"Neuer" Cheftrainer Reindl: "Endlich haben wir eine eingleisige 2. Liga"

„Hattrick“ für Kleinmünchens Coach Gerald Reindl: mit 1.Juli übernahm der erfahrene Trainer-„Fuchs“ zum dritten Mal die Funktion des Cheftrainers der Linzerinnen, nachdem er dort 2008 seine Tätigkeit begonnen hatte, nach einem „Intermezzo“ 2013/14 bei der U16 der SV Ried im Jahr 2014 wieder fortsetzte, und sich nach teilweisem „Rückzug“ 2018/19 vor wenigen Wochen wiederum der Herausforderung „Frauen-Spitzenfußball“ stellt. Für Ligaportal stellte sich der Frauenfußball-Kenner vor dem Meisterschafts-Auftakt beim Titelfavoriten Vienna zu einem Interview gerne zur Verfügung.

 

 

Gery, wie wurden die Agenden im Trainerteam bei Union Kleinmünchen neu aufgeteilt?


"Nach dem Abstieg, den er insbesondere auf Grund der schwerwiegenden Ausfälle durch Verletzungen keinesfalls verhindern konnte, ist Martin Hofer zurückgetreten, ich habe seine Agenden als Cheftrainer übernommen und Franz Josef Bodingbauer ergänzt unser Team als Co-Trainer. Meine Aufgaben als sportlicher Leiter beim FFZOÖ bleiben dadurch unberührt. Mit neuen Ideen und viel Energie versuchen wir, uns wieder nach oben zu orientieren."


Mit dem Abstieg war auch ein empfindlicher Aderlass an Schlüsselspielerinnen verbunden, sehr junge Akteurinnen wurden ins Team integriert, wie warst Du mit der Vorbereitungszeit zufrieden?


"Dass Spielerinnen bei einem Abstieg weiter in der obersten Spielklasse bei anderen Vereinen weitermachen wollen, ist nur allzu verständlich. Unsere Mannschaft wurde stark verjüngt, aber der Spirit, der in der Aufbauphase herrschte, war der beste, seit ich Trainer in Kleinmünchen bin. Mangelnde Routine spielt noch eine große Rolle, deshalb fällt die Bilanz der Vorbereitungsspiele noch durchwachsen aus, gegen Altera Porta (4:2) sehr gut, gegen Taufkirchen (3:2) schlecht, gegen Frauenbiburg (1:5) miserabel. Mit dem Cupspiel gegen Sturm Graz war ich trotz des 1:3 nach Verlängerung sehr zufrieden."


Hat der Vizemeister „mit angezogener Handbremse“ gespielt?


"Glaube ich nicht, eher, dass sie uns nach den klaren Siegen in der Vorsaison und den Abgängen unterschätzt haben. Dazu kam, dass unsere Mannschaft mit sehr guter Mentalität 120 Prozent gegeben hat. Torhüterin „Tami“ Mitterbauer hielt die berühmten, angeblich „unhaltbaren“ Bälle sensationell und es stand sehr lange nur 0:1. Die drei Debütantinnen haben sich bravourös geschlagen: Julia Fuchs spielte sehr gut, Kathi Reikersdorfer ist sogar auf dem Sprung in den erweiterten ÖFB-Kader und Madlene Kerschbaummayr hat einen enormen Speed entwickelt."


Apropos ÖFB-National-Kader; wie erging es Nadine Drescher beim Lehrgang?


"Die Trainer haben mir versichert, dass sie technisch und taktisch schon sehr weit fortgeschritten ist. Hinsichtlich Athletik hat sie noch Nachholbedarf, aber man darf nicht vergessen, dass sie als Jahrgang November 2004 erst ziemlich am Anfang steht. Möglicherweise debütiert sie nach überstandener Krankheit aber schon am kommenden Samstag in Wien gegen die Vienna."

Damit wären wir beim Start in die 2. Liga: wie schätzt du dieses neue Format ein?


"Ich kann nur sagen, ich bin sehr glücklich, weil ich seit Jahren darauf gehofft habe und endlich diese eingleisige 2. Liga geschaffen wurde. Das wird eine Spielklasse mit großer Qualität, weil eine sehr spielstarke Ebene eingezogen wird. Dazu kommt, dass für die 12-er Liga drei Absteiger vorgesehen waren, jetzt sind es zwei Mannschaften, weil nach dem Rückzug von Magdalensberg die Liga auf elf Teilnehmer geschrumpft ist."


Deine Favoriten auf den Titel?


"Unbedingt die Vienna, deren Werdegang ich seit Jahren verfolge und die über absolute Spitzenspielerinnen verfügt: ÖFB-Jugend-Nationalspielerin Livia Brunmair, Petra Mitter, Jelena Prvulovic, Caroline Korec ……Den Wienerinnen würde ich sogar eine guten Mittelfeldplatz in der Planet Pure-Bundesliga zutrauen. Weiters werden RW Rankweil, Krottendorf und wir vorne mitspielen, eventuell auch LUV Graz."


Was zeichnet Dein momentanes Team aus bzw. wie unterscheiden sich die Spielerinnen von früheren Akteurinnen?


"Es vollzieht sich ein Generationswechsel, weil die „jungen Wilden“ hundertprozentig auf den Sport focussiert sind, alles für den Fußball tun. Ablenkung oder „Nebenschauplätze“ gibt es kaum mehr, was nur (noch) fehlt ist die körperliche Robustheit und die Routine, aber das ist nur eine Frage der Zeit, bis diese Mängel behoben sind. Die Einstellung für den Spitzensport stimmt, und ohne diesen Geist ist Top-Leistung nicht mehr möglich."


Welche Ausnahmesportler(in) mit vorbildlicher Einstellung standen schon bei Dir im Training?


"Spontan fallen mir da zwei ein: eine Laura Wienroither, die jetzt als Profi bei der TSG Hoffenheim in der deutschen Bundesliga spielt, hättest Du zu jeder Tages- und Nachtzeit für ein Zusatz-Training „gewinnen“ können, ein Xaver Schlager, jetzt Profi beim Bundesligisten VfL Wolfsburg, ging erst dann vom Platz, wenn er mit sich restlos zufrieden war."


Eure Ziele für die kommende Meisterschaft und darüber hinaus?


"2019/20 ein Platz zwischen drei und fünf, vielleicht in zwei, drei Jahren der Kampf um den Titel. Am Samstag starten wir bei der Vienna, ein Woche später empfangen wir RW Rankweil und dann gastieren wir im Oberösterreich-Derby bei der Union Geretsberg, das sind schon echte Gradmesser, wo wir tatsächlich stehen."


Dann danke ich Dir für das umfangreiche Gespräch und wünsche Dir und dem gesamten Team recht viel Erfolg die neue Saison!

 
Helmut Pichler

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