Oliver Glasner hat als dritter österreichischer Trainer nach Bela Guttmann & Ernst Happel einen Europacup-Titel gewonnen. Der 47-jährige Salzburger und ehemalige Trainer der SV Ried und des LASK feierte Mittwochabend im Europa League-Finale in Sevilla mit Eintracht Frankfurt einen 5:4-Sieg im Elferschießen über die Glasgow Rangers und fixierte damit in seinem ersten Jahr bei den Südhessen den größten Erfolg seiner bisherigen Trainer-Karriere. Obendrein qualifizierte sich der Tabellen-11. der Bundesliga mit der neuen Saison für die Championsleague, sodass Deutschland mit 5 CL-Teilnehmern vertreten ist.

Eintracht Frankfurt – Glasgow Rangers FC 6:5 n.E. (0:0, 1:1, 0:0)

„Jetzt haben wir alle diese großartige Belohnung“

Oliver Glasner (Trainer Eintracht Frankfurt):
…nach dem Gewinn der Europa League: „Momentan bin ich eher ein bisschen leer, weil das Spiel war ganz schwer, wie wir es erwartet haben. Die Jungs waren mit ihren Kräften am Ende, wobei beide Mannschaften waren am Ende und dann waren wir die glücklicheren Sieger im Elfmeterschießen.“

…weiter zum Gewinn der Europa League: „Aber über den gesamten Bewerb – 13 Spiele und kein einziges verloren – absolut verdienter Sieger. Ich bin stolz auf die Mannschaft. Sie hat immer an uns und daran geglaubt, sie hat sich immer gegenseitig unterstützt und jetzt haben wir alle diese großartige Belohnung.“

…über die Bedeutung des Sieges für ihn persönlich: „Es freut mich natürlich. Aber alles was wir erreicht haben, haben die Spieler erreicht, weil ohne die bist du als Trainer gar nichts. Natürlich eine schöne Auszeichnung, aber die haben die Jungs für uns als Trainerteam geholt.“

…angesprochen auf die kommenden Feierlichkeiten: „Es wird eine super Party. Nicht nur heute, sondern auch morgen und übermorgen in Frankfurt.“

…angesprochen auf die Stimmung im Stadion und die beiden Fanlager: „Die Hälfte blau, die Hälfte weiß. Ein absolutes Fußballfest und eine perfekte Bühne für ein Europa League-Finale.“

…vor dem Spiel über die aufregende Reise mit Frankfurt in der Europa League: „Auf der einen Seite ist es natürlich wunderschön, auf der anderen Seite ist es auch mega anstrengend, weil natürlich ganz, ganz viele Termine kommen. Ich freue mich dann auch, wenn das Finale herum ist – hoffentlich mit dem Europa League-Sieg - dann hier noch den einen oder anderen Tag feiern, dann aber auch auf etwas Ruhe und auf ein paar Tage Urlaub mit meiner Familie. Weil ich denke einfach, wenn du über Wochen jetzt immer am obersten emotionalen Level bist, dann ist es auch gut, wieder einmal runterzufahren.“

…über die vorangegangenen Spiele, wie zum Beispiel im Camp Nou: „Da gibt es ein Foto, wo der gesamte Stab – vom Zeugwart bis zum Kapitän – alle drauf sind und im Hintergrund ist alles weiß, mit Eintracht-Fans. Das habe ich den Spielern auch nochmals vor West Ham gezeigt und gesagt: Ich denke, diese Gruppe kann was Außergewöhnliches erreichen. Wir sind dabei, aber jetzt wollen wir natürlich auch noch den letzten Schritt gehen.“

…weiter zu dieser Reise: „Lasst uns im Hier und Jetzt leben und uns diese Zeit, die wir gerade gemeinsam mit der Eintracht erleben, genießen. Die kommt nicht jedes Jahr. Ich habe die Spieler auch einmal gefragt: Wer stand schon in einem europäischen Finale? Da war keiner dabei, obwohl Kevin Trapp bei PSG gespielt hat oder Sebastian Rode beim BVB und bei den Bayern. Zeigt einfach, wie außergewöhnlich so ein europäisches Finale ist.“

"Viel mehr Wert als eine siebenter Rang in der Bundesliga"

…zur Bedeutung des Erreichens des Finales: „In Wahrheit ist es jetzt schon, auch für den Klub – welche Begeisterung der jetzt in Deutschland und ganz Europa ausgelöst hat, welches Renommee er gewonnen hat und was er finanziell bekommen hat – viel mehr wert, als vielleicht ein siebenter Tabellenrang in der Bundesliga. Alles was wir jetzt hier so erleben, hilft dem Klub sicherlich auch in den nächsten Jahren.“

