OÖFV-Präsident Dr. Götschhofer: "Wir sind optimistisch, dass ab Sommer der Ball wieder rollt, dazu gehört ein pünktlicher Beginn der nächsten Saison"

Die weltweite Corona-Pandemie beschäftigt in sämtlichen Ländern nicht nur die Gesundheitssysteme, sondern bringt auch die Wirtschaft in Schieflage. Auch das gesellschaftliche Leben ist nicht mehr so, wie es vor der Krise war. Covid-19 hat auch den Sport in seinen Grundfesten erschüttert und zum Erliegen gebracht. Seit wenigen Tagen erwacht der Fußball zusehends aus dem Dornröschenschlaf, doch während die Profis langsam wieder in die Gänge kommen, hängt der Amateur-Bereich in der Warteschleife. OÖFV-Präsident Dr. Gerhard Götschofer nahm sich für Ligaportal Zeit für ein ausführliches Interview, beantwortete auch kritische Fragen und macht den Aktiven, Funktionären und Fans Hoffnung auf einen baldigen Start der neuen Saison.

 

Herr Präsident, wie beurteilen Sie den bisherigen Verlauf der Corona-Pandemie und wie erwarten Sie die weitere Entwicklung?

"Auch aus der Sicht des Sports (insbesondere des Fußballs) war dieser Virus ein bislang nicht vorstellbarer Einschnitt, der hoffentlich bald ein Ende hat. Wir sind optimistisch, dass ab Sommer der Fußball wieder rollt; dazu gehört ein pünktlicher Beginn der nächsten Meisterschaft."

Der ÖFB hat den Abbruch der Saison mit der aktuellen Pandemie sowie die Annullierung mit der entsprechenden Rechtssicherheit begründet. Gab es keine anderen Optionen?

"Es gab leider keine andere Option, weil mit Sicherheit jede andere Lösung (egal ob Punktemitnahme, Fortsetzung der Meisterschaft im Herbst etc.) einer juristischen Anfechtung nicht Stand gehalten hätte und dann das Dilemma noch größer gewesen wäre."

Seit der Einstellung des Spielbetriebes hat Ligaportal mit 301 Vereinen ausführliche Gespräche geführt. Nur 18 davon waren nicht für eine Punktemitnahme in die nächste Saison. Warum hat der Wunsch der Klubs kein Gehör gefunden bzw. war eine demokratische Abstimmung, unter Gewährleistung der Rechtssicherheit, nicht möglich?

"Wir müssen alle akzeptieren, dass gemäß der geltenden Bestimmungen eine Meisterschaft in zwei Halbjahren zu absolvieren ist und nicht auf drei Saisonen ausgedehnt werden darf. Punktemitnahme aus einer früheren Meisterschaft ist eine Vermengung mit einer anderen Meisterschaft, was die ÖFB-Meisterschaftsregeln nicht erlauben. Diese Bestimmung kann von einem Landesverband nicht (und daher auch nicht vom OÖFV) ignoriert oder umgangen werden. Im Übrigen: Wenn nur einer der 18 Vereine die Punktemitnahme nicht goutiert und beispielsweise diese oder eine andere bestimmungwidrige Lösung angefochten hätte, wäre die Meisterschaft Monate später (im Herbst oder nächstes Jahr während laufender Meisterschaft !!!!) annulliert worden, wodurch eine nicht mehr regelbare Situation entstanden wäre. Wer hätte das gewollt? Ein Fußballverband kann leider nicht nur sportliche Lösungen anbieten, sondern ist auch verpflichtet, seinen Vereinen Rechtssicherheit zu geben."

Die Regierung hat eindrucksvoll bewiesen, was in einer außergewöhnlichen Situation möglich ist und neue Gesetze bzw. Verordnungen quasi über Nacht in Kraft gesetzt. Viele Funktionäre sprechen davon, dass der ÖFB bzw. die Landesverbände die Krise hätte nützen können, die Statuten zu ändern bzw. der aktuellen Situation anzupassen?

"Die Bestimmungen werden laufend evaluiert und gerade in Oberösterreich laden wir die Vereine regelmäßig ein, Vorschläge dafür zu machen. Die angesprochenen neuen Gesetze und Verordnungen der Regierung dienen der kurzfristigen Krisenbewältigung und sind die meisten Vorschriften nur bis Ende dieses Jahres wirksam. Eine Statutenänderung soll aber langfristige Perspektiven im Auge haben und hoffen wir, dass die aktuelle Situation bald vorbei ist."

