"Trainer-Kollege irrt"

In der Sommerpause beschäftigt sich Helmut Pichler mit den oberösterreichischen Frauen-Meistern bzw. den bestplatzierten Frauen-Teams Oberösterreichs. Nachdem im Interview mit Raab-Trainer Günter Sonnleitner und den Gesprächen mit Geretsbergs Sektionsleiterin Corinna Fuchs und Trainerin Daniela Glück einige vermeintliche "Spitzen" gegen den FC Wels enthalten waren, gibt Dr. Rudolf Federmair, Ex-Trainer des FC Wels, dazu eine Stellungnahme ab.

Saisonabschlussfeier am selben Abend

Erstens, beiden Klubs, Union Raab und Union Geretsberg, meine ehrlichen Glückwünsche zu ihren starken Teams und zum Abschneiden in der Meisterschaft. Ein paar ergänzende  Worte seien mir aber noch erlaubt. Unser abrupter Abgang nach dem Cup-Finale tut mir wirklich sehr leid. Allerdings war mir von vorneherein nicht bewusst, wie groß die Veranstaltung aufgezogen würde und dass man von uns erwartete, dass wir nach dem Spiel noch bleiben. Ich versuchte zwar noch persönlich, die Spielerinnen zumindest zu einem kleinen "Zusammensetzen" zu bewegen. Allerdings war das Team gemeinsam mit etwa 30 Schlachtenbummlern im Bus angereist und so war der Druck der Mehrheit, gemeinsam die Heimreise anzutreten, zu groß. Sicher war es auch unser  Fehler, die Saisonabschlussfeier gerade an diesem Abend anzusetzen, andererseits war das - aufgrund der Urlaubsplanungen usw. - der einzig mögliche Termin für uns. Leid tut es mir persönlich vor allem auch deshalb, weil die gesamte Veranstaltung in Geretsberg großartig organisiert war, was ich den Veranstaltern und diversen Medien auch anerkennend mitgeteilt habe. Deshalb Hochachtung und ausdrückliche Entschuldigung meinerseits!

Den Top-Organisator Gerhard Schellerer vermissen wir in solchen Dingen nach wie vor. Dass mir mein Freund Karl Römer jedoch erst während der Spielerbesprechung, exakt 40 Minuten vor dem Cup-Finale, mitteilen ließ, dass der Einlauf ins Stadion eine Viertelstunde vor Spielbeginn zu erfolgen hätte, werde ich wohl nie verstehen. Zehn Minuten Crash-Aufwärmen sind meiner Meinung nach schon gesundheitlich unverantwortlich, die sportliche Seite scheint manche Bürokraten ohnehin wenig zu kümmern.

Replik auf Raab-Trainer Sonnleitner

Vom Kommentar des Raaber Trainers animiert, habe ich eine FC Wels-Meisterschafts- „Statistik zum Hausgebrauch“ angefertigt,  die meinen Kollegen wegen der „22 verschiedenen Torschützinnen“ in der FC Wels 1b vielleicht auch interessieren könnte. Wir hatten inklusive Cup in der Saison 2010/11 mit dem A-Team 21 Bewerbsspiele zu absolvieren, nur zwei (!) Spielerinnen absolvierten alle Spiele, insgesamt kamen 25 (!) in der Startaufstellung zum Einsatz. Fünf (!) Stammspielerinnen -beinahe das komplette Mittelfeld, darunter einige der talentiertesten Spielerinnen - verabschiedeten sich nach der Herbstsaison vom Fußball. Die Gründe dafür sind unterschiedlich. Im Frühjahr musste ich bis zu acht (!) 1b-Spielerinnen im Start-Team einsetzen, die im Herbst kaum oder gar nicht im A-Team aktiv waren! Logischerweise setzte sich der Aderlass in der 1b-Mannschaft fort, was gegen Ende der Meisterschaft dazu führte, dass wir für beide Teams nur mehr exakt 23 Spielerinnen zur Verfügung hatten. im Herbst hatten wir noch 39 Akteurinnen im Kader. Ein Alptraum...

Wenn mein Raaber Kollege, Günter Sonnleitner, uns nun unterschwellig unterstellt, das Team (seine Gegnerinnen, unser 1b -Team) "im Rahmen der Regeln verstärken" zu wollen, liegt er damit völlig falsch. Wir hatten ja gerade genug Spielerinnen, beide Teams antreten lassen zu können, und das extrem ersatzgeschwächt. Umso absurder war der immer wieder geäußerte Vorwurf an uns, Raab müsste ja "gegen ein A-Team antreten", da sei "eine Niederlage keine Schande". Autosuggestion nennt man das, allerdings eine der negativen Art, die schließlich dazu führte, dass  eine starke Raaber Mannschaft eigentlich gegen ein C-Team 1:3 verlor. Als man den Irrtum in der Halbzeit bemerkte - oder auch nicht - war es zu spät. Ich kann mich auch nicht erinnern, dass uns in Raab "zum Titel gratuliert" wurde, im Gegenteil, man konnte sich vor Hass und Enttäuschung gar nicht einkriegen, was ich nur teilweise nachvollziehen kann.

Warum ich wirklich zurückgetreten bin

Fazit aus meiner Sicht: Mein Rücktritt hat mit den Ungereimtheiten in der OÖFV-Verwaltung nur am Rande zu tun. Mein Hauptbeweggrund ist das "Zerbröseln" einer Mannschaft, die sich lange Zeit hervorragend entwickelt hat, mit der ein Aufstieg in die erste Bundesliga absolut in Reichweite war, die sich aber seit einigen Monaten aufgrund von Eifersüchteleien, Intrigen und unprofessioneller Einstellung letzten Endes so sehr selbst geschwächt hat, dass die - von mir - hochgesteckten Ziele in absehbarer Zeit nicht erreichbar sind. Für Mittelmaß und halbherzige Arbeit bin ich nicht zu haben.

Ich wünsche allen genannten AkteurInnen trotzdem viel Glück und Erfolg in sportlicher Hinsicht!


Dr. Rudolf Federmair

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