Die zwei Seiten der Wahrnehmung


von Raphael Oberndorfinger

Durch das Milchglas dringt ein heller Strahl. Sie wissen schon, diese Art von Glas, durch die zwar das Licht schimmert, man aber dennoch nicht erspähen kann, was sich dahinter sonst so alles verbirgt. So erkennt man jedenfalls bloß schemenhafte Konturen. Durch jenes 50 x 50 Zentimeter großes Guckloch, das dieser fahl und schwerfällig wirkenden Tür etwas Humanes verleiht. Zumal die Tür verriegelt ist. Während hier drinnen rundum Menschen mit weißen Mänteln auf und ab gehen. Außerdem sind da noch diese hübschen, jungen Damen, die einem lächelnd und beinahe mitleidig die offene Hand entgegenstrecken. Auf der sowohl eine rote als auch eine weiße Tablette liegen, die den Besitzer wechseln sollen.

Zum Glück war das alles nur ein Traum. Aber manch einer wähnte sich wirklich auf einer geschlossenen Abteilung des Wagner-Jauregg-Komplexes. Ob jener leichten Ausprägung von Schizophrenie, die einem zwangsläufig in Besitz nehmen musste, sofern man das Spiel Weißkirchen – Gmunden gesehen und dann mit den Kommentaren beider Lager konfrontiert worden war. Da sprachen manche Hausherren, aphrotisiert vom zweiten Sieg hintereinander über eine vermeintliche Spitzenmannschaft, von einem verdienten 1:0. Während der Regionalliga-Absteiger an der Klagemauer der Realität über die Ungerechtigkeit des Fußballs lamentierte. Da waren sie also, die zwei Seiten der Wahrnehmung. Die nicht unterschiedlicher hätten sein können. Und doch beide nicht jeglicher wahrheitsgemäßer Grundlage entbehrten.

Es liegt in der Natur der Sache, dass zwei Lager ob ihrer subjektiven Brille nie über den Verlauf und die entscheidenden Szenen eines Spiels derselben Meinung sind. Da wird über eine strittige Abseitsstellung diskutiert, ob der Ball mit vollem Umfang hinter der Linie war, der Torhüter im Fünfmeterraum behindert wurde, der Elfmeter zu geben war. Und wenn überhaupt einmal Einigkeit herrscht, dann wohl nur über die (in solchen Fällen meist grottenschlechte) Leistung des Referees. Ja, so vergehen die Minuten nach dem Abpfiff. Jedes Mal. Aber hat sich eine Mannschaft einen Sieg wirklich verdient, die etwas überspitzt formuliert 90 Minuten lang – in eine Defensiv-Korsage gepresst wie eine stattliche Dame mit Körbchengröße D – das gegnerische Tor nur beim Seitenwechsel aus der Nähe gesehen hat, um dann Sekunden vor dem Abpfiff doch noch für das passive Agieren mit dem Goldtor belohnt zu werden?

Umgekehrt: Kann Fußball ungerecht sein, wenn ausgewiesene Kapazunder wie beispielsweise Muslic, Jamakovic oder Cavic genau das nicht bewerkstelligen können, was eine Mannschaft auch zu einem gerechten Sieger macht – nämlich Tore zu schießen? Oft muss man das Glück eben erzwingen. Und Siege wirklich hart und konsequent erarbeitet werden. Gmunden wird das sicher bald schon machen. Weißkirchen hingegen hat es schon.

Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!  an Raphael Oberndorfinger
Informationen zur Person

Sichere dir bis zu 100€ als Freiwette und wette auf deine Lieblingssportarten.


Transfers Oberösterreich
Auto Günther Aktion
Headstart Focus Plus - Empfohlen von SV Ried

Top Live-Ticker Reporter
Top Nachwuchs-Reporter