Die Vergabe einer Fußball Europa- oder Weltmeisterschaft sorgt immer wieder für kontroversen in den Medien. Zuletzt gab es zur Vergabe der Fußball WM 2022 in Katar heftige Diskussionen. Noch immer ist vielen Fußball Fans nicht begreiflich, wie es möglich sein kann eine Fußball-Weltmeisterschaft im Winter zur Adventszeit abzuhalten. Diskussionen die Vergabe an Katar sei gekauft worden oder zumindest das Geld des reichen Wüstenstaates habe eine wesentliche Rolle gespielt gibt es dazu noch immer. Anders sieht es bei der Vergabe der Fußball-Europameisterschaft aus. Im Interesse ist weniger das Kapital sondern der anhaltend politische Zündstoff zwischen der Türkei und Deutschland.

 

Sport als Politikum zwischen Deutschland und der Türkei

Der Sport wird erneut zum Politikum. Das ist nach den brisanten Fotos der Deutschen Nationalspieler Mesut Özil und İlkay Gündoğan mit dem türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan nicht das, was man sich wünschen würde. Die Folgen aus diesen Fotos sind bekannt und haben den Rücktritt Özils als Nationalspieler verursacht. Welche Folgen könnte eine Vergabe der EM 2022 an die Türkei haben und welche für Deutschland? Derzeit kämpfen beide Länder um die Abstimmung und die Situation muss zumindest als angespannt bezeichnet werden. Für beide Länder wäre die Ausrichtung der EM 2022 sehr wichtig. Beim Deutschen Fußball Bund herrscht Nervosität bei der Vergabe am Ende leer auszugehen. Nach der Ausrichtung der WM 2006 in Deutschland möchte man 16 Jahre später die grandiose Stimmung des Fußballs wieder zurück ins eigene Land holen.

Ein weiteres Desaster nach dem WM aus in der Vorrunde für Deutschland?

Für Deutschland wären positive Schlagzeilen für den Fußball und den DFB wünschenswert. Nach dem vorzeitigen WM aus noch in der Vorrunde wäre es ein regelrechtes Desaster nun auch noch die EM Vergabe an die Türkei zu verlieren. Diese Schmach möchte man offensichtlich verhindern. Im Vorfeld gab es wegen der Vergabe bereits Differenzen zwischen dem DFB-Präsident Reinhard Grindel und dem Fifa-Chef Gianni Infantino. Der Hintergrund war ein umstrittener Auftritt von Infantino in der Türkei im vergangen Jahr, bei dem dieser den Konkurrenten Deutschlands bei der EM Vergabe außerordentlich lobte. Daraufhin wandte sich Grindel in einem Brief an Infantino und forderte ihn zur Neutralität auf. Diese Differenzen sind nun nach außen hin offiziell ausgeräumt. Nach etwas näher Betrachtung zeigt es aber, wie lange im Vorfeld dieses Wetteifern um die Austragung der Europameisterschaft im Jahr 2024 bereits anhält. Es ist nun nicht mehr viel Zeit, in kürze steht die Entscheidung an und man wird nun nochmals auf beiden Seiten alle Register ziehen.

Deutschland geht mit Charmeoffensive auf die Zielgeraden ein

Die Werbetrommel wurde deshalb in den letzten Wochen vor der offiziellen Vergabe am 27. September ordentlich bedient. Um die wahlberechtigten Funktionäre vor Ort in Nyon in der Schweiz zu überzeugen, geht man offensichtlich mit einer Charmeoffensive voran. Die deutsche Delegation bestehend aus Jogi Löw, Oliver Bierhoff und der DFB-Präsident Reinhard Grindel mit seinen Verantwortlichen werden verstärkt. Mit weiblicher Unterstützung geht man auf die Zielgeraden ein. Es sollen die deutsche Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus und die deutsche Nationalspielerin Célia Sasic sein und die Delegation begleiten. Es scheint nicht willkürlich ausgewählt zu sein, dass die Nationalspielerin Célia Sasic zu diesem Team gehört, ist diese doch als DFB-Integrationsbotschafterin geradezu prädestiniert und vorbildlich für diesen Sport.

