Rettungseinsatz überschattet ersten Frühjahrespunkt des SV Chemie Linz

ASKÖ Zöhrdorf Linz
SV Chemie Linz

Bis zur 83. Minute lag der im Frühjahr noch punktelose SV Chemie im Linzer Derby gegen die ASKÖ Zöhrdorf völlig überraschend auf Kurs in Richtung zweiten Saisonsieg, ehe zwei Aktionen kurz vor dem Abpfiff der schön langsam aufkommenden Feierstimmung im Lager der „Chemiker“ schlagartig ein Ende setzten. So konnte zunächst Markus Krajinovic die 2:1-Führung des abgeschlagenen Ligaschlusslichts für Zöhrdorf egalisieren, ehe in der vorletzten Minute der regulären Spielzeit sich mit Brane Padjan zu allem Überfluss ein Spieler der Gäste schwer im Gesicht und am Rücken verletzte. Der rechte Mittelfeldspieler des SV Chemie wurde vom offensichtlich völlig übermotivierten gegnerischen Schlussmann, bei dessen unnötigen Ausflug derart rüde aus dem Weg geräumt, dass er im Anschluss direkt vom Spielfeld per Rettung ins Krankenhaus gebracht werden musste. Der erste Punktgewinn der Bachmaier-Elf in der Rückrunde verkam danach sehr schnell zu einer „bloßen“ Randnotiz.

 

Ein Torhüter als Libero

Beide Trainer warteten in diesem Duell hinsichtlich der Aufstellung mit je einer großen Überraschung im Abwehrzentrum auf. So feierte in der Zöhrdorfer Innenverteidigung der eigentlich erst vor kurzem zurückgetretene Andreas Krajinovic so etwas wie ein Blitzcomeback. Laut seinem Coach Herbert Neyder dürfte ein Gespräch zwischen Sektionsleiter Ernst Hubich und dem erfahrenen Innenverteidiger, der eigentlich nicht mehr bereit gewesen war, die für ihn langen Wegstrecken auf sich zu nehmen, den Ausschlag zum Weitermachen gegeben haben. Für eine noch größere Sensation sorgte SV Chemie-Übungsleiter Jürgen Bachmaier, der mit Robert Wagner seinen etatmäßigen Ersatztorhüter auf der Position des Liberos aufbot: „Mustafi Serdal, der eigentlich bei uns die Stelle als letzter Mann bekleidet, fehlte in dieser Begegnung aufgrund einer Gelbsperre, weshalb ich wieder einmal gezwungen war, die Mannschaft umzustellen. Robert, der immer bereit ist sich für den Verein voll einzusetzen, ist ja eigentlich ein gelernter Libero, er hat aber später dann beim SV Urfahr auch als Torwart eine tolle Figur gemacht.“ Das Experiment mit dem als Feldspieler aufgestellten Schlussmann sollte sich, das sei bereits an dieser Stelle verraten, für die „Chemiker“ letztlich absolut bezahlt machen.

Eklatante Heimschwäche

Mit der ASKÖ Zöhrdorf und dem SV Chemie trafen in dieser Part eigentlich die beiden schwächsten Offensiven der gesamten Liga aufeinander. Davon war aber in der ersten Hälfte nur bedingt etwas zu sehen, so benötigten die Gäste etwa gerade einmal 16 Minuten um zu treffen. Kevin Kaiser, den die Zöhrdorfer Abwehr an diesem Tag nur schwer in den Griff bekam, konnte den etwas zu weit vor seinem Kasten stehenden Keeper der Zöhrdorfer, Joseph Dawodu, mit einem Weitschuss aus rund 25 Metern Entfernung zum 0:1 überheben. Die Antwort der Gastgeber auf diesen frühen Führungstreffer des Tabellenletzten ließ nicht lange auf sich warten. Nur 120 Sekunden später entschied Schiedsrichter Martin Fragner, nach einem vom linken Flügel in den Sechzehner der „Chemiker“ geschlagenen hohen Ball, auf Foulspiel von Matej Sladoja. Den daraufhin verhängten Elfmeter verwandelte Patrik Herrmann mit einem flachen Schuss genau neben die Stange. Für Lukas Berger im Tor des SV Chemie, der die richtige Ecke erraten hatte, gab es dementsprechend nichts zu halten. Für die ASKÖ Zöhrdorf war dieser verwandelte Strafstoß, der erste Treffer vor heimischer Kulisse seit Anfang November des Vorjahres. „Unsere zuletzt so eklatante Heimschwäche lässt sich eigentlich nur schwer erklären, zumal unser Platz derzeit so gut beisammen ist, wie schon lange nicht mehr. Meiner Meinung nach ist die Mannschaft im Moment einfach verunsichert, auch weil wir vorne nicht die notwendigen Tore machen, um uns für unseren hohen Aufwand zu belohnen. Meine Spieler arbeiten zwar wirklich brav und trainieren auch gut, im Match brauchen sie dann aber viel zu viele Möglichkeiten um zu treffen. Im Prinzip sind aktuell alle meine Offensivkräfte außer Form, wobei ihnen zurzeit auch einfach das nötige Selbstvertrauen fehlt.“, so Zöhrdorf-Coach Herbert Neyder. Von einer Abschlussschwäche war in dieser Begegnung zumindest bei Andreas Kaiser nichts zu sehen. Der Chemie-Angreifer brachte mit seinem insgesamt 9. Saisontreffer seine Farben in der 25. Minute von rechts kommend mit einem Schuss ins lange Eck wieder in Führung. Mit dem Zwischenstand von 1:2 verabschiedeten sich schließlich auch beide Teams in die Pause, in der vor allem Zöhrdorf-Coach Neyder einige Umstellungen vornahm.

