FC Attnang: "Die Entscheidung ist grundsätzlich verständlich, der Verband hätte aber mit den Vereinen gemeinsam nach Lösungen suchen können"

Der FC Attnang war im Herbst ausgezeichnet unterwegs, beendete die Hinrunde der 1. Klasse Süd am vierten Platz und hatte nur zwei Punlte weniger am Konto als Herbstmeister Bad Goisern. Die Cetin-Elf wollte sich auch im Frühjahr von ihrer besten Seite zeigen und im Aufstiegskampf an vorderster Front mitmischen, aufgrund des vorzeitigen Abbruches der Saison müssen aber auch die Hausruckviertler zurück an den Start. Sportchef Harald Kettlgruber nahm sich für Ligaportal Zeit für ein Interview und beantwortete aktuell interessante Fragen.

 

Herr Kettlgruber, wie beurteilen Sie den bisherigen Verlauf der Corona-Pandemie und wie erwarten Sie die weitere Entwicklung?

"Die gesetzten Maßnahmen sind richtig und demzufolge zu akzeptieren. Da es in meinem Bekanntenkreis tragische Fälle gibt, weiß ich, dass die Situation nicht zu unterschätzen ist und man in gewisser Weise konsequent bleiben muss. Die ersten Lockerungen waren aber richtig und notwendig und hoffe, dass es nicht allzu lange dauert, bis wir wieder zur Normalität zurückkehren können".

Das ÖFB-Präsidium hat beschlossen, die Saison zu beenden und nicht zu werten. Können Sie diese Entscheidung nachvollziehen oder hätten Sie eine andere Option gewählt?

"Wir waren im Aufstiegskampf mittendrin und voll dabei und sind deshalb von der Entscheidung direkt betroffen. Die Entscheidung ist grundsätzlich verständlich, der Verband hätte aber mit mit den Vereinen gemeinsam nach Lösungen suchen können. Es hätte auch andere, durchaus denkbare und faire Optionen gegeben. So hätte man zum Beispiel die Tabelle einfrieren und die Meisterschaft zu einem späteren Zeitpunkt fortsetzen können. Auch die Mitnahme der Punkte in die nächste Saison wäre eine Variante gewesen, mit der fast jeder Verein etwas anfangen hätte können. Aber in diesen Zeiten geht es vor allem um die Gesundheit, steht der Fußball nur an zweiter Stelle".

Können Sie nachvollziehen, dass der ÖFB der Bundesliga bezüglich Fortsetzung der Saison freie Hand lässt, im Amateur-Bereich aber einmal mehr über die Vereine drübergefahren ist?

"Mein Lösungsansatz wäre gewesen: Alle oder Keiner. Ich gebe zu, dass bei der Bundesliga der wirtschaftliche Faktor zu berücksichtigen ist, allerdings geht es auch für viele Amateurvereine um die Existenz. Demzufolge hätte man darüber nachdenken können, alle Bewerbe - ohne Ausnahme - abzubrechen, oder eben zuzuwarten. Da Amateurvereine im Gegensatz zu den Profiklubs keine Angestellten haben, verstehe ich das Bemühen der Bundesliga, aus wirtschaftlichen Gründen die Meisterschaft fortsetzen zu wollen". 

Freuen Sie sich auf die angekündigte Wiederaufnahme des Trainingsbetriebes, oder ist für Sie ein Training unter den derzeit geltenden Bestimmungen nicht sinnvoll?

"Grundsätzlich haben wir die Lockerung der Maßnahmen positiv und mit Freude aufgenommen, die Umsetzung in die Praxis steht jedoch auf einem anderen Blatt. Wir sehen uns an, wie andere Vereine mit dieser Situation umgehen und warten die Entwicklung ab. Im Nachwuchsbereich ist ein Training under den derzeit geltenden Bestimmungen aber kaum möglich. Wir arbeiten jedoch ein Konzept aus, wie wir die Kinder in abgeschwächter Form bewegen können".

Ist ein Saisonstart im Herbst realistisch?

"Da ein Veranstaltungsverbot bis 31. August in Kraft gesetzt wurde, ist der Saisonstart frühestens im September möglich. Es müssen auch Testspiele bestritten werden, weshalb es frühestens Mitte oder Ende September losgehen kann. Auch wenn die Hoffnung bekanntlich zuletzt stirbt, kann ich derzeit daran nicht wirklich glauben".

Wie ist die aktuelle Situation in ihrem Verein? Ist die Kaderplanung für die nächste Saison schon angelaufen bzw. gibt es bereits Veränderungen?

"Ebenso wie bei vielen anderen Vereinen ist auch bei uns die finanzielle Situation bedenklich und müssen den Gürtel enger schnallen. Da wir jedoch über charakterstarke Spieler verfügen und mit ihnen bereits Gespräche geführt haben, sind wir zuversichtlich, dass sich am Stamm des Kaders nicht viel ändern wird. Vielleicht geht sich sogar der eine oder andere Zugang aus".

 

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