Knalleffekt beim VfB Stuttgart: Wie der deutsche Bundesligist am Dienstag mitteilt, sei Stürmer Silas Wamangituka Opfer von Machenschaften seines ehemaligen Spielervermittlers geworden. Zudem sei Wamangituka nicht sein richtiger Name.

Silas Katompa Mvumpa: „Ich habe in den letzten Jahren in ständiger Angst gelebt"

"Mit Unterstützung des VfB und seines neuen Beraters hat Silas in den vergangenen Tagen und Wochen intensiv an der Aufklärung der Situation mitgewirkt und schließlich vor wenigen Tagen offizielle Dokumente der Demokratischen Republik Kongo erhalten. Er möchte sämtliche Details, wie es zu der bisherigen Abweichung seiner persönlichen Daten kommen konnte, den deutschen Behörden offenlegen. Mit der Deutschen Fußball-Liga DFL und dem DFB ist der VfB in Kontakt. Nach juristischer Bewertung des Sachverhalts geht der VfB davon aus, dass Silas im Besitz einer gültigen Spielberechtigung war und weiter ist. Weiter geht der VfB davon aus, dass diese zu gegebener Zeit durch eine neue auf seinen richtigen Namen lautende Spielberechtigung ersetzt werden wird. Davon unabhängig steht der VfB fest an der Seite seines Spielers und möchte dazu beitragen, diesen Fall in seinem Sinne transparent aufzuklären", schreibt der VfB auf seiner Homepage. 

Sportdirektor Sven Mislintat sagt: „Silas bleibt der Spieler und der Mensch, der sich in die Herzen unserer Fans und seiner Mitspieler gespielt hat, seit er hier in Stuttgart ist. In Bezug auf die Namensänderung ist er vor allem Opfer. Entsprechend werden wir ihn auch schützen. Ich habe große Hochachtung davor, dass er in seinem jungen Alter, fast auf sich allein gestellt und ohne Wissen um die Folgen den Schritt gewagt hat, seine Situation zu klären. Wir werden ihm weiter in jeder Hinsicht helfen. Silas ist Teil der VfB-Familie. Er soll auch in der kommenden Saison für den VfB Stuttgart Fußball spielen, sobald er von seinem Kreuzbandriss wieder genesen ist.“

Sport-Vorstand Thomas Hitzlsperger betont: „Wir haben sofort, nachdem Silas sich uns anvertraut hatte, alle aus unserer Sicht nötigen Maßnahmen eingeleitet und die zuständigen Stellen eingeschaltet. Wir machen diesen ungewöhnlichen Fall ganz bewusst von uns aus öffentlich, um zu unterstreichen, dass wir so transparent vorgehen wollen, wie es mit Rücksicht auf den Schutz unseres Spielers möglich ist. Ich möchte mich sehr herzlich bei allen beteiligten Mitarbeitern, bei den Behörden, bei der DFL und beim DFB bedanken, die sich des Themas absolut gewissenhaft, professionell und diskret angenommen haben.“ 

Silas Katompa Mvumpa führt aus: „Ich habe in den letzten Jahren in ständiger Angst gelebt und mir auch um meine Familie im Kongo große Sorgen gemacht. Es war ein schwerer Schritt für mich, meine Geschichte zu offenbaren. Erst durch die Unterstützung meiner neuen Berater habe ich mich dies getraut. Mir ist klargeworden, dass ich keine Angst mehr haben muss und wir gemeinsam alles auf den Tisch bringen können. Ich hätte diesen Schritt nicht gewagt, wenn Stuttgart, mein Team und der VfB für mich nicht eine zweite Heimat geworden wären, in der ich mich sicher fühle. Heute bin ich sehr erleichtert und ich hoffe, dass ich damit auch anderen Spielern Mut machen kann, die ähnliche Erfahrungen mit Vermittlern machen mussten. Dem VfB Stuttgart bin ich zutiefst dankbar für all das Vertrauen und die Unterstützung in dieser Zeit. Ich hoffe, dass ich es ihnen und allen Fans des VfB auf dem Platz zurückzahlen kann.“

Auf der Homepage des VfB Stuttgart heißt es weiter:

Zu den abweichenden Personaldaten kam es nach den dem VfB Stuttgart vorliegenden Schilderungen und Unterlagen wie folgt

Der richtige Name des Spielers lautet Silas Katompa Mvumpa. Er wurde am 6. Oktober 1998 in Kinshasa (Kongo) geboren, ist heute also 22 Jahre alt. 2017, als 18-Jähriger, wurde das große Talent vom RSC Anderlecht zu einem Probetraining eingeladen. Zu diesem Zweck erhielt Silas ein Visum für Belgien, gültig vom 15. August bis 14. November 2017, ausgestellt auf seinen korrekten Namen Katompa Mvumpa. Offenbar hatte der RSC Anderlecht kurz vor Ablauf des Visums Interesse an einer Verpflichtung, bat Silas jedoch, zunächst in den Kongo zurückzureisen und mit einem neuen Visum zurückzukehren, um dann den Vertrag abschließen zu können. Zu diesem Zeitpunkt war Silas 19 Jahre alt. 

In dieser Situation soll ein Spielervermittler Silas in Belgien unter massivem Druck davon überzeugt haben, dass er nicht mehr nach Europa zurückkehren dürfe, wenn er Belgien einmal verlässt und in den Kongo abreist. Der Name des Spielervermittlers ist dem VfB bekannt, er wird ihn aber zum Schutz von Silas nicht öffentlich machen.

Da Silas sehr jung, völlig unerfahren und allein war, fasste er Vertrauen zu dem Vermittler, den er bereits aus einer früheren Begegnung im Kongo kannte, und geriet in der Folge in ein komplettes Abhängigkeitsverhältnis. Er wohnte in Paris bei dem Vermittler, der ihn von der Umwelt weitgehend abschottete. Augenscheinlich hatte Silas in dieser Zeit weder auf sein Konto noch auf seine Papiere Zugriff, beides wurde vom Vermittler verwaltet. Der Vermittler, so Silas, habe seine Identitätsangaben geändert und ihm Papiere als Silas Wamangituka (einem Namen seines Vaters) sowie mit einem um genau ein Jahr geänderten Geburtsdatum, 6. Oktober 1999, verschafft. 

Beweggründe waren nach derzeitiger Einschätzung keine aufenthaltsrechtlichen Erwägungen. Insbesondere stand Silas‘ Volljährigkeit zu keinem Zeitpunkt infrage. Vielmehr ging es vermutlich darum, die Verbindung des Spielers zu seinem Ausbildungsverein im Kongo zu unterbrechen. Nach der Angabe abweichender Personalangaben erhöhte sich seine Abhängigkeit zu dem Vermittler zusätzlich – denn ab sofort war er erpressbar. Jede Offenbarung der Wahrheit hätte für ihn nicht absehbare Folgen haben können, so dass Silas, der sich zudem um seine Familie in der Heimat sorgte, unter einer enormen psychischen Belastung stand. Zudem lebte er im Haus und unter Aufsicht des Vermittlers, sein Gehalt wurde ihm nicht ausgezahlt, sondern er erhielt nur einen Teil davon vom Vermittler. Der Berater drohte zudem fortwährend damit, dass Silas nie wieder Fußball spielen dürfe, wenn der Sachverhalt publik würde.

 

von Ligaportal, Foto: SID