Austria Klagenfurt: Das wichtigste Match steigt am 4.10.2011

Sportlich gesehen ist bislang die SG Austria Klagenfurt den Erwartungen durchaus gerecht geworden.  Enttäuschend lediglich die Vorstellung im Klagenfurter Derby gegen den SAK.  Auch der nächste Gegner, die jungen Kicker von LASK Linz, sollten am 30.9.2011 keine allzu große Hürde sein. Das wichtigste Match für die Austria steigt aber am 4. Oktober 2011. Schauplatz ist nicht das Wörthersee-Stadion, sondern ein Verhandlungssaal im Landesgericht Klagenfurt. Die Gläubiger entscheiden, ob bei der Austria die Lichter ausgehen oder nicht.


Ein Faktum ist auf alle Fälle vor dieser Deadline festzuhalten: Aus wirtschaftlicher Sicht hätte die Austria selbst diesen Termin nicht mehr erlebt, wenn nicht die neue Führung der Austria, allen voran Präsident Matthias Dollinger sen., in die private Geldschatulle gegriffen hätten. Ebenso konnte bislang der wirtschaftliche Überlebenskampf nur mit kostenloser Unterstützung des sportlichen und wirtschaftlichen „Trainers“, Dietmar Thuller, erfolgreich geführt werden. Sportlich ist man von der ersten Runde an auf einem vielversprechenden Weg - Heimo Vorderegger ließ seine Kontakte spielen und stellte eine Mannschaft zusammen, die überhaupt nicht das Flair eines Pleitekandidaten ausstrahlt.

"Habe ein letztes Mal 44.000 Euro aus meiner Brieftasche bereitgestellt"

„Ich habe diese Woche nochmals 44.000 Euro aus meiner Brieftasche bereitgestellt, aber weitere Aktionen in dieser Richtung kann man von mir nicht mehr erwarten“, erklärt Präsident Matthias Dollinger. Die Gespräche mit der Stadt haben bislang noch nicht alle Probleme lösen können. Darunter sind auch Details der Vereinbarungen mit der Sportpark Klagenfurt G.m.b.H., der Betreiberin der Spielstätte der Austria Klagenfurt. Dollinger sen. ist weiterhin zuversichtlich, dass die noch offenen Fragen geklärt werden. Allerdings ist dazu nur mehr bis zum 3. Oktober 2011 Zeit. Sollte keine Einigung mit der Stadt erzielt werden, schließt auch Dollinger sen. aus, weiter die Finanzlücken der Austria zu füllen. Dann würden die Lichter für die Klagenfurter Violetten endgültig ausgehen.

Verkommt die Wörthersee-Arena zum Geisterstadion?

Die Stadt Klagenfurt wird unter anderem wohl abwägen müssen, ob das wohl schönste Fußballstadion Österreichs, das ja auch mit der derzeitigen Kapazität von 33.000 Zuschauern fertiggebaut wird, nicht zu einem „Geisterstadion“ verkommt, in dem maximal die Wasserelfen vom Wörthersee ihren Reigen tanzen. Die zukünftige Finanzierung der Austria Klagenfurt dürfte wohl  kein Hirngespinst sein. Eine österreichische Investorengruppe steht bereit und würde auf drei Jahre den Spielbetreib finanzieren. Geplant wäre überdies sich bereits in der Winterpause der laufenden Saison an einigen Positionen zu verstärken um dann in der Saison 2012/2013 mit aller Kraft den Aufstieg in die Erste Liga anzustreben.  Realistischerweise gibt man sich bei der Austria nicht der Illusion hin, dass der haushohe Meisterschaftsfavorit GAK noch in der laufenden Saison abzufangen wäre.

Neue Investorengruppe

Der neue Präsident soll aus der Investorengruppe kommen, Dollinger sen. und Heimo Vorderegger bleiben dem Klub erhalten. Die Investorengruppe setzt darauf, an Ort und Stelle in Klagenfurt Fachmänner zu haben, die mit den regionalen Besonderheiten vertraut sind. Die Personalentscheidungen würden bei einer Mitgliederversammlung zur Abstimmung gebracht. Voraussetzung ist jedoch, dass die Austria wieder eigenständig handlungsfähig ist. Diese Entscheidung sollte am 4. Oktober 2011 am Landesgericht Klagenfurt fallen. Matthias Dollinger sen. zweifelt nicht daran, dass die Weichenstellungen für die Zukunft der Austria von der Mitgliederversammlung angenommen werden.

Stellt die Politik die Ampel noch einmal auf grün?

Ganz wichtig für die Austria Klagenfurt ist aber auch bei der Bevölkerung und damit den Steuerzahlern, der Stadt Klagenfurt und nicht zuletzt bei den Fans der Violetten das massiv gestörte Vertrauensverhältnis zu verbessern. „Nach der Entlastung der alten Führung unter Josef Loibnegger sind weitere 450.000 Euro Schulden aufgetaucht. Die Staatsanwaltschaft ist eingeschalten und es muss lückenlos geklärt werden, was mit diesem Geld geschehen ist“, erklärt Matthias Dollinger sen. In Anbetracht der Finanzmiseren im Klagenfurter Fußball beginnend mit dem FC Kärnten über Austria Kärnten bis zur neuen Austria Klagenfurt, ist es sicher für die Politik, sprich die Stadt Klagenfurt, keine leichte Entscheidung, die Ampel abermals auf grün zu stellen. Eine grundsätzliche Bedingung muss aber aus Fairnessgründen absolut gegeben sein: In Zukunft darf die Austria Klagenfurt nur jene öffentlichen Förderungen bekommen, die auch allen anderen Vereinen zustehen. Gebaut und verbaut wurde rund um Austria Kärnten und Austria Klagenfurt schon im Übermaß.

von Josef Krainer