Der ehemalige Fußball-Nationalspieler Thomas Hitzlsperger hat der Erzählung von einem Wandel der Menschenrechtssituation in Katar durch die Austragung der WM im Winter 2022 widersprochen. "Meine Hoffnung auf Verbesserung hält sich in Grenzen", sagte der Vorstandsvorsitzende des Bundesligisten VfB Stuttgart dem Fachmagazin kicker (Montagsausgabe).
Thomas Hitzlsperger blickt skeptisch nach Katar (Foto: SID)

Thomas Hitzlsperger blickt skeptisch nach Katar (Foto: SID)

Zwar werde es dem Weltverband FIFA "nicht schwerfallen, vier Wochen lang Bilder zu zeigen, die den Eindruck von Fortschritt vermitteln", aber an eine "nachhaltige Verbesserung allein durch eine WM glaube ich nicht". Als mahnendes Beispiel nannte Hitzlsperger die Endrunde vor drei Jahren: "Russland ist nach der letzten WM auch nicht demokratischer und liberaler geworden."

Anfang Oktober hatten DFB-Direktor Oliver Bierhoff und Interimspräsident Peter Peters ihre Haltung gegen einen Boykott der WM im Wüstenstaat bekräftigt. "Wir werden nach Katar fahren, ein Boykott spielt für uns keine Rolle. Und dann werden wir uns überlegen, was wir vor Ort ansprechen und welche Aktivitäten wir starten, um weiter positiv einzuwirken", hatte Bierhoff der Funke Mediengruppe gesagt. Auch die Menschenrechtsorganisation Amnesty International lehnt einen Boykott ab.

Die Argumentation, dass sich Katar durch die WM-Austragung und die damit verbundene Aufmerksamkeit langfristig wandelt, bezeichnete Hitzlsperger als "die alte diplomatische Idee von Wandel durch Annäherung". Der 39-Jährige fände es ehrlicher, "wenn man knallhart sagt: Die arabische Welt ist ein wichtiger Markt mit potenten Sponsoren, sie haben eine Top-Bewerbung abgegeben, also spielen wir da."

"Begrüßenswert" findet Hitzlsperger das Vorhaben, während der Endrunde die Regenbogenflagge in den Stadien zu erlauben. "Wenn schon die WM in Katar stattfindet, dann muss sich die FIFA diesen Diskussionen eben stellen. Und genauso der Staat Katar." Das Emirat, das in Form einer absoluten Monarchie regiert wird, gilt als streng islamisch, beispielsweise ist Homosexualität in dem Golf-Staat verboten.

 

SID