Wettbewerbsverzerrung in der Regionalliga Ost?

Die Regionalliga Ost macht aktuell schwere Zeiten durch. Viele Spielabsagen in der Hinrunde sorgten dafür, dass aktuell ein relativ unklares Bild über die wirklichen Kräfteverhältnisse besteht. Auch die Pausierung des Spielbetriebs brachte den Vereinen nur noch mehr Bürden, die es in Zukunft zu bewältigen gilt. Dabei ist vor allem die Frage, ob es nun Absteiger geben wird, von großer Relevanz.

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Der SC Wiener Linien hat zwei Spiele weniger absolviert als die Wiener Viktoria

Aufkeimende Abstiegsfrage!

Die aktuelle Saison hat schon merkwürdig begonnen. So gab es in der vergangenen Saison, Corona-bedingt, keine offiziellen Auf- und Absteiger, doch verschiedenste Gründe, wie der Rückzug des ASK Ebreichsdorf, sorgten dafür, dass die jetzige Spielzeit mit nur 13 Mannschaften gestartet werden konnte. Damit war von Beginn an eine Konstellation in der Liga geschaffen, die vom ÖFB so nicht vorgesehen ist, jedoch kein Hindernis für einen fairen Wettkampf sein sollte. Die Abstiegsfrage hingegen, die aktuell immer intensiver von einigen Vereinen diskutiert wird, stellt ein viel größeres Problem dar. Im speziellen geht es dabei um jene Vereine, die sich nach einer unvollständig gespielten Hinrunde, bereits um Ihre Existenz sorgen müssen.

Fehlende Planungssicherheit!

Hierbei geht es, neben dem tatsächlichen Ergebnis der Entscheidung, vor allem aber auch um den Zeitpunkt der Eintscheidungsfindung. Die aktuelle Unwissenheit führt nämlich zu einer fehlenden Planungssicherheit innerhalb der Vereine. Wüssten sie nämlich, dass es keine Absteiger geben wird, dann könnten Klubs wie der 1. Wiener Neustädter SC, für die restliche Saison, mehr auf die Jugend setzen, um sich sportlich und finanziell auf die kommende Saison vorzubereiten. Wäre es jedoch so, dass es definitiv Absteiger geben wird, dann wüssten sie wenigstens, was sie zu tun haben, um dies trotzdem zu verhindern. Ein Abstieg würde für die angeschlagenen Vereine nämlich einer Katastrophe gleichkommen!

Wettbewerbsverzerrung bereits vorprogrammiert?

Doch wirklich vorstellbar ist letzteres Szenario grundsätzlich nicht. Dies hängt ebenfalls mit der Corona-Situation zusammen, da aktuell niemand wirklich weiß wie diese Saison fertiggespielt werden kann. Die Erfahrungen der letzten Monate zeigen uns zudem, dass sogar ein erneuter Saisonabbruch nicht unrealistisch ist. Allein diese Breite an möglichen Szenarien erhöht die Wahrscheinlichkeit eines ungleichen Ausgangs der Spielzeit ungemein. Sich jetzt also darauf festzulegen, dass es definitiv Absteiger geben wird, könnte darauf hinauslaufen, dass sich bestimmte Vereine, als Ergebnis eines unfairen Wettkampfs, von der Regionalliga Ost verabschieden müssen. Dies würde dem Sinne des Sportsgeist widersprechen. Hinzukommt, dass auch die jetzige Situation eine Wettbewerbsverzerrung verursachen könnte. Vereine die derzeit mehr Spiele absolviert haben, sind gegenüber anderen Vereinen im Nachteil. Das Transferfenster öffnet nämlich bereits im nächsten Monat, die Nachtragsspiele werden allerdings erst im Februar ausgetragen. Mannschaften, die bisher weniger Spiele absolviert haben, könnten ihren Kader in der Transferperiode umkrempeln und sich dadruch, für die nachzuholenden Spiele, einen Vorteil verschaffen. Die Vereine hätten die erforderliche Anzahl an Spielen also unter unterschiedlichen Voraussetzungen absolviert.

Die Zeit wird es zeigen!

Die kommenden Wochen werden uns mehr Aufschluss zu diesem kontroversen Thema geben. Von zentraler Bedeutung für die Entscheidungsfindung in der Abstiegsfrage sollte nun sein, die Zukunft jedes Vereins der Regionalliga Ost zu sichern. Fraglich bleibt dabei, ob die Grundlage dafür derzeit überhaupt vorhanden ist.

 

Foto: Josef Parak

 

Samuel Marton