Die Neuinfektionen sind minimal, die Fallzahlen am Boden. Was spricht im Amateur-Bereich gegen einen Start der neuen Saison im Herbst bzw. übt der ÖFB den nötigen Druck auf die Regierung aus?

"Ich bin der Meinung, dass die Entwicklung einen Start der neuen Saison im Herbst erlauben wird und haben die Verhandlungen des ÖFB und der Bundesliga mit der Regierungsspitze bewiesen, dass erfolgreich um die Wiederaufnahme des Fußballsportes gekämpft wird. Der Profifußball ist hier praktisch Eisbrecher für den Breitenfußball, für den in der Folge auch die Sportausübung leichter möglich werden wird."

Vor allem im Unterhaus ist Ligaportal das Sprachrohr der Vereine und hat in den vergangenen Wochen verstärkt die Sorgen und Wünsche der Klubs publiziert. In der aktuell schwierigen Situation vermissen die Vereine vor allem die Nähe bzw. Unterstützung des Verbandes und sprechen zudem von einem fehlenden Informationsfluss. Können Sie diese Kritik nachvollziehen?

"Diese Kritik stimmt mich nachdenklich und veranlasst mich, diesem Umstand nachzugehen. Ich lade daher alle Vereine und Funktionäre, die dieses Interview lesen, ein, mir schriftlich oder mündlich mitzuteilen, welcher Informationsfluss fehlt. Ich verspreche, dass jede noch so strenge Kritik unser Verhältnis zu diesem Verein oder Funktionär nicht beeinflussen wird; im Gegenteil: Wir können uns nur verbessern, wenn wir unsere Defizite erfahren. Der Ansicht, wir könnten nicht dazulernen, bin ich jedenfalls nicht."

Der OÖFV hat bekanntgegeben, dass zum Teil unbeliebte Bestimmungen, wie zum Beispiel die Stammspielerregelung, aufrecht bleiben. Die Vereine warten jedoch auf die Beantwortung brennender Fragen. Wie werden die aktuellen Leihverträge gehandhabt? Wird das Transferfenster im Sommer wie gewohnt geöffnet? Werden die Fristen bei den Übertritten nach den diversen Paragrafen verlängert?

"Wir sind laufend bemüht, anstehende Fragen auch ohne Aufforderung zu beantworten. Aber auch hier gilt: In Zeiten der Digitalisierung ist es ein Leichtes, Fragen an den Verband zu richten, die wir entweder individuell oder aufgrund der Bedeutung auch mit Aussendung an alle Vereine oder durch Veröffentlichung auf unserer Homepage beantworten. Der OÖFV ist bemüht, jedem Verein mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Ich kann Kritik aber nur zur Verbesserung unseres Verbandes nutzen, wenn wir davon erfahren."

Was unternimmt der ÖFB, um im Amateur-Bereich einen Kahlschlag auf Vereinsebene abzuwenden?

"Gerade in den letzten Tagen wurde publik, welche wirtschaftlichen Hilfen der ÖFB selbst initiiert; dazu kommen die Verhandlungen mit der Politik für öffentliche Maßnahmen. Es wird vielleicht auch einer Änderung mancher Bestimmungen bedürfen. Gleichzeitig fühle ich mich auch hier verpflichtet, Schnellschüsse zu vermeiden. Der Verband ist für eine langfristig gute Entwicklung des Fußballs verantwortlich."

Glauben Sie, dass die Bundesliga die Fortsetzung der Saison ordnungsgemäß über die Bühne bringt?

"Ja, die Erwartung steigt mit jedem weiteren Tag einer positiven Entwicklung der Corona-Fallzahlen."

Wie beurteilen Sie die verfrühten Mannschaftstrainings des LASK bzw. erwarten Sie Sanktionen seitens der Bundesliga, wenn ja welche?

"Leider trübt der Übereifer im Training die bisherige tolle Saison; ich halte aber nichts davon, einer Beurteilung dieses Verhaltens vorzugreifen; dies steht mir nicht zu."

Wie bewerten sie die Geisterspiele in der deutschen Bundesliga?

"Wie ein gutes Essen mit zu wenig Würze."

 

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