzke wollte dies aber nicht als "Klagen" oder "Neid" verstanden wissen.

Einen Investor sucht der BVB dennoch nicht. "Dem müssten wir uns komplett unterwerfen. Damit würden wir uns viel zu klein machen. Fußball bedeutet in Deutschland mehr, als nur ein Spiel zu gewinnen. Und ich bin Traditionalist und Romantiker, was den deutschen Fußball und seine Strahlkraft in die Gesellschaft hinein angeht", sagte Watzke.

 

SID