Austria Salzburg: "Auch ich träume vom Profifußball!"

austria salzburg svSeit Juni 2010 ist Walter Windischbauer Obmann beim Traditionsverein Austria Salzburg. Zwei Runden sind mittlerweile gespielt. Einem 1:0-Auftaktsieg vor eigenem Publikum  gegen die Wacker Innsbruck Amateure folgte eine 2:3-Auswärtsniederlage in Hard. Mit unterhaus.at spricht der Jurist über die Zukunft des Vereins, das Stadionproblem, die Hall-Absage und das Highlight des Jahres.

unterhaus.at: Vor mehr als einem Jahr sind Sie vom Austria-Fan zum Obmann des Traditionvereins "aufgestiegen". Haben Sie diesen Schritt jemals bereut?

Walter Windischbauer: „Nein. Wenn ich das Jahr zusammenfasse, war es sicher das schönste meines bisherigen Lebens. Natürlich sitzt man am Abend ab und zu da und hat acht Stunden normale Arbeit hinter sich - und dann noch vier, fünf Stunden für die Austria. Da denkt man sich: 'Warum habe ich mir das angetan?'. Wenn man eine solche Verantwortung übernimmt, dann hat man nicht mehr diese Gemütlichkeit und Lockerheit. Aber bereut habe ich es sicher noch keinen einzigen Tag meiner Amtszeit.“

unterhaus.at: Viele Fans träumen vom Aufstieg in den Profifußball. Ist dieses Ziel in dieser Saison realistisch?

Walter Windischbauer: „Ich träume auch vom Profifußball. Mir kann es auch nicht schnell genug gehen und ich habe für jeden Verständnis, der am Ende der Saison sagt 'Jetzt waren wir zwei Jahre in der Regionalliga - wir gehören hinauf'. Wenn man die Tradition der Austria kennt, weiß man, dass der Verein wieder in den bezahlten Fußball zurück soll, kann, muss und auch kommen wird. Ob das in diesem Jahr schon sein wird kann ich nicht sagen. Wir vom Vorstand haben uns das Ziel nicht gesetzt, schon heuer aufzusteigen. Wir haben voriges Jahr überraschend Platz fünf erreicht, wollen besser werden und sollten wir in den vorderen Rängen landen, dann werden wir nicht überrascht sein. Ich verstehe jeden, der sagt 'Wir wollen heuer aufsteigen'. Ich stelle mich sofort dahinter - aber es muss wirklich nicht in diesem Jahr sein.“

unterhaus.at: Ein Aufstieg wäre nach dieser Saison ohnehin schwierig, weil das Stadionproblem noch nicht gelöst ist. Gibt es Zeichen von Seiten der Politik, dass sich in dieser Frage in nächster Zeit etwas tut?

Walter Winidschbauer: „Wir haben eine schriftliche Zusage von den in der Stadt verantwortlichen Politikern Schaden und Padutsch sowie eine mehrfach geäußerte Unterstützung seitens der Freiheitlichen, uns bei den Planungen für eine neue Spielstätte zu unterstützen. Darauf baue ich. Wenn es sportlich gelingt uns zu qualifizieren, dann brauchen wir und v.a. braucht Salzburg über kurz oder lang eine andere Spielstätte. Das Stadion in Maxglan ist nicht ausbaufähig und wird den Voraussetzungen, wie etwa die vorgeschriebene Mindestanzahl von 1000 überdachten Sitzplätze, das Vorhandensein eines hd-tauglichen Flutlichts und windischbauerausreichender Parkräume, für den bezahlten Fußball nicht genügen. Stiegl plant mittelfristig, dort Wohnungen zu errichten. Vor diesem Hintergrund ist Maxglan keine Dauerlösung. Es reicht für die Regionalliga, aber niemals für den Profi-Fußball. Das heißt, dass wir eine neue Spielstätte brauchen - da bin ich nach wie vor guten Mutes. Ich führe jede Woche Gespräche mit Politikern und Wirtschaftstreibenden. Die Zusage der Stadt ist, die Hälfte der veranschlagten Kosten zu übernehmen. Jener Patzen Geld, der dann noch fehlt, wird kleiner und kleiner. Wenn uns die Finanzierung gelingt und wir mit anderen betroffenen Vereinen und Verbänden eine gemeinsame Lösung erwirken, dann sehe ich das Projekt nach wie vor als realisierbar. Allerdings nicht so kurzfristig, dass das Stadion mit dem Beginn der neuen Saison im Falle eines Aufstieges schon bereit steht. Daher werden wir ausloten, welche Übergangsmöglichkeiten es gibt. Jetzt ist es aus meiner Sicht aber noch zu früh, sich darüber schon ernsthaft in der Öffentlichkeit zu unterhalten.“

unterhaus.at: In Runde vier würde die Austria in Hall spielen, die Tiroler wollen die Partie aber wegen der hohen Sicherheitskosten nicht spielen. Wie ist der derzeitige Stand?

