Die Affäre um den Eisenstangen-Angriff auf die französische Fußball-Nationalspielerin Kheira Hamraoui hat eine spektakuläre Wendung genommen. Eine neue Spur führt nach Angaben der zuständigen Staatsanwaltschaft Versailles zum ehemaligen Vizeweltmeister Eric Abidal. Der mittlerweile 42 Jahre alte Ex-Star des FC Barcelona "könnte bald befragt werden", teilten die Ermittler der französischen Nachrichtenagentur AFP mit.
Abidal ist im Fokus der Staatsanwaltschaft Versailles (Foto: SID)

Abidal ist im Fokus der Staatsanwaltschaft Versailles (Foto: SID)

Ganz offenkundig steht Abidal in engerem Kontakt zum Opfer. Die Klubkollegin der deutschen Nationalspielern Sara Däbritz beim französischen Meister Paris St. Germain benutzte zum Tatzeitpunkt in ihrem Mobiltelefon eine auf den ehemaligen Weltklasse-Abwehrspieler registrierte Chipkarte. Weil die Art der Verbindung zwischen Abidal und Hamraoui noch nicht geklärt ist, wollte die Staatsanwaltschaft zu Wochenbeginn eine Beziehungstat und deswegen auch eine Befragung von Abidals Ehefrau Hayet nicht ausschließen: "Das ist eine von mehreren Spuren."

Abidals mögliche Verstrickung in die brutale Tat sorgte für neue Schockwellen im französischen Fußball. Zunächst hatte in der vergangenen Woche bereits die vorübergehende Festsetzung von Hamraouis Teamkollegin Aminata Diallo wegen des Verdachts der Beteiligung an dem Verbrechen für Entsetzen besonders im PSG-Umfeld gesorgt, allerdings wurde die 26-Jährige nach 36 Stunden in Polizeigewahrsam wieder entlassen.

Durch Diallos Verhaftung war der schwere Zwischenfall erst bekannt geworden. Nach bisherigen Erkenntnissen befanden sich Diallo und Hamraoui am 4. November nach einem Abendessen ihres Klubs gemeinsam auf der Heimfahrt, als weiterhin unbekannte Täter das Fahrzeug stoppten, Hamraoui aus dem Innenraum zogen und die 31-Jährige durch Schläge mit einer Eisenstange auf ihre Oberschenkel und Schienbeine verletzten.

Diallo blieb von den Angriffen vollkommen verschont, geriet allerdings durch ihren Kontakt zu einem Häftling aus Lyon in Verdacht: Die Polizei konnte Drohanrufe gegen Hamraoui in das Umfeld des Mannes zurückführen und suchte in sportlicher Rivalität ein mögliches Motiv.

Für weiterführende Ermittlungen gegen Diallo, die bis zu den Vorwürfen als eine enge Freundin von Hamraoui gegolten hat, reichte die vorhandene Beweislage allerdings bislang offenbar nicht aus. Am Montag eröffnete ein Untersuchungsrichter lediglich ein Ermittlungsverfahren gegen Unbekannt wegen der "kriminellen Vereinigung zur Vorbereitung und Durchführung einer schweren und mit mindestens fünf Jahren Haft strafbaren Gewalttat". Erschwerende Umstände seien der Vorsatz und die benutzte Tatwaffe.

 

SID