Meister-Mannschaft löst sich auf

In der Sommerpause beschäftigt sich Helmut Pichler mit den oberösterreichischen Frauen-Meistern bzw. den bestplatzierten Frauen-Teams Oberösterreichs. Den Anfang macht die Union Raab, die sich in der Frauenklasse West in einem Fotofinish vor dem punktegleichen FC Wels 1b den Meistertitel sicherte. Mit Erfolgstrainer Günter Sonnleitner führte Helmut Pichler ein ausführliches Gespräch.


Herzlichen Glückwunsch zum Meistertitel! Aber, ist an dem Gerücht wirklich etwas Wahres dran, dass sich Ihr Team auflöst?
"Erst einmal vielen Dank für die guten Wünsche. Ja, es stimmt, das Meisterteam wird nicht mehr weiterspielen."

Die Gründe?
"Nun, einige Spielerinnen haben noch nicht ihren Leistungszenit, aber doch gewisse Altersgrenzen überschritten und haben sich zum Rücktritt entschlossen. Außerdem verabschiedete sich auch unsere Torfrau und so gibt es kein Weiterspielen. Am Nachwuchs hapert es, nicht zuletzt deshalb, weil es in unserer Nähe die „Magneten“ Taufkirchen, Natternbach usw. gibt,  die sehr aktiv für den Nachwuchs arbeiten, was in Raab leider etwas versäumt wurde."

Waren Sie selbst überrascht von diesem Katapultstart an die Spitze?
"Total!  Die Leistung war über die gesamte Saison ganz toll. Nur eine (allerdings verdiente) Niederlage, vier Remis und 13 Siege sprechen für sich. „Frau“ darf nicht vergessen ,dass wir innerhalb des Kaders doch logischerweise erhebliche Leistungsunterschiede haben. Deshalb  haben wir auch schon den Vizemeistertitel ordentlich begossen und waren dann überrascht vom ersten Platz."

Wie kamen Sie überhaupt zur Union Raab?
"Einige Spielerinnen kenne ich schon länger und  bei einem Lokalaugenschein vor etwa zwei Jahren habe ich mich vom Potenzial überzeugen lassen und vor eineinhalb Jahren das Team übernommen. Damals standen wir auf Rang neun, haben die Meisterschaft als Vierter beendet und heuer Platz eins geschafft."

Ihr Akzent lässt mich auf einen Bayern schließen, ist die Spielstärke und vor allem Vereinsdichte  bei unseren Nachbarn nicht ungleich höher als in Oberösterreich?
"Sicher, wenn Sie nur denken, dass alleine in der Stadt Passau, aus der ich komme vier Frauen-Mannschaften am Werk sind, wobei in der Meisterschaft höchstens Entfernungen von 30, 40 km zu bewältigen  sind.  Die Frauen-WM wird sicherlich auch noch für einen zusätzlichen Schub sorgen."

Ihre Meinung zur „Causa Wels“?
"Vor unserem Spiel gegen Wels machte mich der Schiedsrichter aufmerksam, dass bei der Online-Eintragung einige Gastspielerinnen „nicht spielberechtigt“ wären. Wir hätten die Möglichkeit eines Protests, die wir auch in Anspruch nahmen. Die Entscheidung der Kommission lautete: Abweisung des Protests, da die Regel über den Einsatz von „A-Spielerinnen“ in der 1b im Computer in erster Linie für Männer-Teams adaptiert sei und bei Frauen-Mannschaften technische  Mängel möglich wären. Das wurde auch von uns so akzeptiert. Aber noch wichtiger: Sportlich gewann der FC Wels 1b völlig verdient mit 3:1 und wir haben den Gästen auch sofort zum Meistertitel gratuliert."

FC Wels hatte Probleme mit der 1b gegen Schwanenstadt beim 0:1, Eferding und Raab; etliche Proteste als „konzertierte Aktion?“
"Keinesfalls, denn von den Problemen bei Schwanenstadt höre ich zum ersten Mal. Unsinn ist auch, dass wir mit Eferding  gemeinsame Sache machten, denn ich habe mich für die Vorgangsweise Eferdings überhaupt nicht interessiert."

Die Reaktionen aus Wels ?
"Die Beschimpfungen waren unnötig. Völlig unverständlich fand ich dann die Telefonattacke des Welser Ex-Funktionärs Gerhard Schellerer, mit dem ich früher etliche freundschaftliche Gespräche geführt hatte. Seine Ausdrucksweise lag für mich eindeutig unter der Gürtellinie."

Ihre Einstellung zu dieser „Einsatzregel“ in der 1b , die ja nicht erst seit heuer für Aufregung bei den „kleineren“ Teams sorgt?
"Ich bin nicht so vermessen, dass ich für mich selbst ausschließen könnte, dass ich mein Team im Rahmen der Regeln auch verstärken würde. Menschlich kann ich es von einem  Trainer verstehen."

Gab es schon die Meisterehrung?"
"Ja, vor einigen Tagen, aber die Stimmung war gedrückt und der Jubel verhalten, weil`s ja doch ein "Meister auf dem grünen Tisch" statt auf dem Rasen ist."

Aber wenn ich die „Meisterwürdigkeit“ an der Leistung Ihres Teams und an dem zur Verfügung stehenden Kader messe, muss ich objektiv feststellen, dass Ihr es verdient habt!
"Das habe ich Welser Funktionären auch erklärt. Wir haben nur eine Niederlage bezogen und stellen die beiden Führenden in der Torschützenliste, Ingrid Wesner mit 23 Toren und Christine Wallner mit 18 Treffern. Im Vergleich dazu weist Wels 22 (!) verschiedene Torschützinnnen bei der 1b auf. Kurios, oder?"

Wie sehen  Ihre weiteren Pläne aus?
"Ich habe den A-Schein, bin also Trainer mit Ausbildung und Erfahrung und werde in der nächsten Saison das Männer-Team von Rainbach/I. trainieren, diese Mannschaft ist soeben aus der 1. Klasse abgestiegen."

Wenn ich Ihre Motivationskünste beim Frauen-Team in Raab zum Vergleich heranziehe, können  wir beide wahrscheinlich nächstes Jahr über den sofortigen Wiederaufstieg plaudern? Jedenfalls alles Gute für Ihre sportliche Zukunft und danke für das Gespräch!
"Da schau`n wir mal, wird sich alles weisen, wäre viel zu früh, darüber zu spekulieren. Ich bedanke mich jedenfalls für das gute Gespräch und die guten Wünsche!"


Dr. Helmut Pichler

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