Tausende Liverpool-Fans machten sich am 15. April 1989 auf die rund zweistündige Reise nach Sheffield und eroberten die Kneipen rund um das altehrwürdige Hillsborough-Stadion. Die seit der Heysel-Katastrophe vier Jahre zuvor so gefürchteten Anhänger der Reds fieberten dem FA-Cup-Halbfinale gegen Nottingham Forest entgegen. Als der Anpfiff näher rückte und zahlreiche Fans noch auf den Einlass warteten, spielten sich auf den Stehplatzrängen bereits dramatische Szenen ab.
Mit einem Blumenmeer gedachten die Menschen der Opfer

Mit einem Blumenmeer gedachten die Menschen der Opfer

In den komplett überfüllten Blöcken drei und vier kämpften Menschen um ihr Leben, doch ihre Hilferufe wurden nicht gehört. Stattdessen öffnete die Polizei um Einsatzleiter David Duckenfield weitere Tore, um die drängenden Menschenmassen in das Stadion zu lassen - eine fatale Fehlentscheidung. Die vorderen Reihen im Block wurden durch die hinzukommenden Zuschauer gegen die erst kurz zuvor errichteten Begrenzungszäune gepresst, einige von ihnen verloren das Bewusstsein und wurden in der Massenpanik niedergetrampelt.

Vereinzelte Fans konnten sich befreien und liefen auf das Spielfeld, wurden von der Polizei allerdings als Störenfriede identifiziert und zurück in den Block gedrängt. Erst nach sechs Spielminuten unterbrach Schiedsrichter Ray Lewis die Begegnung und schickte die Mannschaften in die Kabine. In der Zwischenzeit hatten sich 40 Rettungswagen in Stellung gebracht, um die Verletzten zu versorgen. Doch die Hilfe kam für viele zu spät. Eine der größten Tragödien in der Geschichte des Fußballs forderte 96 Menschenleben und 766 Verletzte und sollte den englischen Fußball grundlegend verändern.

Der Richter Peter Murray Taylor wurde von der damaligen Premierministerin Margaret Thatcher beauftragt, Empfehlungen zu Maßnahmen zur Kontrolle von Zuschauermengen zu erarbeiten. Der im folgenden August veröffentlichte 'Taylor Report' verbannte fortan die Stehplätze aus den Stadien der ersten beiden Spielklassen, und es kam es zu massiven Preisanpassungen, die einen Stadionbesuch der Arbeiterklasse fast unmöglich machten. Zudem brachte ein neuer Verhaltenskodex im Stadion zahlreiche Restriktionen mit sich, die unter anderem den Alkoholkonsum im Innenraum gänzlich verboten.

 

SID