Spieler packt aus – So groß ist das Chaos beim ATSV Stadl-Paura wirklich!

In der Hinrunde taumelte der ATSV Stadl-Paura regelrecht durch die Oberösterreich-Liga und sicherte sich einen Negativrekord nach dem anderen. Wer dachte, dass das Chaos damit seinen Höhepunkt erreicht hatte, täuschte sich gewaltig. Irgendwo zwischen dem Verarbeiten der jüngsten Pleiten und der Hoffnung auf Aufrechterhaltung des Spielbetriebs mit mehr als bescheidenen Mitteln liefert der Verein Schlagzeilen mit beachtlicher Regelmäßigkeit. Vor wenigen Tagen wurde der Rücktritt von Coach Mario Wittmann offiziell. Heute packt ein Spieler - der der Ligaportal-Redaktion selbstverständlich bekannt ist, aber anonym bleiben möchte - aus, wie es wirklich um den Verein steht. Mindestens die halbe Mannschaft sehe das nach eigener Aussage genauso. Er sei psychisch belastet, leide unter Konzentrationsmängel in der Arbeit, weil ihm die aktuelle Situation und die sportlich ungewisse Zukunft derartig zu schaffen macht. Ligaportal.at fasst die wichtigsten Aussagen des Interviews zusammen. Der nunmehrige Ex-Trainer Wittmann und Obmann Johann Stöttinger wurden damit konfrontiert.

 

„Wir sind ohne Budget in die OÖ-Liga gegangen!“

Spieler: "Es hat im Sommer begonnen. Die Mannschaft war komplett neu, wurde wild zusammengewürfelt. Wir sind in die vierthöchste Liga ohne Budget gegangen."

Wittmann: „Es stimmt, dass wir ohne Budget in die OÖ-Liga gegangen sind.“

Stöttinger: „Es ist nicht wahr, dass wir ohne Budget in die OÖ-Liga gegangen sind.“

 

„Trainer Mario Wittmann hat Sponsoren aufgetrieben oder die Spieler aus eigener Tasche bezahlt!“

Spieler: "Der Verein hat von Anfang an gewusst, dass er uns die ausverhandelten Summen nicht zahlen kann. Uns war das nicht bewusst. Uns wurde etwas versprochen, was nicht gehalten wurde. Unser Trainer hat private Sponsoren aufgetrieben beziehungsweise die Spieler aus eigener Tasche bezahlt. Vom Verein kamen nur kleine Summen – bei Weitem nicht das, was ausverhandelt wurde."

Wittmann: „Ich habe Sponsoren selbst aufgetrieben. Aus eigener Tasche habe ich Spieler nicht bezahlt.“

Stöttinger: „Das Sponsorengeld, das der Trainer aufgetrieben hat, floss in den Verein. Es waren keine großen Summen. Einen Spieler hat der Trainer selber bezahlt. Für jedes Training beziehungsweise für jedes Spiel bekam der Spieler einen fixen Betrag. Er musste aber eine Anwesenheit von 80% haben. Wer das nicht geschafft hat, bekam kein Geld.“

 

„Der Trainer bezahlte 20 Bälle und Hosen für einen Trikotsatz selbst!“

Spieler: "Als es mit dem Training losging, gab es keine Utensilien. Wir hatten kein Trainingsgewand, keine Bälle. Der Trainer hat 20 Bälle aus der privaten Tasche bezahlt, dazu Hosen für einen Trikotsatz."

Wittmann: „Ich habe das mit dem Geld bezahlt, das ich durch Sponsoren aufgetrieben habe.“

Stöttinger: „Dass der Trainer das bezahlt hat, ist nicht wahr. Ich habe im Sommer 30 Bälle gekauft. Natürlich werden es dann im Laufe des Herbstes weniger. Dann hat sie der Trainer nachgekauft. Er hat sich das Geld aber von mir geholt.“

 

„Im Training waren wir im Schnitt sechs bis zehn Leute!“

Spieler: "Wir haben zwei Mal in der Woche trainiert. Sechs bis zehn Leute waren im Schnitt da – und das in der OÖ-Liga. Für die Spieltage hat der Verein dann immer wieder die Leute reaktiviert, die schon nicht mehr kommen wollten. Auf der Ersatzbank war kaum jemand. Einmal musste sogar der Schiedsrichter mit dem Eisspray zu einem verletzten Spieler von uns laufen."

