Bringt Knallkörper nötigen Knalleffekt?


von Raphael Oberndorfinger

Die Spitze des Eisbergs. Das Fass ist übergelaufen. Es ist fünf nach zwölf. Es würden sich zahlreiche andere Phrasen anbieten, doch der Vorfall beim Duell zwischen den LASK/Amateuren und Rohrbach lässt sich simplifiziert auf einen einzigen Begriff reduzieren: Unfassbar! Freilich gab es bereits in den letzten Jahren ab und an Attacken auf Schiedsrichter, verfehlte beispielsweise Referee Amering in Braunau einmal ein Steinwurf eines Sportplatzbesuchers nur um Zentimeter –  doch in der jüngsten Vergangenheit nehmen die tätlichen Übergriffe auf die Unparteiischen rasant zu. Kleine „Glutstellen“ haben sich mittlerweile zu einem Flächenbrand ausgeweitet. Immerhin hatte erst vor wenigen Wochen ein „Fan“ beim Salzkammergut-Derby Bad Ischl – Bad Goisern für einen negativen Höhepunkt gesorgt, als er den Schiedsrichter am Platz tätlich attackierte und einen Spielabbruch evozierte. 

Das Traurige am aktuellen Beispiel der sich fortsetzenden trostlosen Serie im oberösterreichischen Amateurfußball: Für das Handeln des Täters gibt es keine Rechtfertigung. Für das in immer kürzeren Intervallen wiederkehrende Dilemma aber auch keinen echten langfristigen Lösungsansatz. Denn die nur wenige Stunden nach dem Spielabbruch in Wels von Schiedsrichter-Boss Schachhuber propergierte Maßnahme, potentielle Störenfriede präventiv vom Platz verbannen zu dürfen, ist mehr als mutmachende Rückenstärkung für seine mit dieser neuen Verweis-Kompetenz ausgestatteten Schäfchen zu verstehen. Oder als Motivationsspritze, damit in den letzten Saisonrunden überhaupt noch Spielleiter ihre Gesundheit riskieren. Denn ein kollektiver Streik wäre Auslöser für einen Kollaps des gesamten oberösterreichischen Fußballsystems. 

Was einmal mehr beweist, dass die Sicherheit der Referees gewährleistet werden muss. Dringend! Nur wie? Selbst wenn bei jedem Meisterschaftsspiel Horden von Ordnern und Exekutivbeamten Dienst versehen, wenn jeder Sportplatzbesucher beim Eingang durchsucht wird, wenn jeder schriftlich bestätigt, dizipliniert zu bleiben und andernfalls auf das Erbe von der Oma zu verzichten – es würde nichts ändern! Dabei ist schon kurios genug, dass es außerhalb von Oberösterreich in den anderen acht Bundesländern praktisch nie zu tätlichen Übergriffen auf die Schiedsrichter kommt. Hingegen war Frankreich mit diesem Problem konfrontiert. Weshalb das dortige Parlament vor eineinhalb Jahren ein Gesetz verabschiedet hatte, welches einen Referee bei der Ausübung seines Jobs mit einem Polizisten oder Beamten gleichstellt und bei einem tätlichen Übergriff daher Geldstrafen bis zu 30.000 Euro oder sogar zwei Jahre Gefängnis verhängt werden können. Eine abschreckende Maßnahme, die tatsächlich Wirkung gezeigt hat und in dieser Form auch in Österreich ein probater Lösungsansatz wäre. Und ein richtungsweisender Knalleffekt nach der Knallkörper-Attacke an Manfred Pilsl. Doch bis hierzulande das politische Werkl zu laufen beginnt, werden leider wohl noch einige Rettungswägen mit Patienten im Schiedsrichter-Trikot die diversen Krankenhäuser ansteuern müssen.


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