"Schiedsrichter sind Vorbilder für hohes Engagement"

Herr Landeshauptmann, wie sehen Sie die Arbeit des OÖ Schiedsrichterkollegiums, wie beurteilen Sie die Entwicklung des Sportlandes Oberösterreich, wie wichtig ist Ehrenamt in den oberösterreichischen Vereinen, wie kann man den enormen Druck auf Schiedsrichter und Spieler im Spitzensport mildern? Diesen und weiteren Fragen stellte sich Dr. Josef Pühringer in der Interviewreihe von ooesk.at dem Obmann des OÖ Schiedsrichterkollegiums Fritz Schachhuber, den Obmännern-Stv. Helmut Pichler, Rudi Finzinger, Ing. Martin Mayrhofer und ooesk.at-Redakteur Almir Barucic. Lesen Sie das Exklusiv-Interview von ooesk.at jetzt auch auf unterhaus.at.

Herr Landeshauptmann, Sie sind seit 1973 in der oberösterreichischen Politik tätig und seit 1995 Landeshauptmann von Oberösterreich. Ein voller Terminkalender und zahlreiche Veranstaltungen stehen bei Ihnen auf der Tagesordnung. Wie halten Sie sich persönlich fit? Wo holen Sie sich Ihren Ausgleich zur Politik?

Laufen, Nordic walken, Bergsteigen.

Sie waren in der oberösterreichischen Landesregierung über 20 Jahre für die Sportagenden zuständig. Wie sehen Sie die Entwicklung im Sportland Oberösterreich?

Das Sportland Oberösterreich steht heute gut da. Es hält bei über 3.000 Sportvereinen mit mehr als 6.000 Sportstätten und kann auf beachtliche sportliche Erfolge national und international verweisen. Bei der Staatsmeisterbilanz ist das Bundesland Oberösterreich auch 2011 wieder österreichweit die Nummer eins. Wir verfügen über gute Rahmenbedingungen, ein sportfreundliches Klima und vor allem eine gedeihliche Zusammenarbeit aller Kräfte im Sport.

„Schiedsrichter in OÖ sind Vorbilder für hohes Engagement"

Das OÖ Schiedsrichterkollegium mit knapp 400 Mitgliedern ist aus dem oberösterreichischen Fußball nicht wegzudenken. Glauben Sie, dass die Rolle des Schiedsrichters in der Öffentlichkeit zu wenig geschätzt bzw. respektiert wird?

Der Sport insgesamt und der Fußball funktioniert nur, weil es Menschen gibt, die mehr tun als ihre Pflicht. Das gilt auch für die Schiedsrichter in unserem Bundesland sie sind auch Vorbilder für hohes Engagement. Gerade im Jahr der Freiwilligkeit ist es bei uns gut gelungen, die Leistungen der Ehrenamtlichen, der stillen Helden des Sports, in den Mittelpunkt zu stellen und ein Bewusstsein für die Bedeutung ihrer Arbeit zu schaffen.

Der Druck auf die „Unparteiischen“ ist groß. Der Selbstmordversuch eines Spitzenschiedsrichters aus Deutschland im vergangen Herbst hat einige wachgerüttelt. Zahlreiche Spitzensportler nutzen Therapiemöglichkeiten um sich mental fit zu halten. Was läuft da schief? Was gehört Ihrer Meinung nach verändert, um den enormen Druck auf Spieler und Schiedsrichter ein wenig zu mindern?

Der Druck ist alleine durch die technische Entwicklung gewaltig gestiegen. Früher wurde bei Bundesligaspielen das Geschehen mit einer Kamera überwacht, heute sind es bis zu 14 Kameras, die eingesetzt werden. Jeder, der sich im Fernsehen ein Fußballspiel ansieht, hat schon die Erfahrung gemacht, dass man oft sechsmal eine spielentscheidende Situation in Zeitlupe ansehen muss und dann manchmal immer noch nicht ganz klar ist, welche Entscheidung richtig war. Der Schiedsrichter hat es hier viel schwerer. Er muss innerhalb von Bruchteilen von Sekunden entscheiden. Schon deshalb ist es angebracht, den Schiedsrichtern mehr Respekt von den Fans, Betreuern und Spielern entgegen zu bringen. Hier sind aber auch die Vereine und der Verband gefordert, über Aus- und Fortbildungsprogramm die Schiedsrichter bestmöglichst zu unterstützen, denn das Regelwerk ist in den letzten Jahren deutlich komplizierter geworden.

Der Fußball wird schneller und moderner. Teilweise können Reporter im Fernsehen eine Situation nur dadurch aufklären, indem sie zahlreiche Zeitlupen gezeigt bekommen. Ein Schiedsrichter hat dieses Hilfsmittel jedoch nicht und muss sofort entscheiden. Sollen Ihrer Meinung nach technische Hilfsmittel zugelassen werden – oder lebt der Fußball von Diskussionen?

Der Fußball lebt natürlich auch von den getroffenen Schiedsrichterentscheidungen, das wird immer so sein. Ich glaube aber, dass die Schiedsrichter für jede Unterstützung dankbar wären, entweder durch personelle Verstärkung des gesamten Teams oder den Einsatz von technischen Hilfsmitteln, die verlässlich und erprobt sind. Auch daran wird man nicht vorbei kommen.

"Danke an das Schiedsrichterkollegium, das Außergewöhnliches leistet"

Oberösterreich ist nicht nur wirtschaftlich das stärkste Bundesland Österreichs, sondern ist auch bei den SR-Bundesligateams - also bei den Eliteschiedsrichtern – das Stärkste. Dieses Erfolgsrezept beginnt mit der Ausbildung der jungen Kollegen. Wie sehen Sie hier im speziellen die Arbeit des OÖ Schiedsrichterkollegiums?

Oberösterreich hat erfreulicherweise Top-Leute in den ersten Ligen. Das kommt nicht von ungefähr. Wie im Sport generell, gilt auch im Schiedsrichterwesen: Aus einer großen Breite erwächst eine erfolgreiche Spitze. Ich sage den Verantwortlichen des Schiedsrichterkollegiums danke für die konsequente und wertvolle Nachwuchsarbeit. Eine Arbeit, die oft ungesehen und unsichtbar ist, die aber erst den Erfolg in jeder Hinsicht möglich macht.

2011 war das Jahr des Ehrenamtes – im OÖ Schiedsrichterkollegium läuft sehr vieles ehrenamtlich hinter den Kulissen. Es werden zahlreiche Stunden neben dem regelmäßigen Job investiert, um Erfolge einfahren zu können. Wie wichtig ist Ehrenamt in Vereinen und Organisationen. Wie sehen Sie diese im speziellen im OÖ Schiedsrichterkollegium?

Ohne Ehrenamt geht nichts. Die Ehrenamtlichen, die stillen Helden des Sports, sind auch die Möglichmacher des Sports, die für das Funktionieren des Geschehens insgesamt stehen. Erfreulicherweise ist das Ehrenamt im Sport in unserem Bundesland sehr stark ausgeprägt. Wir haben nicht weniger als über 200.000 ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – damit ist der Sport das stärkste ehrenamtliche Betätigungsfeld im Land. Daher sage ich nochmals danke allen ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auch im Schiedsrichterkollegium, das Außergewöhnliches leistet.


Almir Barucic

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