Für Christoph Daum war es der Super-GAU: Am 21. Oktober 2000 gab Fußball-Bundesligist Bayer Leverkusen die Trennung vom Erfolgscoach bekannt, nachdem dieser eine positive Haarprobe abgeliefert hatte und ihm Kokain-Konsum nachgewiesen wurde. Alle Pläne des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), den damals 46-Jährigen zum Chefcoach zu befördern, waren damit obsolet. Daum avancierte zum "Um-ein-Haar-Bundestrainer"...
Oktober 2000: Daum wird Kokain-Konsum nachgewiesen

Oktober 2000: Daum wird Kokain-Konsum nachgewiesen

"Als man mir dieses Ergebnis präsentierte, habe ich gedacht: 'Dieses Analyse-Ergebnis ist nicht auf mich zutreffend, das kann nicht sein. Haltet die Sache zurück, dann machen wir eben eine zweite Analyse'", erinnerte sich der heute 66-Jährige im Interview mit dem Sport-Informations-Dienst (SID). Er habe "alles Mögliche versucht, um diese Haarprobe zurückzuhalten", betonte Daum - vergeblich.

In Absprache mit dem DFB wurde Teamchef Rudi Völler, der eigentlich nur Platzhalter für Daum als Nationalmannschafts-Übungsleiter gewesen war, Interims-Coach bei Bayer. Zum 1. Juni 2001 hätte Daum zum Bundestrainer aufsteigen sollen. Völler blieb bis 2004 als Teamchef in DFB-Diensten.

"Aufgrund der mir übermittelten Daten, die ich anzweifle und mit einer zweiten Probe widerlegen werde, sehe ich mich nicht mehr in der Lage, meine Tätigkeit bei Bayer Leverkusen fortzusetzen", verlas der damalige Bayer-Manager Reiner Calmund auf einer Pressekonferenz vor dem Bundesligaspiel gegen Borussia Dortmund eine persönliche Erklärung von Daum, der nach Florida flüchtete.

Am Vortag war Daum das Ergebnis des Instituts für Rechtsmedizin der Universität Köln zugestellt worden. Zehn Tage zuvor hatte der Fußballlehrer selbst die Analyse in Auftrag gegeben, um Drogengerüchte ein für alle Mal aus der Welt zu schaffen. Der damalige Bayern-München-Manager Uli Hoeneß hatte die Gerüchte um Daum in einem Interview öffentlich gemacht, daraufhin sah sich Daum zum Reagieren gezwungen.

Auf einer Pressekonferenz am 9. Oktober 2000 hatte Daum seinen Schritt, eine freiwillige Haarprobe zu machen, auf einer Pressekonferenz mit den Worten begründet: "Ich tue dies, weil ich ein absolut reines Gewissen habe..."

Zwei Monate später gab Daum dann auf einer spektakulären Pressekonferenz, die von TV-Reporter Werner Hansch moderiert wurde, zu, Kokain genommen zu haben.

 

SID