Tochter Tamara trifft in Serie, Mutter Renate verteidigt für Titelanwärter Eidenberg/Geng!

Seit der Gründung der Frauenmannschaft der Union Eidenberg/Geng im Jahr 2008 ist Renate Steininger „an Bord“, konnte mit den Mühlviertlerinnen einen Meistertitel und den Aufstieg in die Landesliga feiern. Wie die Defensiv-Spezialistin mit einem Prachtschuss ihre eigene Geburtstagsfeier „rettete und krönte“, was sie am Fußball fasziniert und warum sie die Union Eidenberg als große Fußball- Familie so schätzt, erzählt die frühere Kapitänin und Langzeitstütze im Ligaportal-Interview:

 

Renate, hast Du außer Fußball auch noch andere Sportarten ausgeübt?

Steininger: „In meinen Jugendjahren bin ich bei Langlaufrennen gestartet. Mit 20 habe ich mich dem Tennis gewidmet und erst mit gut 30 Jahren begann ich mit dem Fußballspielen. Vorher habe ich nur so nebenbei, z.B. in der Landjugend Fußball gespielt. 2008 ist dann die Frauenmannschaft der Union Eidenberg gegründet worden und da war ich dann von Beginn an dabei. 2011/12 sind wir in den Meisterschaftsbetrieb der Frauenklasse Nord/Ost eingestiegen“.

Wie ist es dazu gekommen?

„Da auch mein Mann, mein Bruder Bernhard usw. Fußball spielen bzw. aktiv waren, habe ich immer wieder Spiele verfolgt. Nach so einem Spiel haben einige Freundinnen dann die Idee geboren, „jetzt wollen wir auch eine Mannschaft bilden, und Du bist eh auch dabei? Da sagte ich zu, allerdings habe ich damals nicht gedacht, dass wir auch in einer Meisterschaft reüssieren könnten“.

Wer wurde Trainer?

„Da haben wir Matthias Kaiser erfolgreich „intensiv überredet“ (lacht) und er hat dann zugestimmt. Für uns ist er so wichtig, dass wir ihn nach einer kleinen Pause auch wieder erfolgreich zurückgeholt haben. Wahrscheinlich wäre ihm auch leid gewesen um alles, was er so mustergültig aufgebaut hat, wenn es in kurzer Zeit zugrunde gegangen wäre, da war ja viel Herzblut von ihm dabei. Er überrascht uns immer wieder mit neuen Ideen und hat vor allem die nötige Empathie für Frauenfußball, eine der schwierigsten Aufgaben überhaupt“.

Gab es je Vorbilder für Dich?

„Eigentlich nie. Allerdings bewundere ich nach wie vor meine Teamkollegin Gabi, die in jedem Spiel läuft und kämpft und läuft und kämpft, obwohl sie auch nicht mehr ganz die Jüngste ist (lacht).

Deine Lieblingsposition im Spiel?

„Zuerst wurde ich im Mittelfeld eingesetzt, wanderte dann aber schnell auf die Libero-Position zurück. Schließlich bin ich in der Innenverteidigung gelandet“.

Hattest Du je eine schwere Verletzung?

„Gottlob nicht, aber von gewissen Fußballer-Blessuren wie Zerrungen usw. blieb ich auch nicht verschont“.

Dein schönstes Erlebnis, oder gibt es da mehrere Anlässe?

„Natürlich zählt dazu der Meistertitel 2016/17 in der Frauenklasse Nord/Ost und damit der Aufstieg in die Landesliga. Und dann gibt es auch noch das legendäre Cupspiel im Herbst 2015 in St. Peter/Hart: da ich an diesem Tag meine Geburtstagsfeier zum Runden“ mit vielen Gästen schon terminisiert hatte, zögerte ich zuerst, ließ mich aber dann doch überreden, mitzufahren. Es wurde kurios: bei 0:1 wurde ein weiter Abschlag von mir von der gegnerischen Verteidigerin über die Torhüterin per Kopf zum 1:1 verlängert. Ich sollte aber auch selber noch treffen: wenige Minuten vor dem Ende der regulären Spielzeit stand es 3:3 und damit drohte eine Verlängerung. Um eine frühere Entscheidung zu erzwingen, rückte ich nach einem Eckball weit auf, nahm den Ball volley und knallte die Kugel in die Maschen. Kurz darauf war das Spiel mit 4:3 für uns zu Ende und der rechtzeitige Beginn der Geburtstagsfeier gesichert.“

Als Neulinge habt Ihr in der Landesliga auf Anhieb Platz 5 belegt, seit aber nach dem zweiten Jahr abgestiegen, warum?

„Leider fielen uns aufgrund von schweren Verletzungen (Kreuzbandriss) einige Leistungsträgerinnen aus und dann kam natürlich auch noch das fehlende Spielglück bei der einen oder anderen Begegnung dazu“.

Deine größte Motivation im Fußball?

„Weil es ein Teamsport ist, wo wir gemeinsam die Licht- und Schattenseiten erleben. Außerdem fällt es gemeinsam auch leichter, den „inneren Schweinehund“ zu überwinden und man dann auch bereit ist, bei jedem Wetter ins Training zu gehen.“

Hast Du je wegen Kritik eine Deiner 11 gelbe Karten, ohnehin sehr wenig für eine lange Verteidiger-Karriere, kassiert?

„Glaube ich kaum, weil ich jeden Referee respektiere, die Leistungen sind zwar individuell, aber z.B. war ich trotz unseres 0:1 gegen St. Stefan am vergangenen Wochenende sehr zufrieden mit der guten Leitung!“

Teilt Deine Tochter Deine Fußball- Begeisterung?

