Bundestrainer Joachim Löw hätte nach Meinung des früheren Nationalmannschaftskapitäns Michael Ballack als Konsequenz aus dem WM-Desaster in Russland seinen Hut nehmen müssen. "Ich war wie viele andere Leute auch überrascht, dass er seinen Job behalten hat. Er hat lange mit dem Team gearbeitet. Manchmal funktioniert es einfach nicht mehr, wenn jemand so lange mit einer Mannschaft zusammen ist wie er", sagte Ballack der Deutschen Welle. Jetzt Fußballreise buchen!

Letztlich sei Löw für das Scheitern verantwortlich zu machen und sollte "professionell genug sein", um die richtigen Konsequenzen für seine Zukunft zu ziehen, ergänzte Ballack: "Es war ganz offensichtlich, dass einige Spieler nicht auf der Höhe waren. Und man konnte es schon vorher sehen, dass eine oder mehrere Positionen nicht optimal besetzt waren. Deshalb sollten die Verantwortlichen beurteilen, ob Löw immer noch der richtige Mann ist."

Ballack (42) kritisierte auch das Vorgehen der DFB-Spitze um Präsident Reinhard Grindel, Löw voreilig das Vertrauen ausgesprochen zu haben. "Die Weltmeisterschaft war eine große Enttäuschung, und dafür gab es Gründe. Man sollte sie ernsthaft analysieren und nicht sagen 'Wir analysieren das', während in Wahrheit bereits beschlossen ist, am Trainer festzuhalten. Das ist keine echte Analyse", sagte er.

Nach Ballacks Meinung hat auch die Affäre um die Fotos der Nationalspieler Mesut Özil und Ilkay Gündogan mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan ihren Teil zum WM-Aus in der Vorrunde beigetragen. "Niemand braucht so etwas vor einer Weltmeisterschaft", sagte er. Ballack empfahl Özil, sich auf den FC Arsenal zu konzentrieren. Fußballer sollten "Schlagzeilen auf dem Spielfeld machen, nicht abseits davon".

Ballack war 2002 Vize-Weltmeister und von 2004 bis 2010 Kapitän der Nationalmannschaft. Er schied im Unfrieden aus der DFB-Auswahl, nachdem Löw das Amt des Kapitäns an Philipp Lahm übertragen hatte.

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SID