Nirgendwo sonst wird Fußball so gelebt wie in den unteren Spielklassen. Sven Froberg tätigt diese Aussage nicht ohne Grund. Immerhin geht für den DSF-Chefredakteur um Quote und Geld. Und er sagt es mit Überzeugung. Die zweifellos nicht geheuchelt sein kann. Sonst wäre man beim deutschen TV-Sender, der seine Seher sonst mit Europacup live und Spielberichten aus den europäischen Topligen verwöhnt, nicht auf die Idee gekommen, ein Fußballspiel aus der Kreisliga A zu übertragen. Mit Ton und Bild, in Echtzeit. Und mit einem Mega-Aufwand wie bei jeder anderen Live-Übertragung, inklusive Starmoderatoren und Analytikern wie etwa Udo Lattek. Am 26. Oktober lautet die Knaller-Partie statt Liverpool – Chelsea also TUS Birk gegen FSV Neunkirchen-Seelscheid.
Eine Gratwanderung von der großen Fußballbühne mit internationalem Flair in die tiefsten Ballesterer-Niederungen mit germanischer Duftnote. Wo die Sky-Box des herkömmlichen Fans die hölzerne Bierbank neben der Seitenoutlinie ist. Und selbst deren Geschichte wäre wohl interessanter als die Klubannalen des TUS Birk. Was aber verspricht sich das DSF von dem Exkurs in eine Amateurliga, die in punkto Breitenwirksamkeit einer Wahl zum komfortabelsten Dixi-Klo im Umkreis von Bonn gleichkommt? Eine Frage, die Außenstehende nicht beantworten können. Denn an der sportlichen Brisanz des Spiels kann es nicht liegen. Zu glauben, die TV-Zapper bleiben hängen, weil sie auf einmal die Neugierde an der Kreisliga packt, wäre ebenso fatal. Da wäre es einfacher, sie statten dem örtlichen Fußballklub einen Besuch ab.
Der
DSF startet jedenfalls ein Pilotprojekt, das mit großer Aufmerksamkeit zu
verfolgen ist, wird es doch über die Markttauglichkeit von Live-Übertragungen
im Amateurfußball Aufschluss geben. Denn in Zeiten, in denen FIFA, UEFA und
Verbände die Vermarktung von Fußball vorantreiben wie sonst nur Markus Rogan
seine eigene, könnte sich so in der nicht-professionellen und in punkto
medialer Abdeckung nur rudimentär aufbereiteten Fußball-Basis eine Marktlücke
offenbaren, deren Potential eventuell große Dimensionen in Aussicht stellt. Eine
weitere Stufe auf der Suche nach Innovationen, der sich auch ooeliga.at
unterworfen hat. 4050 Besucher wurden in der achten Runde auf den Sportplätzen
der OÖ-Liga verzeichnet. In Anbetracht dieser Zahl ist jene der 3000
Interessierten, die sich die Live-Premiere von Pasching – Donau vor den
PC-Screens nicht entgehen lassen wollten, beachtlich. Das spricht für das
Medium, vor allem aber für die zunehmende Attraktivität der Liga.
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