Überraschungsteam holt Landesmeistertitel

In der Sommerpause beschäftigt sich Helmut Pichler mit den oberösterreichischen Frauen-Meistern bzw. den bestplatzierten Frauen-Teams Oberösterreichs. Heute ist die Union Geretsberg an der Reihe, die in der 2. Liga Mitte/West den dritten Platz belegen konnte und somit - abgesehen von ÖFB-Ligist Kleinmünchen - zum bestplatzierten Verein Oberösterreichs avancierte. Mit Trainerin Daniela Glück und Sektionsleiterin Corinna Fuchs führte Helmut Pichler ein ausführliches Gespräch.

Geretsberg hat mit Rang drei in der 2. Frauenliga Mitte/West renommierte OÖ Teams klar distanziert, worin liegen die Ursachen Eures Erfolges?
Daniela Glück: "Unser gemeinsamer  heuriger Erfolg hat zwei Ursachen: Einerseits haben wir, das Trainerteam (Anm. Daniela Glück und ihr Ehegatte Markus), aus sportlicher Sicht  das große Glück,  eine sehr ehrgeizige und extrem fleißige Truppe trainieren zu dürfen. Die Mädels opfern wirklich einen Großen teil ihrer Freizeit und es freut mich persönlich sehr,  dass sie in dieser Saison dafür belohnt wurden. Anderseits  treten wir als TEAM auf,  man kann ohne Übertreibung sagen,  dass die Mannschaft eine gelungene Mischung aus "jung und alt" ergibt. Bei uns  steht einfach das "WIR" an erster Stelle.“

Wie groß ist Euer Kader, wie viele junge Talente schlummern noch in der Warteschleife?
Daniela Glück: "Momentan spielen 30 Mädels bei uns. Natürlich ist es großartig,  dass wir doch sehr viele junge Spielerinnen haben, die sich sicherlich noch weiterentwickeln und uns noch sehr viel Freude bereiten werden. Diese Mädels - Sarah Kreil, Sabina Pröller, Valentina Krasniqi - werden wir jetzt ganz behutsam in die erste Mannschaft einbauen und dann bin ich davon überzeugt, dass Geretsbergs Fußballerinnen  auch weiterhin ein Wörtchen mitreden können in unserer aktuellen Liga."

Erwartet Ihr Euch durch die Frauen-WM in Deutschland weiteren Zulauf, oder schließen sich die Mädchen lieber Vereinen der Regionsliga Innviertel  an?
Daniela Glück: "Leider ist es nach wie vor schon noch so,  dass viele begabten Mädels lieber in der Regionsliga Innviertel  spielen,  als den Schritt zu uns zu wagen. Warum sich das noch immer so entwickelt, kann ich auch nicht beantworten. Ich persönlich finde es nur sehr, sehr schade,  dass wir speziell in unserer Region eher belächelt und bekämpft werden, als dass wir Unterstützung erfahren bei der Vertretung des Innviertels in der zweithöchsten Spielklasse in Österreich."

Denkt Ihr an Verstärkungen außerhalb der näheren Umgebung?
Daniela Glück: "Nein,  wir vertrauen weiterhin auf unseren Kader,  von dem wir hundertprozentig überzeugt sind. Es wird nur kleine Veränderungen geben. Heidi Pröller hat mit Ende der Saison ihre Fußballschuhe an den Nagel gehängt, ihre Tochter, Sabina, tritt allerdings schon wieder in ihre Fußstapfen. Außerdem kommt eine junge Spielerin aus Eggelsberg zu uns."

Inwieweit spielen die finanziellen Voraussetzungen eine Rolle beim sportlichen Erfolg im OÖ Frauenfußball?
Daniela Glück: "Naja, lass es mich so sagen, Gott sei Dank ist ab und zu noch das Motto anwendbar : "Geld spielt nicht Fußball". Ich stelle nur fest,  wenn ich unsere finanziellen Mittel mit anderen Vereinen aus unserer Liga vergleiche, dann steigt der Stellenwert unseres dritten Platzes rasant! Ein kleines Beispiel: Als wir in die Liga eingestiegen  bzw. aufgestiegen sind,  haben alle Spielerinnen bei jeder Busfahrt zehn Euro selbst bezahlt, weil wir einfach keine Mittel, sondern nur unsere Begeisterung  zur Verfügung hatten!"

