Auch Emanuel Pogatetz, derzeit erfolgreicher Co-Trainer beim ADMIRAL 2. Ligisten SKN St. Pölten, bekommt leuchtende Augen, wenn der 39-jährige Grazer den Höhenflug vom derzeitigen Sensations-Spitzenreiter der Deutschen Bundesliga - 1. FC Union Berlin - verfolgt, der erst 2019 ins Oberhaus aufgestiegen war. 2016-2017 spielte der 61-fache ÖFB-Teamspieler und langjährige Auslands-Legionär bei den "Eisernen" in Köpenick und an der "Alten Försterei". Ligaportal fragte nach über seinen Ex-Klub bzw. was "Mad Dog" ihm in dieser Saison noch alles zutraut.

Emanuel Pogatetz galt zu aktiven Zeiten als eisenharter Abwehrspieler, von daher passte "Mad Dog" (Spitzname "verrückter Hund" aus seiner Zeit beim FC Middlesbrough) zu "Eisern Union". Aus den USA kommend stand der damals 32-jährige Linksbeiner ab 5.01.2016 für 1 1/2 Jahre beim damaligen 2. Ligisten 1. FC Union Berlin unter Vertrag (17 Einsätze), ehe er im Sommer 2017 zum LASK wechselte und dort seine aktive Karriere beendete. Hier ist der gebürtige Grazer in seinem letzten Spiel an der "Alten Försterei" in Aktion gegen die SpVgg Greuther Fürth und David Raum, inzwischen RB Leipzig und aktueller DFB-Nationalspieler und WM-Kader-Kandidat Katar 2022.

Emanuel Pogatetz stammt aus der Jugend von Sturm Graz. Nach seinem ersten Auslandsaufenthalt bei Bayer Leverkusen und dem FC Aarau/Schweiz kehrte der Steirer 2003 in seine Geburtsstadt Graz zurück und gewann 2003/2004 mit dem GAK 1902 das Double aus Österreichischer Meister & -Cupsieger.

Der wiederkehrene Begriff "Eisern Union" ist übrigens darauf zurückzuführen, dass beim Arbeiterverein Union Berlin (1966 gegründet) viele Spieler zu frühen Zeiten und der ehemaligen DDR ihr Geld nebenher in der Industrie der Eisenverarbeitung dazuverdienten.

"Christopher Trimmel hat sehr positiven Einfluss auf Kultur in der Mannschaft"

Ligaportal: Emanuel, Union Berlin rockt die Deutsche Bundesliga, ist einzig noch unbesiegt und grüßt bei 5 Punkten Vorsprung auf Rekordmeister FC Bayern München nach 7 Spieltagen von Platz 1. Welch ein Hype um die Eisernen. Du hast selbst an der Alten Försterei und für Union Berlin gespielt, kennst die Mentalität und Begeisterung der Köpenicker und ihrer Fans. Wie erklärst Du Dir diesen derartigen Aufschwung?

Emanuel Pogatetz: Zum einen durch kontinuierlich harte Arbeit. Zum anderen gibt es dort im Verein eine ganz klare Kultur und Werte, die sie immer weiter getragen haben. Da wird sehr professionell gearbeitet. Hinzu kommt ein Trainer (Anm.: der Schweizer Urs Fischer), der sehr gut zu Union passt. Dazu mit Christopher Trimmel ein sehr guter Kapitän (Anm.: 35-jähriger ÖFB-Team-Verteidiger), ich kenne ihn ja sehr gut. Er hat wirklich sehr positiven Einfluss auf die Kultur in der Mannschaft. Mit all dieser Konstellation machen sie jedes Jahr Fortschritte. Überraschend ist, dass sie sich jetzt kontinuierlich vorne festgesetzt haben. Jetzt schon in der 3. Saison. Von daher haben sie sich das mehr als verdient, was mich riesig für den Verein freut.

Ligaportal: Und Union hat beste Erfahrungen mit Österreichern, derzeit auch im Trainer-Staff. Und bei den Aktiven...Du warst schon dort, danach mit Christoph Schösswendter (derzeit Blau Weiss Linz) ein weiterer Innenverteidiger und natürlich seit nunmehr bereits 8 Jahren der ehemalige Rapidler Christopher Trimmel. Hast Du außer zu ihm mit anderen noch Kontakte bei den "Eisernen"?

Emanuel Pogatetz: Sehr wenig, weil ich ja selber sehr eingespannt bin. Ich verfolge das natürlich und wenn mir der ein oder andere mal über den Weg läuft, so wie der Gspurni (Anm.: Union Berlin-Tormanntrainer Michael Spurning, auch Co-Trainer Markus Hoffmann ist aus Österreich). Da wechselt man dann ein paar Worte, doch es ist jetzt nicht so, dass ich jede Woche mit ihm telefoniere. Ich freue mich wirklich sehr für den Verein, weil sie dort so kontinuierlich arbeiten, immer bescheiden bleiben. Wenn dann so ein Verein ganz Vorne steht, freut das einen umsomehr.

"Nichts ist unmöglich - siehe Leicester City"

Ligaportal: Kapitän Trimmel & Co. (nächsten Samstag zu Gast bei Eintracht Frankfurt mit Coach Oliver Glasner, 15:30 Uhr) tanzen ja noch auf drei Hochzeiten mit Europa League, DFB-Pokal und Bundesliga...was traust Du den "Eisernen" als aktuellem Bundesliga-Spitzenreiter in dieser Saison noch zu?

Emanuel Pogatetz: Am Ende wird es wohl für ganz vorne nicht reichen, auch wenn es ja schon immer wieder mal jedes Jahrzehnt Sensationen gab. Wie zuletzt in der Premier League mit Leicester City (Anm.: 2015/16). Nichts ist unmöglich. Realistisch gesehen glaube ich schon, dass sie in der vorderen Tabellenhälfte bleiben können. Wenn es sehr gut läuft, dass sie wieder international dabei sind und vielleicht schaffen sie sogar die Top 4. Das wäre natürlich riesig."

Ligaportal: Die Nr. 1 in Berlin sind sie seit Jahren definitiv. Danke für das Gespräch.

Fußballerische Stationen Emanuel Pogatetz: Jugend, U19 und 2. Mannschaft SK Sturm Graz (07/2000), FC Kärnten (2000/2001), Bayer Leverkusen (2001/2002), FC Aarau (Leihe, 2002/2003), GAK 1902 (Leihe, 2003-2005), Spartak Moskau (Leihe, 08.03. - 31.05.2005), FC Middlesbrough (2005-2010), Hannover 96 (2010-2012), VfL Wolfsburg (07/2012- 01/2013), West Ham United (Leihe 01/2013 - 07/2013), 1. FC Nürnberg (2013/2014), Columbus Crew/USA (09/2014 - 01/2016), Union Berlin (01/2016 - 07/2017), LASK Linz (07/2017 - 01/2020, Karriereende).

Das Interview führt Ligaportal-Redakteur Herbert Pumann

Fotocredit: IMAGO / Zink