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Herr Vietz, Vöcklamarkt überwintert als sicherer Zweiter. Sind Sie davon überrascht?
Ja, schon. Damit hat man nicht rechnen können. Unser Ziel war eine
Rangverbesserung gegenüber dem letzten Jahr, da sind die Burschen
Sechster geworden. Spieler wie Vitzthum und Erlacher haben uns
verlassen, aber mit Aichinger und Lexl konnten wir das kompensieren.
Mit Fortdauer der Meisterschaft haben wir immer mehr gemerkt, dass wir
ein starkes Kollektiv sind. Aber dass es so gut läuft, hätte ich beim
besten Willen nicht geglaubt...
Was war gut, was muss besser werden?
Die Mannschaft hat einen unglaublichen Teamgeist entwickelt, auch
außerhalb des Platzes. Sie verbringen viel Zeit miteinander. Den Spruch
mit den "elf Freunden", die man sein muss, habe ich nie so hoch
gehalten, aber bei dieser Truppe ist es wirklich so. Hinzu kommt noch,
dass die Routiniers wie Fürstaller und Dambauer auch perfekte
Führungsfiguren für die ganz jungen Burschen sind, das ist bei anderen
Vereinen nicht immer so gewesen. Und dass Michael Sammer jetzt auch
noch ins U18-Camp berufen wurde, ist eine schöne Bestätigung.
Wie sehen die Planungen für die Winterpause aus?
Personell werden wir nicht viel ändern, weil kein Handlungsbedarf
besteht. Wenn wir einen guten Jungen finden, werden wir es uns aber
schon überlegen. Jetzt ist aber nach zwei Wochen nachtrainieren erst
einmal Pause angesagt, jeder hat einen individuellen Trainingsplan bekommen. Und
zu Beginn der Vorbereitung werden wir ja sehen, wer fleißig war und wer
nicht...
Was ist im Frühjahr für Vöcklamarkt noch möglich?
Die Oberösterreichliga ist kein Wunschkonzert. Ich bin lange genug im
Geschäft um zu wissen, dass es nicht so weitergehen wird. Grundsätzlich
wollen wir jetzt aber den zweiten Platz halten. Technisch, taktisch und
was die Ausdauer betrifft können wir uns aber durchaus noch verbessern.
Als ich die Mannschaft übernommen habe, sagte ich mir, "Naja, ein
fünfter Platz ist schon möglich" - aber dass es der Zweite wird, noch
dazu mit so einem Vorsprung, hätte ich nicht vermutet.
Ist der Meistertitel für Sie schon vergeben, oder rechnen Sie sich noch Chancen aus? Und wer wird absteigen?
Ich kenne Pasching noch aus der letzten Saison, als ich Trainer in
Friedburg war - und es war mir von Anfang an klar, dass irgendwas nicht
stimmen könnte, wenn die nicht Meister würden. Die sollen aufsteigen,
schon alleine weil sie da rauf gehören. In der Abstiegsfrage zerbreche
ich mir gar nicht groß den Kopf - ich denke aber, dass die Teams, die
jetzt hinten stehen, es unter sich entscheiden werden.
Noch eine allgemeine Frage: Wie sehen Sie die Lage im österreichischen Fußball generell derzeit?
Unser "Grundproblem" ist der Wohlstand - es geht uns einfach zu gut.
Die guten internationalen Spieler aus Österreich sind und waren
Arbeiter- und Einwandererkinder, und das wird sich auch nicht ändern.
Im BNZ haben die 16-Jährigen schon einen Manager - der ganz falsche
Weg! Wenn sie Ehrgeiz und Qualität haben, brauchen sie keine Manager,
die Vereine für sie suchen. Dann kommen die Vereine von selbst. Als wir
damals mit Braunau in die 2. Division aufgestiegen sind, hatten wir
einen einzigen Profi - und wir haben uns gegen alle behauptet. Aber die
Überwindung, die notwendig wäre, um ganz nach oben zu kommen, bringt
kaum einer auf. Wenn man international mithalten will, muss man beißen
können und viele Entbehrungen in Kauf nehmen!
Herr Vietz, Danke für das Gespräch und alles Gute!