„Ja, sie begann schon mit 8,9 Jahren, startete auch als Abwehrspielerin im Frauenteam, wurde vor 2 Jahren erfolgreich zur Stürmerin umfunktioniert, im heurigen Herbst gelangen ihr bis jetzt 7 Tore. Darüber freue ich mich natürlich und dass ich mit ihr in einer Mannschaft spiele.“

Gemeinsam erfolgreich für die Frauen-Elf der Union Eidenberg/Geng: Tamara (links) und Renate Steininger (Foto: privat)

 

In Eurem Team spielt mit Gabi Eibensteiner ebenfalls schon länger eine sehr routinierte Fußballerin, wie stellen sich die Youngsters auf Euch ein?

„Ich habe den Eindruck, wir werden von den Jüngeren voll akzeptiert, denn sie laden uns auch schon mal zu ihren privaten Feiern, Geburtstag usw, ein. Der Gemeinschaftsgeist reicht über den Sportplatz hinaus, auch in der Freizeit haben wir viel Kontakt.“

Seid Ihr beide, Gabi und Du, der verlängerte Arm des Trainers im Training und Spiel?

„Nein, da gibt es höchstens die übliche Kommunikation im Spiel, wo eine ungedeckte Gegenspielerin steht usw. Organisatorisch wird Matthias am meisten von Melanie Nopp unterstützt, unser „Mädchen für alles mit einem gewaltigen Aktionsradius. Sollte der Trainer unter Zeitdruck stehen, springt auch schon mal Sandra Neundlinger ein.

Du vermittelst mir den Eindruck, bei der Union Eidenberg besteht eine ganz tolle Fußball-Großfamilie?

„Jede und jeder packt an und hilft, wenn Not am Mann oder der Frau ist. Wir bemühen uns alle nach dem Motto: wo Eidenberg draufsteht, ist auch Eidenberg drinnen. Das bedeutet, dass neben den Frauen, wo es ohnehin üblich ist, auch die Männer in der 1. Klasse keine „Sonder-Zuwendungen“ erhalten. Wir wollen Fußball mit einheimischen Kräften bestreiten“.

Euer Standing im Männerverein ist also gesichert?

  „Ja, das haben wir uns erkämpft (lacht)“.

2019 ging ein Ehrenpreis des ÖFB an Euch?

„Der ÖFB Social Football Award in der Kategorie „Ehrenamt“ wurde an uns verliehen und im Zuge des Länderspiels Österreich – Nordmazedonien an unsere Funktionäre übergeben ÖFB-Präsident Leo Windtner und Oberösterreichs Sport-Landesrat Markus Achleitner haben uns persönlich gratuliert.

Stelle uns bitte dieses Projekt näher vor, worum geht es dabei?

„Wir haben unsere Philosophie zur Förderung des Nachwuchses dargelegt: unter dem Titel „Fußball pur 2019: Mit dem EEE-Prinzip erfolgreich bleiben“ werden die drei wichtigsten Säulen unserer Arbeit hervorgehoben.

E wie Entwicklung von Jungs und Mädels: Wir bieten eine kompetente Nachwuchsförderung! Wir begleiten die Kinder bei ihrem sportlichen und persönlichen Reifungsprozess!

E wie Eigenbau: Wir setzen ausschließlich auf den eigenen Nachwuchs! Wir zahlen keine Spielergehälter, sondern achten auf eine hohe Identifikation mit dem Verein!

E wie Ehrenamt: Wir schaffen Rahmenbedingungen für eine nachhaltige Entwicklung der Kids! Wir vermitteln Werte: Gleichberechtigung, Respekt, Geduld, Wertschätzung!

Dein Resümee zum verlorenen Spitzenspiel gegen den neuen Leader St. Stefan?

„Beide Teams haben sich ziemlich neutralisiert, in der ersten Spielhälfte hatte St. Stefan mehr vom Spiel, wir kassierten dann knapp vor der Pause auch den entscheidenden Gegentreffer, übrigens ein schönes Tor. In der 2. Hälfte bekamen wir die Oberhand, hatten aber kaum Tormöglichkeiten, die beste gab es in der 92. Minute, leider ging der Ball um Zentimeter am Tor vorbei, das wäre der verdiente Ausgleich gewesen.“

War das schon die Vorentscheidung für den Meistertitel, wie geht es im Frühjahr weiter?

„Für den weiteren Verlauf der Meisterschaft hat jetzt sicher St. Stefan die besten Karten, zumindest der Herbst ist für sie gelaufen. Im Frühjahr könnte es noch spannend werden, Hellmonsödt hat ebenfalls Potential, da haben wir nur knapp mit 1:0 gewonnen, ASKÖ Perg setzt in erster Linie auf Simone Raab, wir werden sehen“.

Deine Wünsche für die Mannschaft und persönlich?

Dass wir noch lange und erfolgreich spielen können, einmal ohne Verletzte bleiben, das Pech haben wir in den letzten Jahren ohnehin genug zu spüren bekommen. Außerdem wäre es super, wenn wir diese Meisterschaft bis zum Ende spielen könnten, denn die Einschränkungen aufgrund des Corona-Virus sind auf Dauer von einem Amateurverein finanziell kaum verkraftbar.

Vielen Dank für das ausführlichen Gespräch, ich drücke die Daumen, dass Deine und Eure Wünsche in Erfüllung gehen!

Bewies ihre Zweikampfstärke bisher in 170 Spielen: Renate Steininger (rechts, Foto: privat)

Dr. Helmut Pichler

 

 

 

Sichere dir bis zu 100€ als Freiwette und wette auf deine Lieblingssportarten.