2. Landesliga West

Seitenstetten geriet ins Visier von Betrügern!

Skandal in der 2. Landesliga West! 200 seitenstetten uscFans wohnten der freitägigen Partie in der 2. Landesliga West zwischen Seitenstetten und Zwentendorf bei. Sie erlebten einen turbulenten Fußball-Abend und ein Spiel, das die Heimischen nach 0:2-Rückstand noch mit 3:2 für sich entschieden. Doch nicht nur die 90 Minuten, sondern der gesamte Abend entwickelte sich zu einem Krimi, dessen Folgen noch nicht absehbar sind.


Denn wie die „Niederösterreichischen Nachrichten“ am Montag in ihrer Online-Ausgabe berichteten, geriet der USC Seitenstetten im Vorfeld des Spiels ins Visier von Betrügern. Am vergangenen Donnerstag erhielt der langjährige Trainer von Seitenstetten, Günter Zach, einen merkwürdigen Anruf: Der Mann am Telefon bot dem Trainer für das tags darauf folgende Match einen Seitenstettener Sieg an. Erforderliche Gegenleistung: 800 Euro.

 

Seitenstetten informierte NÖFV

Zach reagierte laut Angaben des Vereins-Obmanns Sven Vojtek perplex, wimmelte ihn ab: „Zach meinte zu ihm, es interessiere ihn nicht, er informierte uns anschließend über den Vorfall.“ Der Verein nahm wiederum umgehend Kontakt mit Hans Gartner, Präsident des Niederösterreichischen Fußball-Verbandes (NÖFV) auf. Dieser schlug Seitenstetten vor, auf das Angebot einzugehen, „mit dem Hintergedanken, diesen Kerlen das Handwerk zu legen“, so Gartner.

Am Abend meldete sich der Mann bei den Klub-Verantwortlichen von Seitenstetten: „Er ist ein ehemaliger Schiedsrichter, der uns aus der Vergangenheit bekannt ist“, erzählte Vojtek im Gespräch mit unterhaus.at. „Wir haben das Gespräch mitgeschnitten, da wir nicht wussten, was dahinter steckt, um welche Dimension es sich handelt.“ Freitag Früh nahm Seitenstetten dann das Angebot an, der Ablauf wurde vom ehemaligen Schiedsrichter im Detail geschildert.

 

Schiedsrichter neu besetzt

Über die Bühne gehen sollte das „Geschäft“ über den am Platz anwesenden Schiedsrichter-Beobachter. Dieser würde vor dem Spiel in die Schiedsrichter-Kabine gehen und dem Referee entsprechende Anweisungen mit auf den Weg geben. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Verband aber bereits reagiert und eine Umbesetzung vorgenommen: Eine Umbesetzung, in welche nur ein kleiner Personenkreis (auch der neu nominierte Referee Martin Heller) eingeweiht waren und welche auch im Online-System vorab nicht vermerkt wurde.

Den ursprünglich für diese Partie vorgesehenen Schiedsrichter nimmt Gartner aus der Schusslinie: „Er würde sich dafür nicht hergeben, strebt  in seiner Schiri-Karriere nach oben.“ Auch Vojtek unterstreicht dies: „So wie sich die Dinge entwickelten, bin ich davon überzeugt, dass er damit nichts zu tun hat.“ Am Freitag Abend selbst suchte dann der Schiedsrichter-Beobachter in Seitenstetten vor Spielbeginn wie angekündigt die Schiri-Kabine auf. Vojtek: „Er war beim Herauskommen sichtlich verdutzt, scheinbar irritiert, dass ein anderer Referee in der Kabine stand. Er hat auch zu ihm nichts über das Spiel gesagt, ihm keine Vorgaben erteilt.“

 

NÖFV schaltet Staatsanwaltschaft ein

Obwohl in die Causa eingeweihte Verbands-Bosse (darunter Vize-Präsident HR Dr. Ludwig Binder und Schiri-Obmann Alois Pemmer) persönlich in Seitenstetten anwesend waren, zog der Schiedsrichter-Beobachter sein Ding durch. Seitenstetten siegte nach 0:2-Rückstand 3:2. Seitenstetten-Sektionsleiter Günther Gugler musste  dem Schiri-Beobachter nach dem Spiel auf den Parkplatz folgen. Dort fand die Übergabe statt. Gugler überreichte dem vermeintlichen Betrüger ein Kuvert – allerdings ohne Inhalt. „Laut den Informationen jenes Mannes, der uns vorab telefonisch die Direktiven gab, hätte eine dritte Person in die Vorgänge auch noch involviert sein sollen. Diese bekamen wir aber nie zu Gesicht“, so Vojtek. Die Vorgänge rund ums Spiel hat der Verein auch mit Foto-Aufnahmen festgehalten.

Gestern beauftragte NÖFV-Präsident Gartner seine Geschäftsstelle, alle Unterlagen zusammen zu stellen, damit diese bei der Staatsanwaltschaft zur Anzeige gebracht werden können. „Ähnliche Gerüchte kamen bereits vor einigen Jahren auf. Die damalige und inzwischen verstorbene Innenministerin Luise Prokop hat uns damals unterstützt.“ Handfestes kam nicht ans Tageslicht, daher konnte auch keine Anzeige erstattet werden. „Es hat aber zumindest bewirkt, dass dann Ruhe herrschte.“

 

Viele Fragen sind zu klären

Viele Fragen gilt es zu klären: Steckt ein System dahinter oder sind es Einzeltäter? Waren die vermeintlichen Betrüger erstmals am Werk oder sind sie schon längere Zeit aktiv? Ist das Ganze organisiert oder auf Zufall aufgebaut? Denn es könnte auch sein, dass via Telefon alles vorbereitet, der Schiedsrichter der betreffenden Partie aber nie involviert wird. Das heißt, ein Ergebnis wird zwar versprochen, muss aber dann nicht eintreten. Wenn es eintrifft, wird kassiert, falls nicht, gehen die vermeintlichen Betrüger leer aus. Auch verbandsintern nimmt der NÖFV Ermittlungen auf, wird ein Ausschluss-Verfahren gegen die involvierten Personen einleiten.
 
Christian Reichel

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