Ungarns Fußball-Verband MLSZ hat ungewöhnlich schnell und drastisch auf die Ausschreitungen von Hooligans beim WM-Qualifikationsspiel in England (1:1) reagiert. Angaben von MLSZ-Sprecher Jeno Sipos gegenüber der französischen Nachrichtenagentur AFP zufolge verhängte der Verband zwei Tage nach den Krawallen ungarischer Chaoten im Londoner Wembleystadion gegen "mehrere Täter" zweijährige Stadion- und Besuchsverbote für sämtliche Sportveranstaltungen im eigenen Land.
Beim Länderspiel in Wembley kam es zu Ausschreitungen (Foto: SID)

Beim Länderspiel in Wembley kam es zu Ausschreitungen (Foto: SID)

"Mehrere Täter, die vor Ort von den Sicherheitskräften identifiziert wurden, sind gemäß der Vorgaben der ungarischen Sport-Charta für zwei Jahre von Sportveranstaltungen ausgeschlossen worden", erklärte Sipos.

Der MLSZ-Funktionär machte allerdings keine Angaben zur Zahl der verhängten Sanktionen. Zur Begründung sagte Sipos, dass "Untersuchungen noch im Gange" seien. Zur Ermittlung weiterer ungarischer Randalierer, die noch nicht identifiziert wurden, wurden laut Sipos Polizeiberichte ausgewertet und offizielle Untersuchungen eingeleitet.

Hooligans aus Ungarn hatten sich in London auf den Rängen minutenlang Schlägereien mit den Ordnern und später auch mit englischen Polizisten geliefert. Auslöser war offenkundig ein Fall von Rassismus: Nach Angaben der Polizei eskalierte die Situation kurz nach dem Anstoß beim Versuch der Festnahme eines Fans, der einen Steward rassistisch beleidigt hatte. Dutzende Rowdys drängten die Polizisten zunächst mit Tritten und Schlägen von der Tribüne in den Umlauf des Stadions, ehe die Ordnungskräfte die Lage auch durch den Einsatz von Schlagstöcken in den Griff bekamen. Schon vor dem Anstoß hatten Gästeanhänger beim Kniefall der englischen Nationalspieler als Zeichen gegen Rassismus lautstark gebuht sowie als Protest ein Banner präsentiert.

Die zeitnahe MLSZ-Reaktion erscheint vor allem als Bemühung um eine Abwendung von weiterreichenden Sanktionen des für das Spiel in London zuständigen Weltverbandes FIFA. Nach ebenfalls rassistischen Ausfällen ungarischer Zuschauer im Hinspiel gegen englische Spieler hatte die FIFA den MLSZ bereits zu zwei Geisterspielen verurteilt - und eine Begegnung davon zur Bewährung ausgesetzt.

Ungarns Fans gelten allerdings nicht erst seit den Duellen mit England zumindest in Teilen als fremdenfeindlich. Bereits nach der EM-Endrunde im vergangenen Sommer hatte die Europäische Fußball-Union UEFA wegen rassistischer Vorfälle während der EM-Vorrunde den Verband mit drei Heimspielen unter Ausschluss der Öffentlichkeit sanktioniert. Der ungarische Außenminister Peter Szijjarto hatte zuständige UEFA-Gremium daraufhin als "erbärmlich und feige" beschimpft.

 

SID