Laut Pierluigi Collina können die nominierten Schiedsrichterinnen bei der WM in Katar ohne Vorbehalte bei allen Spielen eingesetzt werden - unabhängig vom Frauenbild in den jeweiligen Ländern. "Wir sehen die sechs nominierten Frauen als FIFA-Offizielle", sagte der Vorsitzende der Schiedsrichterkommission des Weltverbands FIFA am Freitag in Doha.

Schiedsrichter-Legende Pierluigi Collina (Foto: AFP/SID/ANNE-CHRISTINE POUJOULAT)
Schiedsrichter-Legende Pierluigi Collina
Foto: AFP/SID/ANNE-CHRISTINE POUJOULAT

Er sehe die Frauen als Profis, entsprechend könnten sie alle Spiele unabhängig und objektiv leiten, betonte Collina auf eine Rückfrage, ob Schiedsrichterinnen auch Spiele der Mannschaften aus Katar, Iran oder Saudi-Arabien pfeifen könnten.

"Dass Frauen dabei sind, ist neu, und alles Neue sorgt für Interesse", sagte Collina: "Aber für uns sind sie Schiedsrichterinnen. Ich habe ihnen mit auf den Weg gegeben, dass sie nicht hier sind, weil sie Frauen sind, sondern wegen ihrer Leistungen als Offizielle."

Entsprechend können sich Stephanie Frappart aus Frankreich, Salima Mukansanga (Ruanda) und Yoshimi Yamashita (Japan) durchaus Chancen ausrechnen. Neben diesem Trio hat die FIFA die drei Assistentinnen Neuza Back (Brasilien), Karen Diaz Medina (Mexiko) und Kathryn Nesbitt (USA) nominiert.

Wer das Eröffnungsspiel am Sonntag (19.00 Uhr MEZ/ZDF und MagentaTV) zwischen Gastgeber Katar und Ecuador leiten wird, wird mutmaßlich am Samstag verkündet. Dass dort direkt eine Frau zum Einsatz kommt, scheint trotz Collinas Einschätzung fraglich.

Der deutsche Schiedsrichter Daniel Siebert (Berlin) absolviert bei dieser Endrunde seine WM-Premiere. Der 38-Jährige hatte bei der EM im vergangenen Jahr drei Spiele geleitet.

FIFA-Präsident Gianni Infantino warb für "Respekt" gegenüber den Schiedsrichtern. Er habe "größtes Vertrauen" in sie.

Collina indes kündigte an, dass die Schiedsrichter bei der Endrunde angehalten seien, großzügige Nachspielzeiten zu gewähren. Beim Torjubel, Auswechslungen, Verletzungen oder Platzverweisen würde viel Zeit verstreichen. "Sieben, acht, neun Minuten Nachspielzeit" seien bei einem normalen Spiel mit einigen Toren durchaus zu erwarten.

Außerdem rühmte der Italiener die erstmals zum Einsatz kommende halbautomatische Abseitserkennung, weil sie den Job der Referees leichter mache.

 

© 2022 SID