Was steht an?


Am Dienstag sind es genau 100 Tage bis zum Beginn der Fußball-WM 2018 in Russland. Am 14. Juni trifft der Gastgeber im Eröffnungsspiel auf Saudi-Arabien. Das Endspiel steigt am 15. Juli in Moskau.

Wie laufen die Vorbereitungen?

Organisatorisch scheint Russland bereit für die WM. Die Stadien in Moskau, St. Petersburg, Kasan und Sotschi wurden bereits beim Confed Cup erfolgreich getestet, die acht weiteren Arenen sind oder werden rechtzeitig bis zum WM-Auftakt fertig. Beim Thema Sicherheit hat sich die Lage derzeit etwas beruhigt. Zumindest beim Confed Cup hat das Konzept des Gastgebers funktioniert, Zwischenfälle blieben aus.

Drohen Gewalt-Exzesse durch Hooligans?

Das ist trotzdem nicht auszuschließen. Hooligan-Gruppierungen in England, Russland und vereinzelt auch Deutschland haben im Internet mit dem Säbelrasseln begonnen. Zuletzt lieferten sich rund 200 gewaltbereite Anhänger von Spartak Moskau beim Europa-League-Spiel in Bilbao eine Straßenschlacht mit der Polizei und gegnerischen Fans.

Wie läuft der Ticketverkauf?

Insgesamt gut. Die russischen Fans waren zunächst etwas zurückhaltend, sind jetzt aber offenbar langsam im WM-Fieber. Insgesamt vermeldete die FIFA zur Halbzeit der zweiten Verkaufsphase Ende Januar 4,9 Millionen Ticket-Anfragen. Besonders heiß auf Karten sind die deutschen Fans. Mit 338.414 Anfragen belegen sie im Ranking Platz zwei hinter den Gastgebern (rund 2,5 Millionen).

Kommt der Videobeweis?

Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit, ja. Nach der Entscheidung des International Football Association Board, den Videobeweis ins Fußball-Regelwerk aufzunehmen, muss nur noch das FIFA-Council am 16. März einem WM-Einsatz zustimmen. Das gilt als Formsache.

Welche Aussichten hat Deutschland?

Egal, was bis zum WM-Start noch passiert: Der Titelverteidiger gehört auch dieses Mal wieder zu den heißesten Anwärtern auf die Krone. Auch wenn Bundestrainer Joachim Löw einen besonders heftigen Titelkampf erwartet ("Deutschland wird gejagt werden wie nie"), gehört die DFB-Elf neben Brasilien, Frankreich, Spanien und Argentinien zum engsten Favoritenkreis. Die Gruppenphase mit Mexiko, Schweden und Südkorea ist knifflig, sollte aber kein Problem darstellen. Der Confed-Cup-Triumph einer Perspektiv-Mannschaft und der Titel bei der U21-Europameisterschaft im Sommer 2017 zeigten außerdem, dass der Unterbau stimmt.

Wie ist die Stimmung beim Gastgeber?

Die langsam steigende Vorfreude auf das WM-Turnier wird getrübt durch die düsteren sportlichen Aussichten. In der Weltrangliste belegt Russland Platz 61, noch hinter Ländern wie Panama, Jamaika und der Demokratischen Republik Kongo. Beim Confed Cup scheiterte der Gastgeber in der Vorrunde, Hoffnung auf Besserung gibt es keine. Zumal die russische Liga sportlich abgehängt und laut Wladimir Leonschenko, Präsident der Spielergewerkschaft, "praktisch bankrott" ist.

Was passiert sonst noch im Land?

Am 18. März wählt Russland sein Staatsoberhaupt. Amtsinhaber Wladimir Putin wird sich dabei erneut zum Präsident wählen lassen und die WM wie die Olympischen Spiele 2014 in Sotschi als Propaganda-Instrument einsetzen. Dabei ist die wirtschaftliche Lage im Grunde verheerend, auch weil Russland noch immer unter den EU-Sanktionen und Gegensanktionen im Zuge der Annektion der Krim-Halbinsel leidet. Der offiziell auf zehn Milliarden Euro veranschlagte WM-Etat dürfte durch die vielen millionenschweren Bauprojekte, deren Finanzierung meist bewusst verschleiert wird, wohl auf 30 Milliarden Euro ansteigen.

Was hat der Skandal um das russische Staatsdoping für Auswirkungen?

Seit mehreren Monaten halten sich hartnäckig Berichte, dass der russische Whistleblower Grigorij Rodtschenkow Beweise für Doping im russischen Fußball besitzt. Im McLaren-Bericht ist von 34 Fällen - darunter auch der gesamte russische WM-Kader 2014 - die Rede. In Russland begegnet man diesen Gerüchten gelassen. Zumindest der international schwer umstrittene Vize-Premierminister Witali Mutko trat 2017 von seinem Amt als Chef des WM-OK zurück, nachdem ihn das Internationale Olympischen Komitee als Schlüsselfigur im Skandal um die Heim-Winterspiele lebenslang gesperrt hatte. Sein Amt als Präsident des russischen Fußball-Verbandes RFU will er für sechs Monate ruhen lassen. (SID)

 

SID