Die Regionalliga auf der Zielgeraden - Analyse mit Reinhard Burits

Zwei Runden stehen noch auf dem Programm, ehe sich die Klubs in die wohlverdiente Sommerpause verabschieden. Einige Entscheidungen stehen noch aus, vor allem in der Abstiegsfrage herrscht weiter Ungewissheit. Gemeinsam mit unserem ligaportal-Experten Reinhard Burits analysieren wir die aktuellen Geschehnisse in der Regionalliga Mitte und wagen einen Blick in die Zukunft. 


 

Die Tabellenspitze

ligaportal: "Beginnen wir an der Tabellenspitze: Der LASK hat den Meistertitel fix in der Tasche, die Leistungen sind im Hinblick auf die Relegation wenig vielversprechend. Werden die Linzer den Schalter in den Entscheidungsspielen umlegen können?"

Reinhard Burits: "Ich hoffe es. Es nicht immer leicht, ich traue es Karl Daxbacher aber zu, dass er die Mannschaft wieder so hinbringt, damit sie in der Relegation auf den Punkt da ist und die Leistung bringt. Als Trainer hat man es nur bedingt in der Hand, aber ich denke, dass die Mannschaft genau weiß, worum es geht. Viele Spieler werden den Weg auch mitmachen in die höhere Liga, das muss normalerweise Motivation genug sein. Vor allem hat man das Problem schon länger erkannt und ein paar Wochen Zeit, sich darauf einzustellen. Ich bin da guter Dinge."

ligaportal: "Die Relegation - eine Kopfsache?"

Reinhard Burits: "Es ist absolut eine Kopfsache, obwohl es auch verrückt ist. Einerseits trifft man auf einen Gegner, der viel verloren und wenig Punkte gemacht hat, andererseits hat man selber fast alles gewonnen. Das müsste eigentlich ein psychologischer Vorteil sein, nur muss man den auch richtig einordnen." 

ligaportal: "Dein Urteil zur Kooperation mit dem FC Pasching sowie zum Vorgehen der Gemeinde, die sich bezüglich diese Zusammenarbeit querlegt, weil sie erhöhte Lärmbelästigung für die Anrainer in Pasching befürchtet?"

Reinhard Burits: "Grundsätzlich sehe ich die Kooperation sehr positiv, weil ich denke, dass man in den Bundesländern die Kräfte bündeln sollte, um etwas Schlagkräftiges auf die Füße zu stellen. Für den LASK wäre es auch wegen der Infrastruktur super. Die Problematik mit den Anrainern dürfte auch ein Kommunikationsthema sein. Ich verstehe natürlich - wenn zehn, zwölf Mannschaften inklusive Eltern und Autos mehr antanzen, das wäre schon ein enormer Andrang. Allerdings kann ich mir ohnehin nicht vorstellen, dass alle Mannschaften dort trainieren können. So groß ist die Anlage dann auch nicht." 

 

Der Kampf um Platz drei

ligaportal: "Lafnitz liegt vier Punkte vor dem SV Wallern, in der letzten Runde kommt es zum direkten Duell in der Steiermark. Können die Trattnachtaler dem Sensationsaufsteiger den Stockerlplatz noch streitig machen?"

Reinhard Burits: "Die Serie spricht natürlich für Lafnitz und dafür, dass man den Vorsprung nicht mehr hergibt. Wenn man beide Mannschaften im Frühjahr betrachtet, muss man sagen, dass sie Gewaltiges geleistet haben. Höchster Respekt an die Trainer und Verantwortlichen. Bei Wallern hat man Anfang des Jahres viele Spieler gar nicht gekannt, diese haben sich super weiterentwickelt. Das spricht auch immer für die Arbeit des Trainers. In Lafnitz spricht die Punkteausbeute und das Frühjahr absolut für die Arbeit des Vereins. Man hat im Winter erkannt, welche Spieler man austauschen muss und neue Kräfte dazugeholt. Da scheint sehr kompetent gearbeitet zu werden."

 

Die grauen Mäuse im Mittelfeld

ligaportal: "Kommen wir zu Blau-Weiß Linz: Wie beurteilst du die Verpflichtung von Willi Wahlmüller als neuen Trainer?"

Reinhard Burits: "Auf alle Fälle einmal Gratulation an Willi. Es ist für ihn sicher gut, den nächsten Schritt zu machen. Und Blau-Weiß ist absolut ein nächster Schritt, wenn man das Umfeld sieht. Es ist eine sehr verantwortungsvolle Herausforderung. Blau-Weiß zeigt damit auch Bodenständigkeit, indem man auf dem Trainersektor einen gestandenen, erfahrenen Coach holt. Blau-Weiß hat den großen Umbruch angekündigt, der ist sicher auch notwendig. Nach einem Abstieg muss sich ein Verein immer erst finden. Jetzt hat man wieder ein Jahr gesehen, wie es in der Regionalliga abläuft und alles verdaut. Um das Ganze auf gesunde, neue Füße zu stellen, ist das sicher eine gute Sache."

ligaportal: "Müssen sich die Florianer gleichzeitig Sorgen machen, den einen oder anderen Spieler an die Linzer zu verlieren?"

