Runde 7: Hundert Prozent Identität


von Raphael Oberndorfinger

SCS bet-at-home.com, Harreither B.A., Trenkwalder SCS. Was auf der ORF-Teletextseite 214 wie eine Aufzählung des Firmen-ABCs aussieht, sind in Wahrheit die Namen jener Fußballklubs, die in der Red-Zac-Liga auf den Tabellenplätzen neun bis elf liegen. Und mit Red Bull assoziieren geeichte Stammtischrunden spätestens seit der „Athener Apokalypse“ nur mehr eine Gruppe von „Tierquälern“, die neunzig Minuten auf Regenwürmern herumsteht. Wer auf den heimischen Plätzen mühsam nach ehrlichen Bekenntnissen zu Identität, hingebungsvoller Klubtreue und mitreißendem Fußball sucht, dem wurde beim Linzer Derby Balsam auf die kommerzgeschändete Seele geschmiert.


Vor dem Anpfiff eine herrliche Fan-Choreographie, nach dem Spiel Emotionen pur, dazwischen ein packendes Match. Ja, der Fußballgott musste in einem melancholischen Moment jenes Drehbuch aus einer verstaubten Schublade geholt haben, auf dem der Titel „Einmal All Inclusive“ prangt: Tore, Elfer, Ausschluss, sogar das Flutlicht schaltete sich in die Dramaturgie „ein“. „Wenn man sich das Publikum anschaut, muss man einfach mehr geben als normalerweise“, gestand Blau-Weiß-Stürmer Daniel Neuhold nach dem 3:2-Triumph der Hausherren. Der eine kleine Entschädigung für den in den letzten Jahren arg gebeutelten VOEST-Nachfolgeklub war. Denn war im Jahr 2003 schon das knappe Aus in der Relegation um den Aufstieg in die zweithöchste Spielklasse nur schwer zu verdauen, so stammelte Präsident Schellmann heuer nach dem besiegelten Abstieg aus der Regionalliga: „Am besten wäre es, wir schmeißen einfach alles hin.“ Exakt 98 Tage später flossen im Donaupark vor 1700 Fans nur Freudentränen, nachdem die Spiegel-Truppe just gegen den schwarz-weißen Erzrivalen zum Angriff auf die Tabellenspitze geblasen hatte.


In einem Duell zwischen Kult und Tradition, das per se stets brisant ist. Derbys und die damit verbunden Emotionen sind halt das Salz in der Suppe. In Istanbul etwa verwüsteten Besiktas-Anhänger die McDonalds-Filiale neben „ihrem“ Stadion, weil das gelb-rote Design der Fast-Food-Kette den selben Couleur hatte wie die Klubfarben des verhassten Stadtrivalen Galatasaray. Eine Möglichkeit, wie dem Kommerz die Grenzen aufgezeigt werden können. Spieler und (die meisten) Fans von Blau-Weiß und LASK setzten gemeinsam ein anderes Zeichen –  sie „schenkten“ der OÖ-Liga Fußballflair in Reinkultur. Mit Identität. Mit Herzblut. Und hoffentlich mit Zukunft.


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