Ordensschwester Elisabeth coacht Vöcklabrucker Talente

Als „Individualtrainerin“ ist Don-Bosco-Schwester Elisabeth (Siegl) aus Klosterneuburg „Einsteigerinnen“ beim Vöcklabrucker SC behilflich, sich für Training und Spiel der Kampfmannschaft zu qualifizieren. Nicht alltäglich ist nicht nur ihre Berufung, sondern auch ihre große Begeisterung für den Fußball. Für ein Interview mit Ligaportal nahm sich die faszinierende Ordensfrau gerne Zeit.



Schwester Elisabeth, Sie scheinen beim Vöcklabrucker SC nicht nur als Individualtrainerin, sondern auch noch manchmal als Ergänzungsspielerin und auch als Linienrichterin auf, eine „Frau für alle Fälle?“


"Das hängt alles damit zusammen, dass Fußball noch immer meine Leidenschaft ist, da bin ich erblich von Großvater und Vater mit dem „Bazillus“ infiziert. Für die Funktion als Cheftrainerin, die ich auch schon interimsmäßig ausgeübt habe, fehlt mir mittlerweile die Zeit, das macht seit September Oliver Leitner sehr gut."


Beim VBSC waren und sind immer wieder auch ausländische Spielerinnen, z.B. aus dem Kongo oder Afghanistan tätig, deren Integration als „Steilvorlage“ für Sie als Ordensfrau?


"Die Schiene läuft hier eher verbal, abseits des Trainings, die Mädels versuchen, einen Platz in der Mannschaft zu erobern und dann auch in die Gesellschaft hineinzufinden. Ja, Integration ist u.a. ein wichtiges Ziel unseres gesamten Fußballvereins, das ich sehr gerne mittrage, weil es für das Zusammenleben in der Gesellschaft von größter Wichtigkeit ist. Es geht um Wertschätzung jedes Einzelnen und nicht zuletzt darum, einander als Menschen auf Augenhöhe zu begegnen."

In perfekter Schußhaltung: Schwester Elisabeth (Siegl) 

Sie verzeihen mir den Ausdruck, wenn ich Sie als „Spätberufene“ bezeichne?


"Ja, mit 24 Jahren wollte ich nach jugendlichen Versuchen bei einem Hobbyteam endlich in einem Frauenteam Meisterschaft spielen und bin bei Österreichs Rekordmeister USC Landhaus Wien als Stürmerin angetreten, war aber vom „Alter“ her nicht mehr so förderungswürdig, deshalb blieb es bei Einsätzen in der 1b- und 1c-Mannschaft, wo ich mich als Verteidigerin ins Zeug warf. Mit meinem Eintritt in den Don Bosco Orden, der „ewigen Profess“ (feierliches Gelübde) und meiner Übersiedlung 2012 in die Schwesterngemeinschaft Vöcklabruck dachte ich mir, „das war`s jetzt“.


Es kam aber ganz anders?

"Trainer Klaus Stagl vom Frauenteam des SC Schwanenstadt 08 erfuhr aus der Presse, dass ich sehr fußballaffin bin und bot mir eine „zweite Chance“ an. Das war fürs erste völlig verblüffend für mich, aber ich ließ mich zum Comeback überreden."


2014 kam es zum „Exodus“ aus Schwanenstadt?


"Der Sportklub Vöcklabruck gründete 2014 ein neues Team, Stagl übersiedelte mit einigen Mitspielerinnen und mir zum VBSC. Aufgrund meiner schwindenden Schnelligkeit und vielleicht auch durch meine Routine habe ich den Libero-Posten übernommen."


Welches war Ihre Lieblingsnummer?


"Die Nummer 3, weil sie als heilige Zahl auch für die Heilige Dreifaltigkeit verwendet wird."


Weil wir gerade bei der spirituellen Facette sind: vermitteln Sie Ihren Schützlingen als Rapid-Anhängerin seit jeher auch die prägenden Tugenden der Hütteldorfer wie Kampfgeist usw.?


"Eher, wie man mit Niederlagen und Rückschlägen umgeht, sozusagen als Lebensschule!"


Stichwort Respekt: Sahen die Mitspielerinnen in Ihnen vorrangig die geistliche Schwester?


"Nein, zuerst vor allem die Teamkollegin, Fragen zum Ordensleben usw. wurden erst allmählich gestellt, hauptsächlich beim gemütlichen „Nachspiel“ bei einem Bier."


Und die Autorität als Trainerin?


"Richtet sich vorrangig nach der Qualität des Trainings, wie die Übungen gestaltet werden."


Würden Sie bei Personalmangel mit 44  selbst wieder den Dress überziehen?


"Ja, für die letzten zehn Minuten, Routine hätte ich ja, ich sage immer, ich biete mich in „Notfällen“ als Spielerin für taktische Wechsel an."


Abschließend: Was fasziniert Sie nach wie vor am Volkssport Fußball?


Die Begegnung mit Menschen aus den verschiedensten sozialen Schichten finde ich einfach unglaublich spannend und bringe mich deshalb ein, wo immer ich kann."


Herzlichen Dank für Ihre kostbare Zeit und Alles Gute!

 

Konnte mit beiden Teams jubeln: Schwester Elisabeth (ganz rechts, beide Fotos: Rudolf Dannenbaum) 

 

Helmut Pichler

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