Union Schardenberg: "Sollte erst im nächsten Frühjahr wieder gespielt werden können und wir mit null Punkten starten müssen, werden wir ein zweites Mal verarscht"

Nach dem unglücklichen Abstieg im letzten Jahr war die Union Schardenberg drauf und dran den sofortigen Wiederauftstieg zu schaffen. Die Stockinger-Elf absolvierte eine makellose Hinrunde, gewann alle zwölf Spiele und überwinterte in der 2. Klasse West-Nord mit einem satten Zehn-Punkte-Vorsprung. Die Innviertler wollten sich auch im Frühjahr von ihrer besten Seite zeigen und das begonnene Werk vollenden. Doch aufgrund der Corona-Krise hat das ÖFB-Präsidium beschlossen, die Saison abzubrechen, weshalb nicht nur die Meiserschaft, sondern auch die unglaubliche Leistung der Schardenberger annulliert wurde und die Union zurück an den Start muss. Sportchef Stefan Moser nahm sich für Ligaportal Zeit für ein Interview und beantwortete aktuell interessante Fragen.

 

Herr Moser, In der vergangenen Woche hat das ÖFB-Präsidium beschlossen, die Saison mit sofortiger Wirkung zu beenden und nicht zu werten. Können Sie diese Entscheidung nachvollziehen oder hätten Sie eine andere Option gewählt?

"Aufgrund der aktuellen Situation war der Abbruch grundsätzlich eine Option, hätte das aber nicht in der letzten Woche tun müssen. Der ÖFB hätte zuwarten müssen, wie sich die Situation entwickelt und zu einem späteren Zeitpunkt jederzeit die Möglichkeit gehabt, abzubrechen. Die Saison komplett zu annullieren ist für uns ein Schlag ins Gesicht, zumal uns 36 Punkte gestohlen und der Aufstiegschance beraubt wurden. Schon vor dieser Entscheidung haben wir dem OÖFV Vorschläge unterbreitet, welche Optionen es im Falle eines Abbruches gäbe. Die Punkte in die nächste Saison mitzunehmen, wäre für alle Mannschaften, auch jene die am Tabellenende stehen, mit Sicherheit die fairste Lösung gewesen. Auch die Herbstmeister aufsteigen zu lassen und die Ligen aufzustocken hätte dem Leistungsprinzip entsprochen. Wir haben auch ein Konzept `Aufstockung Light`präsentiert, wonach sich an der jeweiligen Ligenstärke nichts geändert hätte. Eine Aufstockung hat der Verband mit der Begründung vom Tisch gewischt, dass dies in der OÖ-Liga nicht möglich sei. In den letzten Jahren, bei vielen möglichen Regionalliga-Absteigern, war eine Aufstockung aber sehr wohl ein Thema. Wir alle wissen, dass die OÖ-Liga ihr eigenes Süppchen kocht und sich alle anderen 25 Ligen danach richten müssen. Der Verband hat auch der möglichen Punktemitnahme eine Absage erteilt, da aufgrund Rechtsgutachtens keine andere Entscheidung möglich gewesen wäre. Meiner Meinung nach hat das Rechtsgutachten einzig und alleine den Zweck erfüllt, die Annullierung zu rechtfertigen und abzusichern. Hätte man ein neutrales Rechtsgutachten in Auftrag gegeben und das Institut ersucht, alle möglichen Optionen zu durchleuchten, hätte das Gutachten vermutlich ganz anders ausgesehen. Sollte ein Spielbetrieb in diesem Jahr nicht möglich sein, erst im nächsten Frühjahr wieder gespielt werden können und wir mit null Punkten starten müssen, werden wir ein zweites Mal verarscht. Denn mit der vorschnellen Entscheidung, die Saison abzubrechen, hat man sich der Option beraubt, 2021 eine normale Frühjahrssaison zu absolvieren".  

Haben Sie das Gefühl, dass der OÖFV die Vereine in der ungemein schwierigen Situation begleitet und unterstützt, oder lässt der Verband die Klubs im Regen stehen?

"Wir stehen nicht im Regen, sondern müssen gegen einen Sturm ankämpfen. 80 Prozent unseres Kaders besteht aus Eigenbauspielern. Es gibt eine geringe Punkteprämie, die auch ausbezahlt wurde. Zum einen sind uns dadurch Kosten entstanden und zum anderen wurden uns die 36 gesammelten Punkte weggenommen. Über den Verband möchte ich mich nicht weiter äußern, eine Begleitung und Unterstützung sieht aber anders aus".

Sind Sie der Meinung, dass die derzeitige Krise für den ÖFB der richtige Zeitpunkt wäre, seine Statuten zu durchforsten und sie der aktuellen Situation anzupassen – bzw. Strukturen zu ändern und realitätsnah zu gestalten?

"Wenn nicht jetzt, wann dann? Die Regierung ändert fast täglich die Gesetze bzw. setzt neue in Kraft. Da kann man doch von einem derart starken Verband, wie der ÖFB einer ist, verlangen, die Statuten der aktuellen Situation anzupassen. Es mag sein, dass die Statuten bislang ausreichend waren, aber wir hatten im Fußball noch nie eine Situation wie jetzt. Deshalb sind die geltenden Statuten nicht wirksam und hätten geändert und der Situation angepasst werden müssen, um Entscheidungen treffen zu können, die der Realität entsprechen".

Wann glauben Sie, darf das Training wieder aufgenommen werden bzw. Wann wird wieder um Meisterschaftspunkte gekämpft?

"Ich denke, dass irgendwann im Mai oder Juni wieder trainiert werden darf. Jeder hofft, dass ein geregelter Spielbetrieb im Herbst möglich ist, aus heutiger Sicht ist der Start einer neuen Saison aber noch nicht abzusehen".

Wird der Amateurfußball nach einer längeren Pause so sein, wie wir ihn kennen?

"Grunsätzlich glaube ich, dass sich nicht allzu viel ändern wird. Allerdings besteht die Gefahr, dass Spieler aufhören oder zu anderen Sportarten wechseln. Demnach ist nicht auszuschließen, dass zum Beispiel viele Reserve-Teams wegbrechen. Sollte das der Fall sein, ist bei wenigen Mannschaften bzw. Spielen, die Motivation am Boden. Demnach muss man dafür sorgen, dass die Ligenstärke entsprechend groß ist".

Wie ist die aktuelle Situation in ihrem Verein? Gibt es ein Trainingsprogramm, ist die Kaderplanung für die nächste Saison schon angelaufen bzw. gibt es bereits Veränderungen?

"Auch unsere Spieler arbeiten derzeit im Home Office, zudem stehen Lauf-Einheiten auf dem Programm. Auch wenn die Enttäuschung groß ist, wird sich der Kader vermutlich kaum oder gar nicht verändern. Wir gehen auch davon aus, dass Thomas Stockinger, den die Entscheidung schwer getroffen hat, weiterhin das Trainerzepter schwingen wird".

 

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