Torjäger beendet Torsperre

So setzte der Betreuer der Heim-Mannschaft, der bereits zur Hälfte der Begegnung sein gesamtes Wechselkontingent aufgebraucht hatte, im zweiten Abschnitt nicht mehr auf eine Viererkette, sondern versuchte sein Glück stattdessen im altbewährten Libero zu finden. Tatsächlich sollte sich die davor wackelige Defensive der ASKÖ Zöhrdorf nach dem Seitenwechsel merklich stabilisieren. Die Zöhrdorfer waren zunächst auch nach dem Wiederanpfiff das deutlich aktivere Team, der SV Chemie konnte die Drangphase der Gastgeber zu Beginn der zweiten Hälfte jedoch unbeschadet überstehen. Die Bachmaier-Elf verteidigte ihren Vorsprung gegen wieder einmal ineffiziente Hausherrn mit viel Herzblut, gerade aber als der mögliche Sieg für den Außenseiter in dieser Partie zum Greifen nahe schien, kassierte man doch noch den neuerlichen Ausgleich. Eine Vorlage des bereits in der ersten Hälfte eingewechselten Jürgen Siegl drückte Markus Krajinovic in der 83. Minute über die Linie. Für den eigentlich als Torjäger im Winter verpflichteten Stürmer war es der erste Treffer nach zuletzt 543 torlosen Minuten. Aus Sicht der Spieler des SV Chemie hätte dieses Tor jedoch aufgrund einer angeblichen Abseitsstellung des Zöhrdorfer Angreifers nicht zählen dürfen.

Rettungseinsatz nach „Wahnsinnsaktion“

Für den unrühmlichen Schlusspunkt in diesem Linzer Derby sorgte letztlich Torhüter Joseph Dawodu, der in der vorletzten Minute der regulären Spielzeit plötzlich ohne wirkliche Not weit vor seinem Gehäuse auftauchte, um rustikal gegen Brane Padjan zu klären. Der rechte Mittelfeldspieler des SV Chemie, der in dieser Situation nur auf den Ball schaute, wurde mit voller Wucht von der Schulter des gegnerischen Schlussmannes getroffen. Padjan blieb daraufhin benommen am Spielfeld liegen und musste schließlich von dort aus direkt per Rettung ins Krankenhaus transportiert werden. SV Chemie-Trainer Jürgen Bachmaier sah die völlig unnötige Härteeinlage, für die Joseph Dawodu im Endeffekt nur mit Gelb bestraft wurde, folgendermaßen: „Die Aktion erinnerte mich sehr stark an die komplett irre Attacke von Joey Didulica. Was der Zöhrdorf-Keeper 25 Meter vor seinem Tor gemacht hat, obwohl sogar noch drei Verteidiger zur Stelle gewesen wären, weiß wohl nur er. Dass er sein Vergehen dann im Anschluss nicht einmal einsehen wollte, ist ebenso für mich unerklärlich. Hinsichtlich der gesundheitlichen Lage von Brane Padjan kann ich nur sagen, dass er gestern am Abend im Krankenhaus wirklich schlimm ausgesehen hat. So war seine Stirn geschwollen, unter den Augen war er ziemlich blau und vermutlich war auch seine Nase gebrochen. Zudem klagte er über starke Rückenschmerzen.“ Von einer Wahnsinnsaktion sprach nach dem Abpfiff, der beinahe unmittelbar nach der langen Behandlungspause ertönte, auch Zöhrdorf-Trainer Herbert Neyder: „Ich hatte zum Schluss wirklich das Gefühl, dass wir die Partie noch drehen können, vor allem weil wir gegen Ende hin wirklich viel Druck gemacht haben. Dann tauchte auf einmal unser Torwart weit außerhalb seines Strafraumes auf, was er dort wollte, kann mir wohl niemand erklären. Ihm bei seinem darauffolgenden harten Einsteigen Absicht zu unterstellen, wäre aber auf alle Fälle unangebracht, nichtsdestotrotz hätte man wohl Rot zeigen müssen.“

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