1. NÖN-Landesliga

"Wir sind noch immer ein kleiner Dorfclub"

 Im Vorjahr nur knapp nicht abgestiegen, steht der ASC Götzendorf nach elf Runden völlig überraschend an der Tabellenspitze der Landesliga. Noeliga.at sprach mit dem Sportlichen Leiter Alfred Lang und Sektionsleiter Josef Fücsek über den aktuellen Erfolgslauf, stabile Abwehrreihen, einen ehrgeizigen Trainer und bescheidene Ziele des "Dorfclubs" aus dem Industrieviertel.

Götzendorf, 12. Juni 2010, 19.20 Uhr: Der ASC hatte seine Pflicht erfüllt, gegen Ardagger mit 2:0 gewonnen. Die Telefone liefen heiß, bis die frohe Botschaft die Runde machte und Jubel im 2.000-Einwohner-Dorf an der Leitha ausbrach. Haitzendorf (0:0 in Retz) und Schrems (0:1-Niederlage in Bad Vöslau) wurden im letzten Moment überholt und der ASC Götzendorf hatte wegen des um drei Tore besseren Torverhältnisses den Klassenerhalt hauchdünn geschafft.

Vier Monate später jubelt Götzendorf wieder. Das Team spielt einen sensationellen Herbst und liegt nach elf Spielen auf Platz eins, drei Punkte vor dem SC Retz. Doch was hat sich geändert, dass aus dem Abstiegskandidaten plötzlich ein Topteam geworden ist? "Die Zusammenstellung der Mannschaft passt einfach. Der Trainer hat die optimale Mischung gefunden, Spieler geholt, mit denen er schon früher erfolgreich zusammengearbeitet hat", erklärt Alfred Lang, Sportlicher Leiter des ASC Götzendorf. Der Trainer - das ist Markus Kernal, langjähriger Regionalligakicker, der als Aktiver auch drei Jahre in Deutschland (Homburg, Uerdingen, Union Berlin, Tennis Borussia Berlin) gespielt hat und sich in der Landesliga als Trainer in St. Pölten, Sollenau und Mistelbach bereits einen Namen gemacht hat. Elf Runden vor Schluss übernahm Kernal vergangene Saison das Team von Gerhard Kummer und schaffte im Zielspurt den Klassenerhalt. Alfred Lang streut Kernal Rosen: "Er ist der wichtigste Faktor unseres Erfolgs, er kennt die Landesliga wie seine Westentasche und stellt die Mannschaft auf jeden Gegner perfekt ein."

Aus der Schießbude wurde ein Abwehrbollwerk 

Im Sommer drehte sich in Götzendorf das Transferkarussell - acht Abgänge und sieben Neue waren das Ergebnis der Kernalschen Personalrochade. Es sollte sich lohnen. Schon in den ersten Partien war zu erkennen, dass die ehemals löchrige Abwehr heuer zum Prunkstück werden könnte, in elf Spielen musste Götzendorf nur acht Gegentreffer hinnehmen und spielte acht Mal zu Null. "Dabei haben wir gerade in der Abwehr nicht viel verändert, nur der junge Milos Djuric, der voll eingeschlagen hat, ist dazugekommen. Auch der Tormann ist der gleiche geblieben", sagt Sektionsleiter Josef Fücsek. Sein Kollege Lang sieht den Grund für die Götzendorfer Festung im Mittelfeld: "Letztes Jahr hatten wir mit Kayhan und Nikic zwei eher offensiv orientierte Spieler, heuer räumen Schilling und Santner ab." Das gebe auch dem in Überform spielenden Torhüter Christian Weidinger die nötige Sicherheit.

Vier Runden vor der Winterpause und drei Punkte Vorsprung - es wäre gelogen, würde man in Götzendorf behaupten, nicht mit dem Herbstmeistertitel zu spekulieren. "Sicher besteht die Möglichkeit, aber wir müssen nicht. In die Favoritenrolle lassen wir uns nicht drängen, die nehmen andere Vereine ein. Wir sind noch immer ein kleiner Dorfclub", sagt Fücsek. Auch Lang schlängt in diese Kerbe: "Wenn man vier Runden vor Schluss auf Platz eins steht, schielt man natürlich dort hin, aber unser Ziel ist und bleibt ein Cupplatz." Ein Cuplatz wäre, so Fücsek "das größte, das unser Dorfclub je erreicht hat".

Und wenn Mitte Juni wieder einmal Jubel ausbricht am Götzendorfer Sportplatz? Was, wenn die Mannschaft auch am Ende ganz oben steht? "Das sind Spekulationen. Was sich ergibt, ergibt sich. Wir wollen uns in dieser Liga etablieren, das wird ein langer und harter Weg. Stehen wir am Ende einmal ganz oben, dann werden wir in der Regionalliga spielen - da bleibt ohnehin nichts anderes übrig", sagt Fücsek.

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