Nach der Hetze im Internet gegen die Fußball-WM-Kommentatorin Claudia Neumann vom ZDF hat die örtliche Polizei im Auftrag der Staatsanwaltschaft Mainz Ermittlungen eingeleitet. Dies bestätigte die Leitende Oberstaatsanwältin Andrea Keller dem SID auf Anfrage. Bei den Ermittlungen geht es "vorrangig darum, die derzeit noch unbekannten Verfasser der Posts bei Facebook und Instagram zu identifizieren", teilte Keller mit. Jetzt Fußballreise buchen!

Der öffentlich-rechtliche TV-Sender ZDF hatte nach der Hetze gegen Claudia Neumann in den sozialen Medien Strafanzeige gegen zwei unbekannte Täter erstattet. "Das ZDF hat bei der Staatsanwaltschaft Mainz Strafantrag gestellt gegen zwei Nutzer, die sich auf Social Media gegenüber Claudia Neumann und dem ZDF extrem abfällig geäußert haben", hatte ZDF-Intendant Thomas Bellut erklärt.

Die Anfeindungen im Netz haben für einigen Aufruhr gesorgt. Die 54-Jährige erfuhr in der Folgezeit großen Rückhalt nicht nur von ihrem Arbeitgeber ZDF. So hatten sich auch der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) und der Journalistinnenbund gemeinsam für die Kommentatorin eingesetzt. Die Organisationen schrieben in einer gemeinsamen Pressemitteilung, sie zeigten "gemeinsam allen Pöblern symbolisch die Rote Karte für Anfeindungen und verbale Gewalt" gegen Neumann.

Neumann selbst setzte sich während der WM ebenfalls öffentlich zur Wehr. "Man kann den Menschen nur immer wieder zurufen: Geht länger zur Schule. Bildet euch weiter, erweitert euren Bewusstseinshorizont, dann lernt man, auch andere Haltungen zu tolerieren", sagte sie im Interview mit der Wochenzeitung Die Zeit.

Neumann hat eine Erklärung dafür, warum im Fußball gesellschaftliche Entwicklungen so spät ankommen: "Vielleicht brauchen Männer ihre kleine Oase des Rückzugs, in der man sie Kind sein lässt."

Neben Neumann werden auch weibliche WM-Kommentatorinnen aus Schweden und England angefeindet. "Ob es weibliche Kommentatoren sind oder homosexuelle Spieler, Fußballer mit Migrationshintergrund – manche Menschen scheinen nicht akzeptieren zu wollen, dass ihnen das Altbekannte abhanden kommt", sagte Neumann.

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SID