Bundestrainer Joachim Löw hat nach der historischen 0:3-Pleite in der Nations League bei Erzrivale Niederlande von einer "brutalen und enttäuschenden Niederlage" gesprochen. Jetzt Fußballreise buchen!

Frage: "Joachim Löw, wie ordnen Sie die historische 0:3-Pleite gegen die Niederlande ein?"

Joachim Löw (58, Bundestrainer): "Das war eine sehr brutale und enttäuschende Niederlage, zumal man sagen muss, dass wir in den ersten 25, 30 Minuten gut im Spiel waren, das Spiel unter Kontrolle hatten. Man spürt im Moment förmlich, dass wir nicht das Selbstbewusstsein haben, wie wir das schon hatten. Nach Gegentreffern sind wir von unserer Linie abgekommen, das wäre uns vor ein paar Monaten vielleicht nicht passiert. Was nicht passieren darf, ist, dass wir in den letzten zehn Minuten so auseinander fallen, dass da keiner die Verantwortung übernimmt."

Frage: "Was entgegen Sie dem Vorwurf, dass Sie zu lange an ihren 2014er-Weltmeistern festhalten?"

Löw: "Ich habe immer gesagt: die richtige Mischung ist wichtig. Die jungen Spieler haben frischen Wind gebracht als sie reinkamen, absolut. Aber sie haben noch nicht die ganz große Qualität, um an ihrem Zenit zu sein, wir dürfen von ihnen keine Wunderdinge erwarten. Werner, Brandt, Sane oder Gnabry - die brauchen noch Zeit. Es ist wichtig, dass wir eine gute Mischung zwischen jung und erfahren haben."

Frage: "Jetzt ist es in der Nations League ein Abstiegskampf. Mit welchen Erwartungen fahren Sie zum Spiel am Dienstag in Frankreich?"

Löw: "Logischerweise ist ein Abstieg in der Nations League nicht unbedingt wünschenswert, das wollen wir auf keinen Fall. Jetzt gilt es, ein paar Gespräche zu führen. Wir müssen die richtigen Schlüsse ziehen für das Spiel in Paris, da Charakter zeigen - die Mannschaft und jeder Einzelne. Wir müssen ausblenden, was auf uns einprasselt, einen Punkt machen und zu Hause gegen die Niederlande gewinnen, sonst steigen wir in der Tat ab."

Frage: "Was ist nur mit Thomas Müller los?"

Löw: "Thomas Müller hatte in der ersten Halbzeit eine Riesenchance, normal hat er die in der Vergangenheit immer genutzt. Das zeigt, dass viele Spieler ein angekratztes Selbstvertrauen haben. Im Training hat er einen sehr agilen, sehr frischen Eindruck gemacht, nicht diesen Ballast von Bayern München gehabt. Ich hatte das Gefühl, das ist der Müller, wie man ihn kannte, er geht weite Wege hinter die Abwehr und strahlt große Gefahr aus."

Frage: "Wie haben Sie Debütant Mark Uth gesehen?"

Löw: "Er hat im Training gerade im Sechzehner einen guten Eindruck gemacht. Das Spiel war für ihn schwierig, man kann da nicht mehr erwarten von Mark. Wir hatten keinen einzigen Zentrumsstürmer vorne, deshalb hat Mark gespielt, er hat ein Näschen für Situationen, im Training einige Tore erzielt. Aber wir haben ihn relativ wenig in Szene gebracht."

Frage: "War das eines Ihrer letzten Spiele als Bundestrainer?"

Löw: "Für mich, oder was? Da müssen wir schnell tauschen hier, da bin ich der falsche Ansprechpartner (blickt zu Pressesprecher Jens Grittner). Haben wir die Frage richtig verstanden, oder falsch?"

Frage: "Also ist es nicht Ihre Entscheidung, aufzuhören?"

Löw: "Im Moment nicht."

Frage: "Ist es Ihre schwierigste Phase als Bundestrainer?"

Löw: "Schwierig ist es im Moment schon, gerade mit der WM und nach der WM. Es ist nicht einfach, weil uns das Selbstverständnis und die Leichtigkeit im Spiel fehlt. Ein paar Spieler, die eingeplant waren, haben uns gefehlt, das trägt nicht zur absoluten Sicherheit bei. Dann muss man sagen, dass unsere mangelnde Chancenverwertung unser Problem ist, wir erzielen keine Tore."

 

SID