Legendär! ÖFB-Ex-Internationale Anni Spitzbart trumpfte in drei Sportarten auf

Ihre sportliche Erfolgsliste ist derart umfangreich, dass ihre vollzählige Aufzählung den Rahmen des kurzen Porträts sprengen würde. Die absoluten „Highlights“: dreifache o.ö. Landesmeisterin im Frauenfußball mit dem ATSV Sattledt, Landesliga-Torschützenkönigin 1986, ÖFB-Internationale, Staatsmeisterin bei den Juniorinnen (1984) und in der Allgemeinen Damenklasse (1989) im Leichtathletik-Fünfkampf und Siebenkampf, Staatmeistertitel in nicht weniger als sechs Einzeldisziplinen, dazu österreichische Meistertitel in der 4x100-Meter-Staffel und 4x 400-Meter-Staffel und jede Menge o.ö. Landestitel samt mehr als 20 weiteren Podestplätzen bei ober- und österreichweiten Wettkämpfen…und als „Draufgabe in "reiferen Jahren“ die Titel als Senioren-Weltmeisterin im alpinen Slalom und Riesenslalom sowie etliche „Stockerlplätze“ bei Masters-Rennen. Ligaportal blickt mit der Ausnahmeathletin aus Pettenbach auf ihre Anfänge im Frauenfußball zurück, lässt sich die Unterschiede im „Damen-Fußball“ zum heutigen Frauenfußball schildern und macht einen Abstecher zu ihren erfolgreichen „Zwischenstation“ in der Leichtathletik und dem „Dauerbrenner“ Alpin-Skilauf.

 

Anni, welche Laufbahn hast Du früher eingeschlagen, in der Leichtathletik, dem Frauen-Fußball oder im Skilauf, oder lief alles parallel? Womit hast Du begonnen?

"Schon mit den Nachbarsbuben bin ich im Kindesalter am liebsten dem Ball hinterhergejagt, mein liebstes Hobby, und habe noch im letzten Schuljahr mit der Leichtathletik in Micheldorf begonnen, weil, der Verein durch einen Talente-Wettbewerb in Laufdisziplinen auf mich aufmerksam wurde. Rund ein Jahr habe ich in Micheldorf Leichtathletik betrieben, ehe ich bei einem Trainingslehrgang Linzern aufgefallen bin und zum ULC Linz gewechselt bin".

Gab es nicht schon 1982 in Pettenbach eine Mädchenmannschaft?

"Ja. Dort haben wir hobbymäßig beim FCK Pettenbach gespielt, und da gab es auch schon einen Hobby-Fußballverein in Ried im Traunkreis, der hat mich dann „abgeworben“ und ich habe dort rund drei Jahre Meisterschaft gespielt, u.a. gegen St. Agatha, Kirchham, Oedt, Ansfelden usw. 1986 bin ich dann zum neu gegründeten ATSV Sattledt übersiedelt, wo ich auch aktuell wohne".

Hast Du von Deinen Trainingsleistungen in der Leichtathletik beim Engagement im Fußball profitiert?

"Und wie! Meine Gegnerinnen waren zu bedauern, denn ich war ihnen logischerweise konditionell und kräftemäßig weit überlegen. Meistens haben die anderen Mannschaften zwei oder sogar drei „Sonderbewacherinnen“ für mich abgestellt, die sich dann in der „Beschattung“ abgelöst haben, ich bin trotzdem zu Toren gekommen".

1987 wurdest Du mit Sattledt Landesmeister und Torschützenkönigin, hast Du zu diesem Zeitpunkt auch schon in der o.ö. Landesauswahl gespielt?

"Ja, ich wurde in Zeitabständen auch in der oberösterreichischen Frauen-Auswahl eingesetzt, u.a. mit Brigitte Auinger, mit der ich beim ATSV Sattledt zusammenspielte".

Du hast in Linz beim Leichtathletikverein trainiert, wäre es nicht naheliegend gewesen, auch in Linz bei Union Kleinmünchen Fußball zu spielen statt in Sattledt?

"Wir hatten eine ganz tolle Gemeinschaft in Sattledt, die ich keinesfalls verlassen wollte. Sicher haben mich in der Landesauswahl auch Spielerinnen des Bundesligisten wegen eines Wechsels angesprochen, die sehr gute Freundinnen von mir wurden. Ob ich auf deren hohem Niveau mithalten hätte können, ich weiß es nicht, mein Spiel lebte mehr von der Physis".

