Nach der verbalen Entgleisung von Präsident Fritz Keller (64) werden die Fragezeichen hinter einer weiteren Zusammenarbeit an der Spitze des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) immer größer. Vizepräsident Rainer Koch (62) widersprach am Dienstag explizit der Darstellung Kellers, wonach er die Bitte des Präsidenten um Verzeihung angenommen habe.

Schwerer Streit zwischen Koch (l.) und Keller (r.)

Schwerer Streit zwischen Koch (l.) und Keller (r.)

Koch teilte auf SID-Anfrage vielmehr mit, dass er die schriftliche Entschuldigung Kellers "bislang nicht angenommen" habe, "weil er den gesamten Vorgang mit zeitlichem Abstand zunächst in einem persönlichen Gespräch mit Fritz Keller aufarbeiten möchte". Der Präsident hatte dagegen erklärt, dass er sich "in aller Form persönlich im Gespräch wie auch schriftlich bei Rainer Koch entschuldigt" und Koch "die Größe" gezeigt habe, "die Entschuldigung anzunehmen" - wofür er "ihm dankbar" sei.

Keller hatte Koch laut übereinstimmenden Medienberichten mit Nazi-Richter Roland Freisler verglichen, sich aber sofort dafür entschuldigt. Koch, im Hauptberuf selbst Richter, ist davon nach SID-Informationen derart schwer getroffen, dass eine Annahme der Entschuldigung nicht vorausgesetzt werden kann. Der DFB äußerte sich bislang nicht im Detail zu den Vorgängen, bestätigte aber die Zitate Kellers in der Bild-Zeitung.

"Manchmal fallen in Kontroversen Worte, die nicht fallen sollen und nicht fallen dürfen. Dafür habe ich mich in aller Form persönlich im Gespräch wie auch schriftlich bei Rainer Koch entschuldigt", sagte Keller: "Er hat die Größe, die Entschuldigung anzunehmen, wofür ich ihm dankbar bin. Insbesondere auch im Hinblick auf die Opfer des Nationalsozialismus war der Vergleich gänzlich unangebracht. Ich bedauere dies sehr und werde meine Worte künftig weiser wählen."

Am Dienstag schloss Keller, der seit Monaten im Mittelpunkt eines Machtkampfes an der DFB-Spitze steht, einen Rücktritt aus. "Ich habe einen Fehler gemacht, aber ich werde die Aufräumarbeiten, für die ich zum DFB geholt und mit 100 Prozent der Stimmen auf dem Bundestag gewählt wurde, zu Ende führen", sagte Keller der Bild-Zeitung.

Allerdings wächst der Druck auf den Präsidenten. Das Präsidium des Süddeutschen Fußball-Verbandes (SFV), dem unter anderem DFB-Vizepräsident Ronny Zimmermann angehört, hat am Dienstag mit "Entsetzen und völligem Unverständnis" auf "die Äußerungen und die Wortwahl von DFB-Präsident Fritz Keller" reagiert.

"Dies ist eine Äußerung, die völlig inakzeptabel ist. Unser Präsident Dr. Rainer Koch verdient Respekt, und wir wissen, dass er sich in den Dienst der Sache stellt, um den Amateurfußball zu sichern", teilte der SFV mit: "Gerade als langjähriger Vorsitzender Richter ist es völlig abwegig, ihn auch nur ansatzweise in die Nähe des höchsten Repräsentanten der unsäglichen und menschenverachtenden Willkürjustiz des Dritten Reiches zu rücken."

 

SID