Als TV-Kommentator John Helm die ersten Flammen bemerkt, hat gerade die 41. Spielminute begonnen. "Da ist ein Feuer am Rand der Tribüne", sagt Helm, ganz rechts im Bild steigt schwarzer Rauch empor. Es ist der 11. Mai 1985, und vor den Augen der Zuschauer im Stadion und vor den Fernsehern entwickelt sich eine Katastrophe.
Mittlerweile spielt der Verein in der vierten Liga

Mittlerweile spielt der Verein in der vierten Liga

Drei Minuten später steht die gesamte Tribüne des englischen Fußball-Drittligisten Bradford City in Flammen, von einer Eckfahne zur anderen. Brennende Menschen laufen in Panik auf den Rasen, am Ende sind 56 Fußball-Fans tot. Einige sterben noch auf ihren Sitzen, so schnell breitet sich das Feuer aus. Wer sich die Bilder von der Stadion-Katastrophe anschaut, braucht auch heute noch starke Nerven.

Wie genau es an jenem Samstag zu der Katastrophe kam, ist bis heute nicht geklärt. Wahrscheinlich war es eine achtlos weggeworfene Zigarette, die den angehäuften Müll unterhalb der uralten Holztribüne entzündete. Der starke Wind tat sein Übriges. Besonders bitter: Die Tribüne sollte nach dem Spiel abgerissen werden.

Denn eigentlich war der 11. Mai als Festtag geplant. Der Aufstieg der "Bantams" in die 2. Liga stand fest, das Valley-Parade-Stadion war zum letzten Heimspiel gegen Lincoln mit 11.000 Zuschauern fast ausverkauft. Doch aus dem Fest- wurde ein Horrortag. Als Todesfalle erwiesen sich vor allem die verschlossenen Türen auf der Rückseite der Tribüne.

Heute erinnern am Stadion gleich zwei Gedenktafeln an jenen fatalen Tag, im Stadtzentrum steht ein Denkmal. Und John Helm? Der TV-Kommentator hat sich die Bilder aus Bradford bis heute nicht angeschaut. "Das kann ich einfach nicht", sagt Helm: "Ich hoffe, dass ich nie wieder in meinem Leben mit solch einer Situation konfrontiert werde."

 

SID