Wenn Männer Frauen nachpfeifen...

...kann dies durchaus auch sportliche Gründe haben! Vor der OÖ-Liga-Begegnung Altmünster gegen Weilbach/Antiesenhofen (1:3) sprach Dr. Helmut Pichler mit Schiedsrichter Christian Laimer aus Ebensee über die Situation im oberösterreichischen Frauenfußball, tolle Karrieren von Schiedsrichterinnen und die Motivation eines Unparteiischen.

Herr Laimer, wie beurteilen Sie die Entwicklung im oberösterreichischen Frauenfußball?
Christian Laimer: "Ich finde, dass sich einige Vereine sehr verbessert haben und sich der Aufstieg Kleinmünchens in die Top-Liga sehr positiv auf die Gesamtentwicklung auswirken wird.

Sie haben schon öfter Frauenspiele geleitet, nimmt die Härte zu?
Christian Laimer: "Ich denke nicht, stelle aber sehr oft fest, dass Fouls aus Ungeschicklichkeit begangen werden. Das Können hält nicht immer Schritt mit dem Wollen, dadurch kann es aber leider auch zu schwereren Verletzungen kommen. Absicht würde ich nicht unterstellen.

Bedeutet es eine Degradierung, wenn man als Mann für ein Frauen-Spiel eingeteilt wird?
Christian Laimer: "Absolut nicht, es gäbe ja für mich die Möglichkeit, abzulehnen. Ich persönlich sehe es als willkomene Bereicherung an und habe ja in meinen 23 "Dienstjahren" als Referee schon Spiele der Frauen bis zur höchsten Liga gepfiffen."

Wie sehen Sie die Rolle der Frauen als Schiedsrichter?
Christian Laimer: "Mich freut es besonders, dass wir in Oberösterreich hervorragende Vertreterinnen haben, wie Mag. Sirkka-Prammer oder Michaela Kaar, die sich auch international schon bestens bewährt haben. Als Mann zolle ich ihnen und ihren Kolleginnen großen Respekt, denn die Beurteilung durch das Publikum ist nicht immer fair und da nötigt es schon großen Respekt ab, wie sich die Frauen "durchbeißen". Und wenn dann eine Tanja Schett in der höchsten Männerliga pfeift, dann hat man als Mann schon sehr große Achtung und Wertschätzung, denn dazu bedarf es großen Könnens und Mutes."

Ahnt ein erfahrener Referee wie sie schon nach wenigen Spielminuten, ob die Partie ruhig verlaufen wird, oder es heiß werden könnte?
Christian Laimer: "Grundsätzlich lässt sich schon bald eine gewisse Einschätzung vornehmen, aber es heißt auf der Hut sein, denn eine einzige Entscheidung - wie Elfmeter oder Ausschluss - kann das Match kippen."

Wurden Sie schon einmal mit "nassen Argumenten" bedacht?
Christian Laimer: "Ja, aber nur einmal. Nach einem Match mit dem späteren Bundesliga-Referee Bernhard Zauner waren gegen die Heimelf drei klare Elfmeter in einem Match zu verhängen. Da wurde uns als Team ein "feuchter Abgang" durch die enttäuschten Fans bereitet. Sonst kann ich während der gesamten Zeit als Unparteiischer kaum über Probleme berichten."

Wie reagieren Sie auf Zurufe von "fachkundigen" ZuschauerInnen?
Christian Laimer: "Das richtet sich nach der Zuschauermenge. Wenn sie nicht allzu groß ist, versuche ich dem "Besserwisser" zu erklären, dass man die Spielsituation auch anders beurteilen könnte als er oder sie."

Wie wichtig ist die Unterstützung durch ihre Familie, wenn sie Sonntag für Sonntag opfern?
Christian Laimer: "Wir haben uns diesbezüglich sehr gut abgestimmt und für das große Verständnis bin ich sehr dankbar."

Worin liegt ihre Motivation nach so langer Tätigkeit?
Christian Laimer: "Da meine Perspektiven begrenzt sind, zählen andere Umstände. Das ist einmal die hervorragende Kameradschaft in der Schiedsrichtergruppe, der gute Kontakt zu den Vereinen und nicht zuletzt die Körperkontrolle, weil ich wenigstens hier für meine Fitness unterwegs bin."

Danke für das Gespräch und weiterhin noch so viel Freude an der Fußballerinnen-Gemeinschaft.

Dr. Helmut Pichler



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