ASKÖ Dionysen: "Die Entscheidungsträger haben das Fingerspitzengefühl vermissen lassen"

Die ASKÖ Dionysen/Traun blickt auf das erfolgreichste Jahr der Vereinsgeschichte zurück, kam nach einem starken Frühjahr auch ausgezeichnet durch den Herbst und krönte sich zum Herbstmeister der 1. Klasse Mitte. Auch 2020 wollte sich die Szabo-Elf von ihrer besten Seite zeigen und nahm den erstmaligen Aufstieg in die Bezirksliga ins Visier, mit dem Abbruch der Saison platzte in der vergangenen Woche jedoch der Dionysener Traum. Sportchef Christoph Niedermair nahm sich für Ligaportal Zeit für ein Interview und beantwortete aktuell interessante Fragen.

 

Herr Niedermair, in der vergangenen Woche hat das ÖFB-Präsidium beschlossen, die Saison mit sofortiger Wirkung zu beenden und nicht zu werten. Können Sie diese Entscheidung nachvollziehen oder hätten Sie eine andere Option gewählt?

"Der Abbruch der Meisterschaft ist grundsätzlich nachvollziehbar, da die Vereinen nun zumindest kurzfristig planen können. Für meinen Geschmack hätte man aber auch zuwarten können, da derzeit ohnhehin nicht trainiert, geschweige denn gespielt werden darf. So hat man sich vorzeitig die Chance genommen, zum Beispiel die Saison im nächsten Frühjahr mit einer normalen Rückrunde fortzusetzen und zu beenden. Was die Wertung betrifft, haben die Entscheidungsträger das Fingerspitzengefühl vermissen lassen, der sportlichen Fairness nicht die nötige Beachtung geschenkt und das Leistungsprinzip außer Kraft gesetzt. So hätte man die Herbstmeister aufsteigen lassen und die Ligen aufstocken können. Da niemand hätte absteigen müssen, wäre kein Verein bestraft worden. Wie man hört, denkt der Salzburger Landesverband in diese Richtung. Meiner Meinung nach zumindst genauso fair wäre die Option gewesen, die Meisterschaft zwar zu annullieren, jedoch die Punkte in die nächste Saison mitzunehmen. Mit dieser Variante hätten vermutlich die meisten bzw. fast alle Vereine leben können. Denn mit dieser Möglichkeit hätte jede Mannschaft die Chance erhalten, die Ziele zu erreichen".   

Haben Sie das Gefühl, dass der OÖFV die Vereine in der ungemein schwierigen Situation begleitet und unterstützt, oder lässt der Verband die Klubs im Regen stehen?

"Der Oberösterreichische Fußballverband ist sich nicht zu schade, stets sein Leitbild in den Vordergrund zu stellen. Doch wenn man dieses Leitbild unter die Lupe nimmt, kann man klar erkennen, dass der Verband weder begleitend noch unterstützend agiert. Andererseits ist der OÖFV sehr schnell, wenn es darum geht, die Klubs auf die Einhaltung von Vorschriften hinzuweisen bzw. sie zu bestrafen".

Sind Sie der Meinung, dass die derzeitige Krise für den ÖFB der richtige Zeitpunkt wäre, seine Statuten zu durchforsten und sie der aktuellen Situation anzupassen – bzw. Strukturen zu ändern und realitätsnah zu gestalten?

"Absolut. Wenn der ÖFB nicht jetzt auf die Situation reagiert, wann ist dann der richtige Zeitpunkt für Veränderungen? Im Profi-Berich ist der ÖfB flexibel und ändert seine Bestimmungen. Das Herz schlägt jedoch im Amateurfußball. Denn woher kommen die Profis - aus dem Nachwuchs der Unterhaus-Vereine".

Wann glauben Sie, darf das Training wieder aufgenommen werden bzw. wann wird wieder um Meisterschaftspunkte gekämpft?

"Ich denke, dass ein eingeschränktes Training im Juni oder Juli erlaubt wird. Unter den derzeit geltenden Maßnahmen ist an ein normales Training aktuell nicht zu denken. Es wäre toll, wenn der Spielbetrieb im Herbst wieder aufgenommen werden könnte, aber ich denke, dieser Wunsch ist bis auf Weiteres nur ein Traum".

Wird der Amateurfußball nach einer längeren Pause so sein, wie wir ihn kennen?

"Es kommt auf die Strukturierung der jeweiligen Vereine an. Jene Klubs, die seit Jahren im Nachwuchs ausgezeichnete Arbeit leisten, werden die Krise überstehen. Deshalb mache ich mich über unseren Verein keine Sorgen, den bei uns steht der Nachwuchs traditionell im Mittelpunkt. Es ist jedoch zu befürchten, dass aufgrund der aktuellen Krise bzw. Pause, die Kinder und Jugendlichen zu anderen Sportarten wechseln. Und wenn auch näch ältere Akteure und/oder Reservespieler aufhören, wird das Vereinsleben nicht mehr so sein, wie wir es kennen und lieben".

Wie ist die aktuelle Situation in ihrem Verein? Gibt es ein Trainingsprogramm, ist die Kaderplanung für die nächste Saison schon angelaufen bzw. gibt es bereits Veränderungen?

"Auch bei uns arbeiten die Kicker im Home Office und geben regelmäßig den aktuellen Stand bekannt. Die Verantwortlichen und Trainer Szabo haben beschlossen, mit dem aktuellen und bewährten Personal in die nächste Saison zu gehen, weshalb keine Transfers bzw. Veränderungen geplant sind. Unser Motto lautet, `jetzt erst recht`, und wollen in der nächsten Saison ähnlich erfolgreich sein, wie in der annullierten".

 

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