„Verhinderter“ Meister Lochen nimmt tatendurstig neuen Anlauf

Mit dem komfortablen Vorsprung von zehn Punkten auf „Verfolger“ Hochburg-Ach und dem überragenden Score von 21:4 hätte der UFC Lochen schon sehr bald im Frühjahr den ersten Meistertitel und damit den Aufstieg in die Landesliga der Frauen feiern können. „Corona“ verdarb seinen Schützlingen gründlich die Freude über den greifbar nahen Erfolg, Ligaportal wollte deshalb von Cheftrainer Thomas Pugl-Pichler wissen, ob etwa die Motivation seines Teams darunter gelitten habe:

 

Thomas, wie war Eure erste Reaktion nach der endgültigen Annullierung Eurer Vorzeige-Halbsaison?

"Zuerst machte sich großer Ärger breit, denn immerhin hatten wir unerwartet eine fast makellose Erfolgsserie hingelegt, außer einem Remis lauter Siege gefeiert und nur vier Gegentore kassiert. Etliche unserer Spielerinnen und auch ich persönlich konnten bisher noch nie einen Meistertitel feiern, damit wären ganz viele Mühen belohnt worden".

Folgte darauf vielleicht eine Trotzreaktion, nach dem Motto: „Jetzt erst recht"?

"Die Motivation, auch in einer kommenden Meisterschaft bestmöglich abzuschneiden, ist nach wie vor hoch, aber für einen Meistertitel müssen sehr viele Teilchen zusammenpassen".

Was hältst Du von der ursprünglichen Idee einiger Funktionäre, den Herbst-Tabellenführern einen Punkte-Bonus für die nächste Meisterschaft einzuräumen?

"Ehrlich gesagt, sehr wenig, denn es wäre später nicht mehr dieselbe Situation gegeben. Durch Verletzungen, Abgänge von Spielerinnen, Neuerwerbungen usw. ergibt sich eine neue Lage bei den Mannschaften, ich fände es nicht fair, so vorzugehen".

Du hast im Sommer das Team übernommen, Deine erste Station als Frauen-Coach?

"Ja, vorher habe ich den Nachwuchs von „Bambini“ bis U16 trainiert, hauptsächlich männlich".

Welche Unterschiede konntest Du feststellen?

"Dass bei den Mädchen und Frauen „ehrlicher Fußball“ gespielt wird, heißt: sie verzichten auf jegliche Theatralik, produzieren keine „Schwalben“ meterweise vor dem eigentlichen Körperkontakt, wenn eine Spielerin mehrere Minuten liegenbleibt, kannst Du leider sicher sein, dass sie eine schwere Verletzung erlitten hat. Der Ehrgeiz ist groß, der Wille fast unbändig und darüber hinaus haben sie mich mit technischen Feinheiten überrascht".

Wie groß ist der Anteil des Trainers am Erfolg?

"Das Verdienst daran gebührt einzig den Mädels, denn sie spielen und Kämpfen 90 Minuten und mehr. Ich versuche nur, ihnen meine Vorstellung von Erfolg im Spiel zu vermitteln, wie sie das umsetzen, liegt einzig und allein bei ihnen. Natürlich freue ich mich darüber, dass so viel positive Reaktion von ihnen zurückkommt".

In welchem Mannschaftsteil trifft Dich der Ausfall von Spielerinnen als Trainer am meisten, bei der Torfrau?

"Nicht unbedingt, das hängt in erster Linie vom Kader ab, bei uns wurde es durch den Ausfall von Torjägerin Sabine Pötzelsberger und einer zweiten Offensiv-Kollegin eng. Blessuren an den Bändern waren daran schuld".

Arbeitet da nicht die Zeit für Euch, dass die Verletzungen rechtzeitig bis zur nächsten Meisterschaft ausheilen?

"Abgesehen davon, dass die „Knipserinnen“ schon früher wieder zur Verfügung gestanden wären, ich hätte jetzt lieber die Meisterschaft zu Ende gespielt als auf die Heilung zu warten".

In einem Vorbereitungsspiel gegen Pettenbach im Februar habt ihr zwar mit 1:3 verloren, seid aber vom gegnerischen Cheftrainer Rauch sehr gelobt worden: „Lochen wird nächstes Jahr sicher die Landesliga aufmischen, keine Schwachstelle, mannschaftlich sehr stark“?

"Über solches Lob eines versierten Trainer freuen wir uns schon sehr. Wenn man bedenkt, dass beide Teams erst vor dem Beginn der Meisterschaft standen, war es vom Niveau her ein sehr gutes Spiel, beachtlich für ein Testmatch".

Blieb der Kontakt zwischen der Mannschaft und Dir während der langen Zwangspause immer intakt?

"Selbstverständlich waren wir wie auch anderswo immer telefonisch und per whatsapp miteinander in ständigem Meldungsaustausch, der Zusammenhalt hat sicher nicht gelitten".

Werdet Ihr das jetzt erlaubte Kleingruppen-Training forcieren?

"Dazu gibt es am kommenden Mittwoch einmal eine richtungsweisende Besprechung für die Vorgangsweise in den nächsten Wochen, schließlich will das Konzept gut überdacht sein. Ich bin sehr froh, dass wir überhaupt Übungen auf dem grünen Rasen machen dürfen".

Meine laienhafte Frage: kann das Zweikampfverhalten irgendwie simuliert werden?

"Pass- und Schuss-Übungen sind für mich vorstellbar, auch die Verbesserung fußballtechnischer Details, aber das „Zweikampf-Ähnliche“ wegen des Körperkontaktes überhaupt nicht".

Dein Wunsch für die nächste Zukunft?

"Gesundheit, ein vernünftiges Konzept für unsere Liga, damit nicht noch öfter gegen dieselben Gegnerinnen gespielt werden muss und generell mehr Anerkennung und Wertschätzung für den Frauenfußball, denn da steckt so viel Herzblut und Idealismus drinnen"!

Danke für Deine offenen Worte und weiterhin so viel Erfolg wie möglich mit Deiner Mannschaft!

 

Blieb auch auswärts ungeschlagen: die Mannschaft des UFC Lochen (Foto: UFC LOchen, Frauenteam, facebook)

 

Helmut Pichler 

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