Ihr gelang in der Saison 1989/90 als einziger Spielerin des drittplatzierten ATSV Sattledt ein „Hattrick“: Anni Spitzbart (im Vordergrund, Foto: privat)

 

Warum löste sich das Team von Sattledt im Jahr 2000 auf, nachdem ihr in den Jahren 1987, 1989 und 1996 den Titel holen konntet?

"Weil wir keinen Trainer mehr fanden und außerdem auch nur mehr wenige Spielerinnen übriggeblieben waren".

1994 hast Du Dein erstes von acht Länderspielen für Österreich bestritten, gegen welches Land hast Du debütiert?

"Gegen die Slowakei beim 1:2 in Gerasdorf im Frühjahr, in dem Jahr kam ich auf drei Begegnungen, im Jahr 1995 waren es fünf. Leider haben wir damals durch ein 0:3 gegen die Schweiz alle Chancen in der Qualifikation für die EM 1996 vergeben. Der damalige Nationaltrainer Peter Leitl führte in strenges Regiment, bei mir hat er das körperbetonte Spiel geschätzt. Im Team hat mir sehr geholfen, dass mich die ÖFB-Ex-Kapitänin Gerti Stallinger und Rosi Wimmer von Anfang an sehr unterstützt haben, wir drei sind auch gemeinsam mit dem Privatauto zu Trainingslehrgängen oder Länderspielen unterwegs gewesen".

Im Kader der O.Ö Auswahl scheinen beispielsweise 1995 für das Frauen-Bundesländerturnier in Lindabrunn zwölf Spielerinnen des Bundesligisten Kleinmünchen, dazu Simone Bauer aus Garsten, Brigitte Auinger und Anita Bammer (beide Grünau) auf und Du hast Sattledt vertreten?

"Es war schon ein besonders schönes Gefühl, mit diesen exzellenten Fußballerinnen zu trainieren und zu spielen, sie waren auch alle sehr kollegial".

Warst Du bei den beiden Siegen Oberösterreichs 1996 in Götzis und 1998 in LIndabrunn im Kader der Siegerinnen?

"Nein, denn 1996 wurde mein erster Sohn, Michael, geboren und auch 1998 kam mein zweiter Sohn, Florian, zur Welt und meine  Kinder sind trotz meiner großen Begeisterung für den Sport noch immer weitaus am wichtigsten".

Hast Du ihnen Dein sportliches Ausnahmetalent vererbt?

"Leider nein, was sich auch wirklich bedaure. Michael und Christoph, der „Dritte“ im Bunde, geboren 2001, haben eine musikalische Ader vom Papa, Florian machte einige Versuche im Fußball."

Wann endete Deine Karriere im Fußball?

Im Frühjahr 2000 in der O.Ö. Auswahl, auch Sattledt bestritt 1999/2000 die letzte Saison, wir wurden Vierter in der Landesliga."

Themenwechsel: 1984 – 1990 hast Du zahlreiche Erfolge in der Leichtathletik gefeiert, mit der „Krönung“, dem Sieg im ersten österreichischen Hallen-Fünfkampf in Wien und dem „Outdoor“-Titel im Siebenkampf?

"Von Kindheit an habe ich mir durch intensives Training eine solide Grundkondition angeeignet, war mit Schnellkraft gesegnet und habe dann aber das Kraftpotential z.B. Im Sprint nicht so auf andere Disziplinen übertragen können. Die Vielseitigkeit und viele Erfolge in den Einzeldisziplinen waren damals aber ehrlicherweise auch noch leichter zu erringen, als im heutigen Spezialistentum. Außerdem ist das Niveau einer Verena Preiner, Sarah Lagger oder Ivona Dadic keineswegs mit unserer früheren Zeit vergleichbar. Mit Sigrid Kirchmann, der späteren Olympia-Dritten im Hochsprung habe ich mich ganz am Anfang ihrer Karriere als Jugendliche noch ein wenig im Speerwurf  duelliert“, Hochsprung war meine schwächste Einzeldisziplin".

Was war Deine Lieblingsdisziplin und warum?