Walter Windischbauer: „Die Haller haben uns erklärt, dass die Auflagen seitens der Behörde eine zu hohe finanzielle Belastung darstellen. Die Rede ist von Sicherheitskosten in der Höhe von 30.000 bis 40.000 Euro. Vor diesem Hintergrund weiß ich im Moment noch immer nicht, ob das Spiel am kommenden Montag stattfinden kann. Dieses Mal ist die Situation aber anders als bei Union Innsbruck, als die Behörde die Austragung des Spiels untersagt hat. In Hall geht es darum, dass die Behörde dem Verein zahlreiche Auflagen erteilt hat, die er aus verständlichen Gründen nicht erfüllen kann. Vor diesem Hintergrund gehe ich davon aus, dass Hall für dieses Spiel keine taugliche Spielstätte zur Verfügung stellen kann.  Am grünen Tisch müsste das Spiel mit 3:0 für Austria Salzburg gewertet werden - auch wenn das sportlich nicht sehr befriedigt.“

unterhaus.at: Die Austria hat immer wieder heftigen Gegenwind von den Tiroler Vereinen. Ist die Austria nur ein Spielball, um die ungeliebte Regionalliga abzuschaffen?

Walter Windischbauer: „Den Eindruck könnte man gewinnen. Ich habe das allerdings noch nie von jemandem wirklich ins Gesicht gesagt bekommen. Ich habe auch Verständnis dafür, dass die Situation in Tirol etwas schwieriger ist als in Salzburg. Wir haben jetzt sieben Salzburger Regionalliga-Vereine und daher viel mehr Derbys und Zuschauer. Die Tiroler Vereine argumentieren, dass die weiten Fahrten die Fans davon abhalten, mitzufahren und man in der Tiroler-Liga mehr Zuschauer hätte. Ich kann das Ganze aber vor folgendem Hintergrund nicht verstehen: Wir sind doch alle Sportler und ein Sportler will  nach oben. Wenn man es bis zur Regionalliga schafft, dann sollte man zumindest im Hinterkopf haben, dass man sich vielleicht auch noch für die nächsthöhere Liga qualifiziert. Ich bin der Meinung, dass dieses Denken letztendlich siegen wird - auch wenn man in Tirol das Gefühl haben mag, dass sie lieber unter sich spielen wollen.“

unterhaus.at: Laut neuer ÖFB-Regelung kann der Heimverein vom Gastverein die Hälfte der Sicherheitskosten verlangen. Für die Austria könnte das schwerwiegende finanzielle Folgen haben.

Walter Windischbauer: „Diese Regelung ist aus meiner Sicht absolut nicht durchdacht. Wir haben sie juristisch genau prüfen lassen, laut unserem Rechtsexperten würde diese Regelung vor den ordentlichen Gerichten aus mehreren Gründen nicht halten. Vereinfacht gesagt: Wir halten diese Regelung für sittenwidrig und für gleichheitswidrig. Sittenwidrig aus folgendem Grund: Wenn ein Verein alles in seiner Macht stehende unternimmt, um Sicherheitsprobleme zu vermeiden, dann kann man ihn nicht dafür bestrafen, dass sich einer seiner 'Anhänger' daneben benimmt.  Gleichheitswidrig deshalb, weil sie nach der derzeitigen Formulierung  windischbauer1bei allen Vereinen, ausgenommen bei jenen in der Bundesliga, angewandt werden könnte. Aber: Man kann die Vereine im bezahlten Fußball nicht gänzlich anders behandeln als die Amateurmannschaften. Sollte von dieser Regelung tatsächlich Gebrauch gemacht werden, dann schießen sich die anderen Vereine damit ein Eigentor. Denn auch wir haben Sicherheitskosten, mit denen wir unsere Gastvereine konfrontieren könnten - auch wenn ich das für sehr unsportlich halte. Aus unserer Sicht wird dieser Paragraph nicht halten, wir werden ihn im Falle der erstmaligen Anwendung mit allen gebotenen Mitteln juristisch und sportpolitisch bekämpfen.“

unterhaus.at: Hard hat den Antrag bereits gestellt. Wie ist in diesem Fall der aktuelle Stand?

Walter Windischbauer: „Hard hat den Antrag zwei Tage vor dem Spiel gestellt. Der Paragraph ist aber als Sicherheitsleistung konzipiert. Das heißt, der Gastverein soll im Vorhinein für die beim Spiel anfallenden Sicherheitskosten bezahlen. Uns im Nachhinein eine Sicherheitsleistung aufzutragen, ist also rechtlich und faktisch unmöglich.

unterhaus.at: Am Freitag steht die Partie gegen die Red Bull Juniors auf dem Programm. Fiebern Sie diesem Match schon entgegen?

Walter Windischbauer: „Wer die Geschichte zwischen Red Bull Salzburg und Austria Salzburg kennt, der weiß, dass dieses Spiel für uns ein Highlight ist. Wir haben schon seit einer Woche alle Plätze auf der Tribüne verkauft. Das Stadion wird extrem voll sein, wir haben eine Ausnahmegehmigung erreicht, 200 Personen mehr hinein lassen zu dürfen. Sportlich waren die beiden Spiele im vorigen Jahr die absoluten Highlights. Es zieht mir heute noch die Gänsehaut auf, wenn ich an das Tor von Wührer in der 85. Minute oder an den 2:1-Sieg zu Hause denke. Auch heuer wird es wieder das Spiel 'Herz gegen Kommerz', das mir die ganze Arbeitswoche zum geilen Erlebnis macht. Da wird der Windischbauer wie ein kleines Kind, da steht er zwei Stunden vorher vor dem Stadion und freut sich über jeden, der kommt.“

von Thomas Gottsmann