"Mit 30.9.2011 ist unser Insolvenzverfahren abgeschlossen"

altDie SG SK Austria Klagenfurt war während der Sommerpause zweifelsohne der unangefochtene Krösus, was die Schlagzeilen neben dem grünen Rasen anbelangt. Im Gespräch mit liga3.at hat der Präsident der Klagenfurter Austria, Matthias Dollinger sen., Stellung zur "Causa Spieleranmeldung" und zur Vergangenheit und Zukunft des Kärntner Traditionsvereines bezogen. Weiters stellt sich die Frage, wie sich die Klagenfurter, gegen die zurzeit ein Insolvenzverfahren läuft, Hochkaräter wie Ex-Kaiserslautern-Star Marco Reich oder Almedin Hota leisten können? Präsident Dollinger dazu: "Marco Reich zahlen wir nur die Wohnung!"

 

"Marco Reich zahlen wir nur die Wohnung ..."

liga3.at: Der SK Austria Klagenfurt hat speziell mit der Verpflichtung von Marco Reich aufhorchen lassen. Wie kann ein Verein, gegen den ein Insolvenzverfahren läuft, sich einen Spieler leisten, der für den VSV nach Aussagen des sportlichen Leiters, Peter Hrstic, unerschwinglich war?

Matthias Dollinger sen: „Die Antwort auf diese Frage ist sehr einfach. Marco Reich ist ein Superkicker, der den WAC/St. Andrä in die Erste Liga geschossen hat. Man wollte jedoch Marco Reich nicht mehr im engen Umfeld des WAC haben, obwohl man ihm noch ein Jahr das Gehalt weiter bezahlen muss. Wir haben es unserem Heimo Vorderegger zu verdanken, dass wir Reich für die Austria gewinnen konnten. Wir zahlen ihm lediglich die Wohnung und Marco Reich will und wird es uns allen beweisen, welche Qualitäten als Fußballer in ihm stecken. Er ist zwar aktuell noch verletzt, aber wir hoffen, ihn mit Beginn der Meisterschaft einsetzen zu können. Wir sind hocherfreut, dass er in der kommenden Saison für die Austria spielen wird."

"Heimo Vorderegger ist unser neuer Vizepräsident"

liga3.at: Können Sie uns den aktuellen Stand des Insolvenzverfahrens des SK Austria Klagenfurt erläutern und ein wenig Licht in die diversen vereinsrechtlichen Konstruktionen bringen?

Matthias Dollinger sen.: „Das Wichtigste ist, dass das Insolvenzverfahren bis 30.9.2011 abgeschlossen sein wird. Ab 1. Oktober sind wir wieder ohne Masseverwalter selbst voll aktionsfähig. Ich sage aber gleich ganz deutlich, dass ich die Funktion des Präsidenten nur übernommen habe, weil mich Heimo Vorderegger und Dietmar Thuller ganz großartig unterstützen. Es wäre unmöglich gewesen, ohne Heimo eine schlagkräftige Mannschaft auf die Beine zu stellen. Mein Sohn hat mir mehrfach bestätigt, dass er als ehemaliger Spieler der Champions League in den letzten fünf Jahren noch nie ein derart intensives, konsequentes und modernes Training erlebt hat wie aktuell bei Dietmar Thuller. Wir sind dem Dietmar aber auch dankbar, uns mit seinem Wissen und seinem Einsatz den Weg aus der wirtschaftlichen Misere gezeigt zu haben. Ich konnte auch Gerd Miesenböck für unser Team gewinnen, der die Austria im verwaltungstechnischen Bereich unterstützt. Ich möchte betonen, dass wir alle für die Austria aktiv sind, ohne einen Cent dafür zu bekommen. Es ist aber klar, dass diese Stützen unseres Vereins nach einer Konsolidierung bezahlt werden müssen. Heimo Vorderegger übt auf meinen Wunsch hin bereits die Funktion des Vizepräsidenten aus. Wir brauchen diesen Mann unbedingt in der obersten Führungsebene, und ich kann mir nicht vorstellen, dass wir von der Mitgliederversammlung für diese Bestellung keine ungeteilte Zustimmung bekommen. Zu den vereinsrechtlichen Konstruktionen kann ich nur sagen, dass ich mich nicht auskenne und meiner Einschätzung nach auch sonst niemand wirklich einen Durchblick hat. Für uns ist nur wichtig, dass die SK Austria Klagenfurt ab 1.10.2011 wieder voll und ganz ohne Masseverwalter aktionsfähig ist.“

"Eine Dummheit des VSV, des SAK und des SV Feldkirchen"

liga3.at: Wie sehen Sie die Causa um die eingebrachten Proteste beim KFV wegen vermuteter, zu spät eingebrachter Meldungen von Spielern der Austria Klagenfurt

Matthias Dollinger sen.: „Der KFV hat die Proteste erwartungsgemäß abgewiesen, es konnte wohl niemand annehmen, dass wir so blöd sind, es nicht zu schaffen, unsere Spieler rechtzeitig anzumelden. Ich verstehe diese Aktion in keiner Weise. Jetzt, wo diese total danebengegangen ist, schieben sich der VSV, der SAK und Feldkirchen gegenseitig den schwarzen Peter zu. Allein aus wirtschaftlicher Sicht muss dem VSV und dem SAK wohl klar sein, dass die einzigen Spiele mit größeren Zuschauerzahlen die Derbys gegen die Austria sind. Deswegen ist für mich der Versuch, der Austria mit allen Mitteln schaden zu wollen, einfach eine große Dummheit und absolut unverständlich."

"Wenn unsere Mannschaft erfolgreich ist, dann wird auch der Verein überleben"

liga3.at: Wie stellen sich Ihre Erwartungen für die neue Saison dar?

Matthias Dollinger sen.: Es muss der Mannschaft vollkommen klar sein, dass ein Überleben der Austria nur mit sportlichen Erfolgen möglich ist. Das gilt auch in wirtschaftlicher Hinsicht. Das, was vorige Saison abgelaufen ist, darf nie mehr passieren, weder sportlich noch in wirtschaftlicher Hinsicht. Unsere Kicker haben es in der Hand – oder besser noch am Fuß – das Überleben der Austria Klagenfurt zu sichern. Für Spieler und Trainer ist es nach wie vor eine Ehre, für die Austria Klagenfurt aktiv sein zu können. Das wurde mir in den letzten Monaten wiederholt bewiesen. Austria Klagenfurt hat für den Klagenfurter Fußball den gleichen Stellenwert wie Real Madrid oder der FC Barcelona für die spanischen Fußballmetropolen“.


Liga3.at bedankt sich bei Herrn Dollinger sen. für das interessante Gespräch.

von Josef Krainer & Günter Baumgartner