"Eindeutig die 100-Meter-Hürden-Distanz, weil mir da der Intervall-Einsatz der Kraft am meisten zugesagt hat".

Welches war Dein größter internationaler Erfolg in der Leichtathletik?

"1989 durfte ich beim Europacup im Mehrkampf in Wien starten und bin als beste Österreicherin auf Rang sieben gelandet. Leider war es mir nicht gegönnt, mich für eine Europameisterschaft zu qualifizieren. 1990 habe ich mich dann als Vizestaatmeisterin im Fünfkampf in der Halle von der Leichtathletik verabschiedet, nachdem ich auch durch falsches Training Probleme mit meiner Bandscheibe bekommen habe".


Wurdest Du während Deines „Parallel-Laufes“ zwischen Fußball und Leichtathletik jemals von einer schweren Verletzung außer Gefecht gesetzt?

"Mitte der 80-er Jahre und einige Zeit später erlitt ich zwei Mal einen Bänderriss im linken Knöchel, habe ich aber alles wieder überwunden".

Ab wann hast Du Dich gänzlich dem alpinen Skilauf zugewandt, mit welchem Erfolg?

"Ca. ab 2000 wurde Skifahren wieder interessant, bei den Union-Landesmeisterschaften und im Almtalcup bin ich einige Male ganz oben gestanden, mehr als 20 Vereinsmeistertitel der Ski-Union Pettenbach haben sich dann im Lauf der Zeit  angesammelt".

2016 hast Du letztmals den Senioren-Weltmeister-Titel im RTL in Spindlermühle geholt, was war bis dahin Dein größter internationaler Erfolg im alpinen Skilauf?

"2008 habe ich auf der Reiteralm von meinen ersten Senioren-Welt-Meisterschaften mit dem Sieg im Slalom, Silber im RTL und Rang drei im Super-G eine komplette Medaillensammlung nach Hause gebracht".

Hast Du Dir privat ein Skimuseum für alle Ehrenpreise eingerichtet?

"Im Moment bin ich beim Aufräumen, einfach in den Sperrmüll möchte die wertvollen Erinnerungsstücke auch nicht entsorgen, aber für die weitere Aufbewahrung hätte vielleicht die Ski Union Pettenbach eine Idee" (lacht).

Stichwort: Ski-Union Pettenbach, als „mütterliche“ Trainerin bist Du sehr besorgt um den Nachwuchs der SU Pettenbach, ist eine Nachfolgerin für Dich in Sicht oder ein Bub, der in Deine Fußstapfen treten könnte?

"Sophie Atzlinger hat den nötigen Ehrgeiz, das Niveau ist zur Zeit extrem hoch, auch Finn Grussovar verfügt über ein großes Talent".

Du bist auch für die Organisation des alljährlichen Ortslaufes am Nationalfeiertag in Pettenbach zuständig?

"Hier helfen alle Sektionen der Union Pettenbach emsig zusammen, aber ein Gutteil der Organisation bleibt dann trotzdem bei mir, ich mache das aber sehr gerne".

Abschließend, wie beurteilst Du Entwicklung im Mädchen- und Frauenfußball, beginnend beim Landesligisten Union Pettenbach und etliche Stufen höher in der Nationalmannschaft?

"Über den Aufschwung bei den Mädels der Union Pettenbach freue ich mich sehr, denn anders als bei uns in den Anfängen werden ihre Leistungen wertgeschätzt. Frauenfußball gilt bis ganz nach oben nicht mehr als „exotisch“, die organisatorischen und auch die finanziellen Voraussetzungen werden sukzessive verbessert. Es geht immer weiter aufwärts".

Danke für das ausführliche Gespräch, Deine Geduld und Zeit  und alles Gute!

FrauenTeamSattledt

 Teamfoto des ATSV Sattledt

Vorne von links: Elke Leitner, Silvia Klausner, Andrea Hetzenauer, Sandra Stadlhuber, Petra Kaiblinger, Karin Hummer

Hinten von links: Romana Weiringer, Hermine Waldl, Ilse Niedermayr, Anni Spitzbart, Brigitte Auinger, Andrea Stadlhuber und Michael Windisch.(Foto: Heimatbuch Sattledt)

 

Helmut Pichler 

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