Reinhard Burits: "Ich glaube nicht, dass Willi Wahlmüller St. Florian ausrauben wird. Natürlich müssen die Florianer aber immer fürchten, dass Leute abwandern, weil sie die Spieler sehr gut ausbilden. Auch der finanzielle Faktor ist ein Thema. Dessen ist man sich aber bewusst. Deshalb sind sie stets am Scouten, um wieder neue Kräfte mit Potenzial nachzuholen. Wichtig wird werden, einen Trainer zu bekommen, der bereit ist, in die Jungen viel zu investieren und diese gut auszubilden."

ligaportal: "Der SAK hat zuletzt mit seinen Wechselspielen Aufsehen erregt. Innerhalb der ersten fünf Minuten wurden zwei Jugendspieler verletzungsbedingt ausgetauscht und durch eigentliche Stammkräfte ersetzt. Diese durften dadurch den Amateuren im Abstiegskampf helfen, weil sie nicht in der Startformation gestanden sind.."

Reinhard Burits: "Ich finde, dem sollte man gar keine Aufmerksamkeit schenken. Das soll jeder so machen, wie er glaubt. Ich stelle mir nur die Frage, wie es einem jungen Spieler geht, wenn man ihn auflaufen lässt und ihm vorschreibt, das Feld nach fünf Minuten wieder verlassen zu müssen. Es ist sicher fragwürdig, ich will dem SAK da aber nichts unterstellen. Es könnte ja sein, dass sie tatsächlich verletzt waren. Ich kenne dort einige Leute und weiß, dass sehr gut gearbeitet wird." 

 

Der Abstiegskampf

ligaportal: "Vorwärts Steyr ist wider Erwarten so gut wie gerettet. Inwieweit kann man von einem Perzy-Effekt sprechen?"

Reinhard Burits: "Ich würde eher vom Djokic-Effekt sprechen. Seit er wieder fit ist, trifft er in jedem Spiel. Wenn man will, kann man auch von einem Perzy-Effekt sprechen, ich würde das aber nicht überbewerten. Sicher ist es immer gut, wenn man erahnt, dass vielleicht ein wenig Ruhe einkehrt. Im Endeffekt greift er aber nicht operativ ein. Vielleicht hat auch Trainer Kraft das Ruder mit einer Erfahrung und seiner pädagogischen Linie herumgerissen. Entscheidend war aber sicher, dass Djokic und Dimic wieder fit wurden. Die beiden schießen nicht nur Tore, sondern gehen auch voran. Natürlich spielt es sich leichter, wenn man in Führung geht. Wenn man da jemanden hat, der immer das 1:0 erzielt, ist das ein Segen."

ligaportal: "In Vöcklamarkt galt der Klassenerhalt ebenfalls als fix. Obwohl der Vorsprung groß genug sein sollte, taucht nach fünf Niederlagen in sechs Spielen zwangsläufig eine Frage auf: War man sich bereits zu sicher?"

Reinhard Burits: "Wahrscheinlich. Wenn man zuvor alles investiert, um zu punkten und ans rettende Ufer zu kommen, das dann vor Augen hat und anschließend ein wenig nachlässt, kann das schwere Folgen haben. Ich denke aber, dass nichts mehr passiert. Das wäre eine sehr unglückliche Konstellation. Ich glaube auch nicht, dass Vöcklamarkt jetzt keine Punkte mehr holt."

ligaportal: "Im Falle von nur zwei Absteigern: Wie groß sind die Chancen für die Amateurteams aus Kapfenberg und Wolfsberg, den VSV vom drittletzten Platz noch abzufangen?"

Reinhard Burits: "Das wird man sehen. Ich traue Kapfenberg eher zu, Villach zu überholen, als dem VSV, noch an Vöcklamarkt heranzukommen. Seit Pana (Georges Panagiotopoulos, Anm.) Trainer ist, hat Kapfenberg einen super Lauf. Es freut mich für ihn, weil er eine sehr gute Spielidee hat. Es gefällt mir, wie seine Mannschaften spielen. Das war schon in Gratkorn so. Es freut mich, dass sich das mit der jungen Truppe in Erfolge ummünzt. Ich glaube, dass noch keine Entscheidung gefallen ist und Kapfenberg durchaus für sechs Punkte gut ist. Ich würde es Pana wünschen."

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