EM-Botschafter Philipp Lahm sorgte zuweilen für Kritik

Philip Lahm ist EM-Botschafter für Deutschland und seit vielen Monaten im unermüdlichen Einsatz für die Vergabe an Deutschland Werbung zu machen. Damit feierte er ein Comeback in seiner sportlichen Laufbahn nach seinem offiziellen Fußball-Ruhestand seit dem Jahr 2017. Über viele Monate war er als EM-Botschafter im Einsatz, bis er zuletzt auf dem "International Football Summit" in Kritik geraten war. Im Rahmen dieser Veranstaltung entschied sich Lahm dafür keine Pressefragen zuzulassen und sämtliche Bild- und Tonmitschnitte seines Auftritts zu untersagen. Dies wurde zumindest laut eines Reporters des Pay TV Senders Sky publik. Die Aufgabe eines Botschafters sollte es sein alle Medien und Möglichkeiten zu nutzen, die zentrale Message kund zu tun. Diese muss aus seiner Perspektive ganz klar sein, dass Deutschland der ideale Standort für die Fußball Europameisterschaft ist. Es wäre eine gute Gelegenheit gewesen um über die aktuelle Perspektive im Wettstreit der Türkei um die EM-Vergabe zu sprechen und dies über Medienvertreter zu publizieren. Warum er sich dagegen entschied ist nicht nachvollziehbar, zumal er nach Vergabe der EM an Deutschland auch Organisationschef werden würde. Bei aller Kritik bleibt selbstverständlich der Respekt vor Philipp Lahm als Sportler bestehen und auch er wird aus möglichen Fehlern sicherlich lernen und die nötigen Schlüsse daraus ziehen, was er künftig verbessern kann.

Die Türkei setzt auf eine umstrittene Agentur in der Bewerbung um die EM 2024

Dabei setzt die Türkei auf dieselbe PR-Firma, die bereits Katar zur Vergabe der Fußball WM 2022 verholfen hatte. Spätestens damit sind die Methoden dieser Agentur heftig diskutiert worden und es war teilweise sogar von unlauteren Methoden und Rufschädigung die Rede. Das wäre allerdings kein Einzelfall, denn offenbar wird bei der Vergabe von Großereignissen im Sport mit teils rauen Bandagen gearbeitet. Es sollen zurück liegend auch andere Agenturen mit teils beabsichtigter Rufschädigung von Wettbewerbern in der Vergabe von Fußball Europa- oder Weltmeisterschaften gearbeitet haben. Stimmen die Gerüchte, so könnte Deutschland im Vorfeld der Bewerbung durch die Affäre um Mesut Özil als rassistisch dargestellt worden sein. Es dürfte unumstritten sein, dass auch die Türkei genügend Angriffsfläche für berechtigte Kritik birgt. Daher kann neutral zusammengefasst werden, dass es wohl eher wenig bringt den Wettbewerber schlecht zu reden oder in die eine oder andere Richtung drängen zu wollen. Der Fokus sollte auf dem Standort, den Städten, der vorhandenen Infrastruktur und den eigentlichen Vorteilen des eigenen Ladens liegen. Dies dürfte auch in beiden Bewerbungen, sowohl von Deutschland als auch der Türkei zentraler Bestandteil sein.

Die Entscheidung fällt am 27. September in Nyon für den Fußball

Was macht ein Großereignis wie die Fußball Europameisterschaft aus? Es geht nicht um Politik und auch nicht um Kritik an Philipp Lahm, Deutschland oder der Türkei. Was unter dem Strich zählt ist der sportliche Wettkampf. Den Fans in Europa geht es um den Fußball. Mehr zu Fußball gibt es auf www.fussball.com. Es ist nachvollziehbar und menschlich, dass sich Deutsche und Türken jeweils wünschen die Fußball Europameisterschaft im eigenen Land austragen zu dürfen. Wer schließlich den Zuschlag erhält, das wird sich in der Schweiz am 27. September in Nyon zeigen. Die wahlberechtigten Funktionäre werden sich wohl kaum beeindruckt zeigen, was zum Beispiel in der Politik oder auch den Medien im Vorfeld passiert ist. Daher sollte Sport auch Sport bleiben und die Freude am Fußball im Vordergrund stehen.