Stöttinger: „Dass Spieler teilweise nicht mehr wollten, ist richtig. Wenn man so viele Niederlagen kassiert, ist es klar, dass man verzweifelt. Die Spieler hatten aber auch nicht die Qualität. Ich habe diese Spieler nicht geholt.“

 

„Gegen St. Valentin wollten wir in der Halbzeit abbrechen. Wir waren schon umgezogen!“

Spieler: "Das Gehalt kam nicht. Wir wurden immer wieder vertröstet. Zum Auswärtsspiel nach Oedt wollten wir schon gar nicht mehr fahren. Zwei Wochen zuvor wollten wir gegen St. Valentin in der Halbzeit abbrechen. Wir waren schon umgezogen. Der Verein hat uns aber überredet weiterzumachen. In den letzten drei bis vier Spielen der Hinrunde wollten wir nicht mehr antreten."

Wittmann: „Gegen St. Valentin hatte sich ein Spieler in der Pause schon ausgezogen. Ich habe die Mannschaft dann überredet weiterzumachen. Gegen Ostermiething war es ähnlich. Fünf Runden vor Schluss sind alle, auch der Vorstand, beisammengesessen. Der Vorstand hat versprochen, dass die ausstehenden Gehälter bis Dezember bezahlt werden. Das ist nicht passiert. Die Spieler haben mir zuliebe weitergemacht. Beziehungsweise haben wir gesagt, wir machen weiter, damit wir uns im Nachhinein nichts vorwerfen können. Für den Verein haben wir das nicht gemacht.“

Stöttinger: „Niemand hat die Spieler überredet. Was in der Halbzeit in St. Valentin passiert ist, habe ich nicht mitbekommen.“

 

„Die Mannschaft wurde beschuldigt, dass der Verein keine Sponsorengelder auftreiben kann!“

Spieler: "Dieser Verein besteht nur aus zwei Personen – Johann Stöttinger und Ernst Mittermayr. Andere Leute habe ich nie gesehen. Ab Runde 11 war die Geduld der Spieler am Ende. Dann wurde auch noch die Mannschaft beschuldigt, dass der Verein wegen der schlechten Ergebnisse keine Sponsorengelder auftreiben kann."

Stöttinger: „Das ist richtig. Mit der Qualität ist das schwierig. Das ist logisch.“

 

„Es hat geheißen, Johann Stöttinger tritt zurück. Das war eine Lüge!“

Spieler: "Nach der Hinrunde hat es geheißen, dass Johann Stöttinger zurücktritt. Er ist aber noch im Verein. Es hat sich dann der alte Vorstand gemeldet. Diese Personengruppe wollte den Verein retten – unter der Voraussetzung, dass Johann Stöttinger zurücktritt. Am 6. Jänner gab es dann die erste Spielerversammlung mit dem potentiellen neuen Vorstand. Dieser hat dann gemerkt, wie die finanzielle Lage tatsächlich ist. Sie gaben daher ihr Pläne auf."

Wittmann: „Johann Stöttinger ist als sportlicher Leiter zurückgetreten. Er ist aber weiterhin Obmann.“

Stöttinger: „Ich bin als sportlicher Leiter zurückgetreten. Als Obmann bin ich weiterhin im Amt, weil ich den Verein nicht im Stich lasse. Das neue Gremium hat noch keinen Obmann. Es wird sich diese Woche entscheiden, wie es weitergeht. Zeitnah werde ich als Obmann aufhören. Ich will nicht mehr.“

Foto: Richard Purgstaller

  

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