…über die persönliche Bedeutung dieses Finales: „Ich habe den österreichischen Pokal zwei Mal als Spieler gewonnen, was natürlich super war, aber so ein europäisches Finale ist nochmals über ein nationales Finale zu stellen und deswegen ist es sicherlich mein bisheriger Höhepunkt in meiner gesamten sportlichen Karriere.“

Hinteregger: „Der absolute Wahnsinn. Jetzt haben wir die Geschichte zu Ende geschrieben“

Martin Hinteregger (Eintracht Frankfurt):
…nach dem Gewinn der Europa League: „Der absolute Wahnsinn, was da heute geleistet worden ist. Die Feier jetzt war natürlich ein Traum.“

…weiter nach dem Gewinn der Europa League: „Für die, die vor drei Jahren schon dabei waren, die berührt es nochmals um einiges mehr, weil jetzt haben wir die Geschichte zu Ende geschrieben. Wir spielen nächstes Jahr einfach Champions League und haben den Europapokal geholt – als Eintracht Frankfurt. Muss man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen.“

…auf die Frage, wie es heute für ihn war, nachdem er verletzungsbedingt nicht eingreifen konnte: „Es war natürlich extrem schwer, aber ich habe hundert Prozent Vertrauen in die Jungs gehabt. Und man hat es heute gesehen: Jeder ist wichtig, egal wer spielt.“

…zur Bedeutung dieses Sieges: „Wenn man sich die Gegner in der K.o.-Runde ansieht, dann ist es schon extrem, was wir geleistet haben. Man schaltet nicht einfach einmal so West Ham, Barcelona und Sevilla aus. Und dann im Finale noch die Rangers – ist schon eine einzigartige Leistung.“

…zu den Fans: „Die Fans haben uns durch ganz Europa getragen. Wir haben sie mitgenommen, sie haben uns mitgenommen – nur wenn diese Harmonie zu hundert Prozent passt, ist sowas möglich.“

…zu den Feierlichkeiten: „Was morgen in Frankfurt los sein wird, ist unvorstellbar. Die ganze Stadt wird voll sein. Ich kann mir es selbst noch nicht vorstellen, ich habe es nur von Bildern gesehen und morgen wird man es dann richtig sehen. Da wird das eine oder andere Kaltgetränk sicherlich nicht ausbleiben.“

…vor dem Spiel über seine verletzungsbedingte Zuschauerrolle bzw seine Rolle als Motivator: „Ich habe damit abgeschlossen, schon vor zwei Wochen, was es leichter macht und jetzt habe ich einen anderen Job.“

…weiter vor dem Spiel: „Jedem ist bewusst, worum es heute geht. Wäre schon unglaublich, was wir hier heute mit der Eintracht erreichen könnten. Wir haben uns ein Versprechen gegeben: Wenn wir nach dem Spiel heimfahren, dann schauen wir uns in die Augen und sagen, dass wir unseren Plan durchgezogen haben, alles gegeben haben und so gespielt haben, wie wir es von uns erwartet haben. Wie es dann ausgeht, sehen wir eh. Aber ich bin doch guter Dinge.“

…auf die Frage, warum er trotz Verletzung umgezogen ist. „Es war mir wichtig, mit der Mannschaft zu sein. Vielleicht gibt es ja ein Elfmeterschießen und ich werde gebraucht. Dafür würde es reichen, das geht schon noch.“

…über den Gegner: „Wir sind happy, dass wir gegen die Rangers spielen. Das macht es noch besonderer. Dass wir heute so etwas erleben, ist für jeden ein Feiertag. Jetzt müssen wir es nur noch krönen.“

Alfred Tatar (Sky Experte):
…nach dem Spiel: „Ich habe zwei Sieger gesehen, aber nur einer bekommt den Pokal. Der Fußball hat gewonnen. Wir haben zwar nicht ein technisch höchstklassiges Spiel gesehen, aber was uns schon lange am Fußball fasziniert, haben wir gesehen – Wille, Einsatz, Leidenschaft, Kampf und Dramatik – unfassbar. Und es muss einen Verlierer geben. Mir tun die Schotten leid und gleichzeitig freue ich mich für Frankfurt. Was wir bekommen haben, ist wirklich ein Drama shakespearschen Ausmaßes.“

…zu den Gründen für den Sieg der Frankfurter: „Kevin Trapp hat mit seiner Tat in der 119. Minute seiner Mannschaft das Spiel gerettet. Sonst würden wir jetzt von den Rangers als Sieger sprechen.“

…zu Frankfurt: „Für Frankfurt ein ganz großer Wurf. Oliver Glasner hat für den österreichischen Fußball Heroisches geleistet. Und ich denke, dieser Sieg ist der Schlüssel zu den ganz großen Teams für ihn.“

…vor dem Spiel: „Heute wird Geschichte geschrieben. Aber es geht für den Sieger auch um den Champions League-Fixplatz.“

Fotocredit: IMAGO/Sven_Simon