Erst ganz großes Theater um den "Affenzirkus", dann der neuerliche Rauswurf aus dem Kader: Der bockige Starstürmer Pierre-Emerick Aubameyang hat Borussia Dortmund auch beim sportlich bescheidenen Jahresauftakt in Atem gehalten. Eine Stunde vor dem Anpfiff des enttäuschenden 0:0 gegen den VfL Wolfsburg gab der BVB am Sonntag die erneute Suspendierung des Bundesliga-Torschützenkönigs bekannt - kurz darauf nannte Trainer Peter Stöger den Gabuner live bei Sky indirekt einen Lügner. (jetzt Fanreise nach Deutschland buchen!)

Aubameyang hatte die Mannschaftsbesprechung nach dem Abschlusstraining am Samstag geschwänzt. "Das ist eine relativ wichtige Sitzung, und er ist ferngeblieben", berichtete Stöger vor dem Anpfiff: "Da haben wir die Konsequenz gezogen. Er hat kurz angedeutet, dass er es vergessen hätte - aber wir wissen alle, dass das nicht der Fall ist."

Keinen Einfluss auf die Strafe hatte laut Verein hingegen ein Vorfall vom Vormittag: Aubameyang hatte via Instagram geklagt, er fühle sich von einem Journalisten rassistisch beleidigt. Dieser hatte für die ständigen Eskapaden des Torjägers das Wort "Affenzirkus" benutzt, was Aubameyang als Angriff auffasste.

Das dritte BVB-Ligaspiel unter Stögers Leitung geriet angesichts des Wirbels in den Hintergrund. Es war auch nicht sonderlich gut anzusehen. Der BVB kombinierte vor 80.600 Zuschauern gefällig, doch es fehlte die Konsequenz im Abschluss. Aubameyangs Ersatz Alexander Isak (43.) und Jadon Sancho (53.) trafen aus kurzer Distanz den Pfosten, Andrej Jarmolenko verfehlte das Tor freistehend (48.) - der BVB verpasste den Sprung auf den zweiten Platz.

Die Fans hätten sich in diesen Szenen Aubameyang gewünscht, dessen Extravaganzen die Dortmunder seit Jahren auf Trab halten. Mal flog er unerlaubt nach Mailand zum Einkaufen, mal drehte er trotz Verbots ein Image-Video auf dem Trainingsplatz. Zudem gab es immer wieder Spekulationen über einen Abschied aus Dortmund, die Aubameyang teilweise selbst befeuerte. Zuletzt hatte er im Spanien-Trainingslager entgegen der Gepflogenheiten seine Familie im Mannschaftshotel einquartiert. Kapitän Marcel Schmelzer rief ihn zur Ordnung.

Stöger hielt dem sportlich nach wie vor fast unverzichtbaren Stürmer nun dennoch die Türe offen. "Wer mich kennt, weiß, dass ich nicht nachtragend bin", sagte der Österreicher: "Er kann sich nächste Woche ganz normal wieder für die Mannschaft qualifizieren." Darüber, ob Aubameyang seinen Abgang provoziere, wollte Stöger nicht spekulieren. Bis zum 31. Januar ist das Transferfenster geöffnet.

Auch bei den Wolfsburgern war die Sturm-Besetzung das beherrschende Thema: Es war das erste Spiel nach dem Abschied von Mario Gomez zum VfB Stuttgart. Divock Origi entwickelte mit Daniel Didavi, der alleine vor BVB-Torhüter Roman Bürki scheiterte (37.), dennoch einige Gefahr. Auf der Gegenseite ließen der agile Isak (20.) und Jarmolenko (22.) früh beste Gelegenheiten zur Dortmunder Führung aus. Christian Pulisic fehlte wegen muskulärer Probleme auf dem Flügel als Vorbereiter, der junge Sancho (17) gab im linken Mittelfeld ein gutes Startelf-Debüt.

Das Thema Aubameyang jedoch überstrahlte alles. Es wird den BVB mindestens die ganze Woche hindurch begleiten.

SID