Ihr seid klar die Nummer eins im Innviertel, inwieweit könnte sich ein Aufstieg von Taufkirchen positiv auf Euren Verein auswirken?
Daniela Glück: "Ich hoffe sehr, dass Taufkirchen diesmal wirklich aufsteigen darf/muss,  denn dann können wir endlich einmal sagen:  Wir spielen ein echtes Derby  und darauf würden wir uns alle schon sehr freuen!"

Vor wenigen Tagen habt Ihr das OÖ Cupfinale FC Wels - Dionysen ausgerichtet samt Schiedsrichterehrung usw. Wieweit wart Ihr mit dem Besuch zufrieden?
Daniela Glück: "Wir waren mit der gesamten Veranstaltung total zufrieden, an dieser Stelle gleich einmal ein Riesenlob an meine Mädels, die alle zusammengehofen haben und so konnten wir, so meine ich, eine tolle Veranstaltung auf die Beine stellen. Unser Dank gilt natürlich ganz besonders Corinna Fuchs, die die gesamte Organisation leitete. Leider war das Wetter nicht 100-prozentig auf unserer Seite, trotzdem war die Besucherzahl hervorragend, wenn ich die letzten zwei, drei Finalspiele als Vergleich heranziehe."

Dem Vernehmen nach haben sich die späteren Sieger aus Wels nicht gerade sehr kooperativ gegenüber dem Veranstalter verhalten, um es einmal vornehm auszudrücken. Rauben solche Eskapaden die Lust, ein Fußballfest auszurichten?
Daniela Glück: "Zuerst einmal möchte ich ein ganz großes Lob dem Finalisten ASKÖ Dionysen/Traun  aussprechen, die trotz des verlorenen Endspieles  in Geretsberg geblieben sind und anstelle eines Sieges halt ihre tolle Aufholjagd in der Frühjahrssaison der Meisterschaft  gefeiert haben. Dafür ein großes Dankeschön und Gratulation unsererseits zum Verbleib in der Liga bzw. letztendlich sogar noch zum siebenten Endrang. Leider haben die Sieger aus Wels die Veranstaltung doch sehr abrupt verlassen,  um ihre Abschlussfeier in Wels zu machen. Ich würde mir für die Zukunft wünschen, dass vielleicht ein bisschen mehr auf die Veranstalter solcher Events Rücksicht genommen wird. Aus unserer Sicht betrachtet,  glaube ich schon, dass wir uns größte Mühe gegeben haben, dem Cupsieger einen würdigen Rahmen zu bieten. Trotzdem natürlich recht herzliche Gratulation zum gewonnen OÖ-Cup!"

Zurück zu Eurer sportlichen Zukunft; wird das Team entscheidend verändert, bleibt das erfolgreiche Trainerduo?
Corinna Fuchs: "Das Team bleibt größtenteils unverändert. Zu den Ab- und Zugängen hat sich die Trainerin schon geäußert. Zu meiner ganz großen, persönlichen Freude kann ich sagen, dass sich Daniela Glück und Max Glück entschlossen haben, auch in der nächsten Saison unsere Mannschaft (A und 1b ) zu trainieren. Was nicht nur mich, sondern auch die die Mannschaft sehr freut. Man sieht,  dass die beiden als „Dreamteam“  wirklich hervorragende Arbeit leisten und uns einfach in der Entwicklung voran bringen. Es ist nicht unbedingt leicht, dass man Trainer für Frauenmannschaften findet. Und schon gar nicht solche Trainer, die sich für eine Mannschaft so aufopfern wie Daniela und Max im privaten wie sportlichen Sinn. Man kann es den beiden gar nicht hoch genug anrechnen! Darüber hinaus möchte mich bei Daniela auch für ihre fabelhafte Unterstützung bei der Organisation fürs Cup-Finale bedanken. Jedenfalls freue ich mich schon auf eine weitere, erfolgreiche Saison 2011/12!"

Ein Option an Euch beide: Was immer Ihr der Sportöffentlichkeit mitteilen wollt!
Daniela Glück und Corinna Fuchs: "Für die kommende Saison wünschen wir uns,  dass wir auf alle Fälle in der 2. Liga mit zehn Vereinen spielen und dass der Frauenfußballsport in Oberösterreich, speziell bei uns im Innviertel,  einen etwas höheren Stellenwert erlangt - die Mädels haben sich das ganz, ganz sicher verdient."

Vielen lieben Dank für das Gespräch und weiterhin den bestmöglichen sportlichen Erfolg!


Dr. Helmut Pichler

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