Als der schottische EM-Traum endlich wahr wurde, herrschte auch im beschaulichen Bad Vilbel bei Frankfurt Ausnahmestimmung. "Ich habe gleich Pläne gemacht: Wann ist das erste Spiel? Mit dem Auto hinfahren oder fliegen?", erzählt Ulli Weigmann dem SID. Den Turnierzeitraum habe er "schonmal geblockt, das ist mittlerweile ein Reflex".
Schottland erstmals seit 1996 bei einer Fußball-EM

Schottland erstmals seit 1996 bei einer Fußball-EM

Weigmann ist Familienvater (zwei Söhne), 59 Jahre alt und im "normalen" Leben Portfolio-Manager bei der Commerzbank. Vor allem aber ist er: Fan der schottischen Fußball-Nationalmannschaft. Er hat die "German Tartan Army" gegründet, einen losen Freundeskreis von Gleichgesinnten aus Rostock, Hamburg und dem Frankfurter Raum. Man trifft sich bei Länderspielen - wann immer und so oft es geht.

Es war im Jahr 1974, als der Funke auf den jungen Ulli Weigmann übersprang. Bei der WM besuchte er mit seinem Vater das Vorrundenspiel der Schotten im Frankfurter Waldstadion gegen Jugoslawien (1:1) und war "fasziniert" vom bunten Anhang. 1992 begleitete er sein Lieblingsteam mit dem Auto zur EM nach Dänemark. Dort hätten ihn die Fans von der Insel "gleich adoptiert". Auch 1996 und bei der WM 1998, beim bislang letzten Turnier mit schottischer Beteiligung, war er dabei.

Die deutsche Nationalmannschaft findet Weigmann "langweilig". Da gehe es immer nur um den Titel. Die Schotten dagegen "freuen sich auch, wenn sie gegen Lettland gewinnen, die leben Fußball ganz anders", sagt der Dauerkarten-Inhaber des Regionalligisten FSV Frankfurt.

Als das EM-Ticket am Donnerstagabend nach dem dramatischen Sieg in Serbien (5:4 i.E.) gelöst war, "war ich einfach nur geschafft", berichtet Weigmann: "Wie die Jungs da rumgehüpft sind - das hab' ich nicht mehr hingekriegt."

Jetzt hofft er, dass er im Sommer trotz Pandemie zur EM nach Glasgow und London reisen kann. Diesen Traum "lasse ich mir nicht kaputt machen", sagt Weigmann: "Ich bleibe erstmal optimistisch. Ich will nicht nochmal 22 Jahre warten!"

 

SID